Der Niedergang des Handy-Giganten Nokia

Es steht schlecht um den finnischen Mobilfunk-Riesen Nokia. Die Ära der internetfähigen Smartphones haben die einst so erfolgreichen Nordländer verschlafen, die Software der Telefone ist veraltet und alle Anstrengungen, die Traditionsmarke wieder in Schwung zu bringen, scheiterten. Dazu kommt die Konkurrenz der Billiganbieter für Einsteigerhandys aus Asien. Die Branche munkelt: Wird Nokia bald geschluckt?

Seit Monaten warten eingefleischte Nokia-Fans auf das erste finnische Smartphone. Bislang vergebens. Die Wut wächst!

Neuste Meldung: Auslieferung soll Ende September sein. Wann das Phone allerdings beim Verbraucher ankommt, weiß man nicht. Nokia selbst redet sich mit der Flut von Vorbestellungen heraus. Man habe mit einem derartigen Ansturm nicht gerechnet. Kenner sind sich sicher: Es gibt technische Probleme am Smartphone selbst.

Das Smartphone-Desaster steht beinahe symptomatisch für die Schieflage des Konzerns. Vieles wird angefangen. Mit dem meisten ist man in den vergangenen Jahren gescheitert.

In den vergangenen drei Jahren gab die Nokia-Aktie um rund 70 Prozent nach. Laut Börsenwert war Nokia noch vor zehn Jahren eines der wertvollsten Unternehmen Europas – mit einem Börsenwert über 300 Milliarden Euro. Nur noch knapp ein Zehntel ist heute davon übrig.

Zweimal schon mussten die Finnen in diesem Jahr eine Gewinnwarnung verkünden.

NOKIA VERZETTELT SICH

Statt sich auf die hausgemachten Probleme zu konzentrieren, schieben die Finnen weitere Projekte an. Das neuste: Nokia will „Google Street View“ Paroli bieten. Man will die Konkurrenz mit besseren Details ausstechen. Derzeit beteiligt man sich an der politischen Debatte – aus eigenem Interesse.

EINZIGE CHANCE: FUSION


Nicht nur Nokia leidet unter der Entwicklung. Auch Microsoft-Chef Stephen Ballmer weiß keinen Rat auf den Siegszug von Apples i-Phones und das Google-Betriebssystem Android. Das Rezept ist daher nicht sehr kompliziert: Nokia hat die Handys (110 Millionen verkaufte Mobil-Geräte im zweiten Quartal – mehr als Verfolger Samsung, LG und RIM zusammen), Microsoft das Betriebssystem. DENN: Das Nokia-Betriebssystem Symbian gilt als veraltet. Windows Phone 7 ist eine komplette Neuentwicklung und sehr wohl konkurrenzfähig.

Bestes Indiz für einen Zusammengang zwischen Microsoft und Nokia ist der neue Chef der Finnen: Stephan Elop (46). Erstmals steht mit ihm ein Ausländer an der Konzernspitze – mit guten Kontakten zum US-Konzern. der Vorteil für Microsoft: Man würde mit einem Mal einen dicken Fuß in die Mobilfunk-Tür bekommen.