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Verheerender Zyklon - Bis zu 15.000 Tote in Birma
Verheerender Zyklon - Bis zu 15.000 Tote
Durch den Zyklon "Nargis" sind in Birma nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden mindestens 15.000 Menschen ums Leben gekommen. Außerdem würden 30.000 weitere vermisst, sagte Thailands Außenminister Noppadol Pattama nach einem Treffen mit Birmas Botschafter Ye Win in Bangkok. Allein in der Stadt Bogalay seien 10.000 Menschen gestorben, berichtete das staatliche Fernsehen. Damit wächst die Sorge, dass in dem südostasiatischen Land noch weit mehr Menschen durch den Wirbelsturm, der am Samstag über das Land hinweggerast war, ums Leben gekommen sein könnten. Bisher war das staatliche birmanische Fernsehen von insgesamt 10.000 Toten ausgegangen. Diese Zahlen hatte Außenminister Nyan Win am Montag vor Diplomaten genannt und die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mehrere hunderttausend Menschen obdachlos.
Bevölkerung nicht informiert
Die Militärregierung gerät nun wegen ihres schlechten Krisenmanagements in die Kritik. Obwohl die Behörden von der Bedrohung gewusst hätten, hätten die staatlichen birmanischen Medien keine rechtzeitige Warnung ausgegeben, sagte die US-First Lady Laura Bush. Viele Menschen in dem südostasiatischen Land hätten erst von ausländischen Sendern wie Radio Free Asia und Voice of America von den Sturmwarnungen erfahren, sagte Bush in Washington. "Die Reaktion auf den Zyklon ist die jüngste Beispiel für die Versäumnisse der Militärjunta, auf die Grundbedürfnisse ihres Volkes einzugehen." Die USA hatten sich zuletzt intensiv für internationale Sanktionen gegen die Regierung in Birma eingesetzt, die sie der Menschenrechtsmissachtung beschuldigen.
Der ehemalige schwedische Minister Jens Orback, der im Auftrag des Olof-Palme-Instituts die politischen Bedingungen in Birma vor einem für Samstag geplanten Verfassungs-Referendum untersucht hatte, berichtete bei seiner Rückkehr von chaotischen Zuständen. Selbst in Rangun habe es bis zu zwölf Stunden gedauert, bevor die Behörden reagiert hätten, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Warnung an Überlebende
Die staatlichen Medien warnten in Birma unterdessen vor der Ausbreitung von Krankheiten. Sie forderten die Bürger dazu auf, nur abgekochtes Wasser zu trinken und Insekten von Nahrungsmitteln fernzuhalten. "Essen Sie frische Früchte, benutzen sie saubere Toiletten und schmeißen sie Müll systematisch weg", hieß es im Radio.
Hilfe unterwegs
Die Vereinten Nationen und Regierung in der ganzen Welt versprachen unterdessen Hilfe in Millionenhöhe für die Sturmopfer in einem der ärmsten Länder der Welt. Die UNO werde tun, was notwendig sei, um dringend benötigte humanitäre Hilfe bereitzustellen, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Die Vereinten Nationen schickten ein Expertenteam von Thailand nach Birma, um den anlaufenden Großeinsatz zu koordinieren. Das Welternährungsprogramm (WFP) werde zudem in Rangun 500 Tonnen Lebensmittel bereitstellen. Birmas UN-Botschafter Kiaw Tint Swe bestätigte nach Angaben der UNO die Bitte seines Landes nach internationaler Hilfe.
Deutschland stellte zunächst 500.000 Euro als Soforthilfe für die "Nargis"-Opfer zur Verfügung, die EU-Kommission zwei Millionen Euro. "Unser tiefes Beileid gilt den Familien der vielen Getöteten", erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die USA boten 250.000 Dollar über ihre Botschaft in Rangun an. Weitere Hilfszusagen kamen unter anderem aus Großbritannien, Australien, Japan, Thailand und Indien.
Mächtiger Sturm
"Nargis" war vom Golf von Bengalen aufgezogen und am Freitagabend im Irawadi-Delta auf Land getroffen. Die Böen erreichten Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 240 Stundenkilometern. Tausende Gebäude wurden zerstört, unzählige Bäume entwurzelt und Stromleitungen zerrissen. Der Flughafen von Rangun blieb geschlossen. Die Regierung erklärte fünf Regionen zu Katastrophengebieten: Neben Rangun und Irawadi waren dies Bago sowie die Bundesstaaten Mon und Karen.
Quelle n-tv
Hilfe läuft weiter, aber kommt sie an?
Hilfe läuft weiter, aber kommt sie an?
Das Welternährungsprogramm (WFP) will nach einer vorübergehenden Unterbrechung seine Hilfsflüge nach Birma am Samstag wieder aufnehmen. Es sollen nun doch wie geplant zwei Hilfsflüge nach Birma geschickt werden, teilte die UN-Organisation in Genf mit. Heute hatte das WFP die Luftbrücke zunächst ausgesetzt, nachdem die letzten beiden Lieferungen im Umfang von 38 Tonnen am Flughafen in Rangun beschlagnahmt worden waren. Die Gründe dafür sind bisher unklar. Eine weitere WFP-Sprecherin sagte, möglicherweise handele es sich um zolltechnische Fragen. Man sei mit der Regierung im Gespräch, um Lösungen zu suchen.
Bei den beschlagnahmten Gütern handelt es sich um Proteinkekse, mit denen 95.000 Menschen ernährt werden sollen. Am Donnerstag seien bereits Kekse für 21.000 Menschen eingeflogen worden, die in die am schwersten betroffenen Gebiete geliefert wurden, hieß es.
Birma will Hilfe aus den USA annehmen
Die birmanische Militärregierung gab nach Berichten des Staatsfernsehens unterdessen bekannt, sie sei bereit, auch aus den USA Hilfe für die Wirbelsturmopfer anzunehmen. Wie die Hilfsgüter ausgeliefert und verteilt werden sollen, präzisierte sie aber nicht.
Trotz internationaler Appelle bestehen Birmas Generäle darauf, die Hilfen selbst zu verteilen. Die Regime schickte Helfer aus dem Golfstaat Katar zurück, die mit einem Flugzeug voller Hilfsgüter eingetroffen waren. Das Land könne derzeit keine Hilfsteams aus dem Ausland empfangen, erklärte das Außenministerium. "Derzeit legen wir die Priorität darauf, Hilfen zu erhalten und sie mit unseren eigenen Kräften in die von dem Sturm betroffenen Gebiete zu bringen."
Die Hilfsorganisationen bezweifeln jedoch, dass die Regierung in der Lage ist, die Lieferungen schnell und effektiv zu verteilen. Zudem müssten dringend Experten ins Land gelassen werden, um genau abzuschätzen, was genau wo gebraucht werde. Beobachter vermuten, dass Regime schotte sich aus Angst um sein politisches Überleben ab.
Quelle: tagesschau.de