Piraten noch aggressiver: Deutsches Schiff gekapert
Somalische Piraten haben im Golf von Aden den deutschen Tanker "Longchamp" in ihre Gewalt gebracht. Das bestätigten ein Mitarbeiter der Reederei in Nairobi sowie ein Sprecher des Hamburger Schiffsfinanzierers MPC, der an dem Schiff beteiligt ist. Die Piraten konnten das rund 3500 Tonnen große Schiff in den frühen Morgenstunden kapern, obgleich es in einem internationalen geschützten Konvoi fuhr und die indische Marine noch einzugreifen versuchte, sagte der MPC-Sprecher. Der Kapitän des Schiffes habe in einem kurzen Telefonat erklärt, alle 13 Besatzungsmitglieder seien wohlauf. Es handele sich um 12 Filipinos und einen Indonesier.
Das knapp 100 Meter lange Schiff war unterwegs von Europa nach Asien. Es habe den Suez-Kanal durchquert und eigens einen Tag gewartet, um sich dem Konvoi anzuschließen, sagte der Sprecher. Der 1990 gebaute Tanker transportiert Flüssiggas. Er gehört der Gesellschaft MPC Steamship, wird aber von der Hamburger Reederei Bernhard Schulte bereedert. Gechartert hatte die "Longchamp" eine Reederei aus dem liberianischen Monrovia. Das Schiff fährt allerdings unter der Flagge der Bahamas.
Der Tanker sei nun aus dem Konvoi ausgeschieden und steuere auf die somalische Küste zu, sagte der MPC-Sprecher. Er rechne mit einer Lösegeldforderung. Das Schiff sei versichert gegen die Folgen von Krieg, Terrorismus und Piraterie.
2009 schon drei Schiffe gekapert
Vor der somalischen Küste sind in diesem Jahr bereits drei Schiffe von Piraten gekapert worden. Im Kampf gegen die Seeräuber sind zurzeit vier Schiffe, darunter auch eine deutsche Fregatte, und drei Aufklärungsflugzeuge von EU-Ländern im Einsatz. Sie sollen vor allem Containerschiffe und Tanker vor Angriffen im Golf von Aden schützen, der wichtigsten Handelsroute zwischen Europa, der arabischen Halbinsel und Asien.
Piraten immer aggressiver
Als Reaktion auf die verstärkte Marinepräsenz sind die somalischen Piraten sogar noch aggressiver geworden. "Die Piraten schießen inzwischen schneller", sagte ein Sprecher der Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam. Es gebe jedoch auch positive Folgen: "Die Angriffe haben zwar zugenommen. Allerdings brauchen die Piraten mittlerweile deutlich mehr Versuche als vorher, um ein Schiff tatsächlich zu entführen", so der Sprecher.
Hacker im EU-Warnsystem
Zudem griffen die Seeräuber zu neuen Methoden, um ihre Gegner zu verwirren, so der Bundeswehr-Sprecher. In den vergangenen Wochen seien Hacker in das elektronische Warnsystem der EU eingedrungen, mit dem bedrohte Frachter und Tanker Hilfe anfordern können. Damit sollten die alliierten Marineverbände auf falsche Fährten gelockt werden.
Nach Angaben des Internationalen Maritimen Büro (IMB) in Kuala Lumpur hat sich die Zahl von Piratenangriffen im Golf von Aden im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.
Quelle n-tv