Premiere: Nagravision-Verschlüsselung bleibt - nur Kartentausch
Der Münchener *******-Anbieter Premiere hat gegenüber der SAT+KABEL die Ankündigung einer neuen Verschlüsselungstechnologie relativiert.
Es gehe nicht um eine Abkehr von dem als kompromittiert geltenden Verschlüsselungssystem Nagravision, sondern lediglich um die Einführung eines neuen Sicherheitssystems, sagte Unternehmenssprecher Michael Jachan auf Anfrage. Für den Kunden bedeute das, dass zertifizierte Receiver auch nach dem Wechsel problemlos zum Empfang der Ausstrahlungen eingesetzt werden könnten. Es würden lediglich die Smart****s aller Abonnenten ausgetauscht. Dieser Tausch soll im zweiten Quartal 2008 erfolgen.
Jachan räumte ein, bei einigen tausend Receivern, unter anderem älteren, nicht mehr unterstützten Modellen des insolventen Herstellers Galaxis, komme es unter Umständen zu Unverträglichkeiten. Hier würden den Kunden aber Umstiegsmöglichkeiten gegeben.
Der Sender hatte am Mittwochmorgen als Grund für die Umstellung ein Gutachten des TÜV Rheinland genannt. Die Erkenntnis, dass es kriminellen Hackern gelungen sei, mit modifizierten Digital-Receivern *******-Programme illegal zu empfangen, wäre dabei für Premiere selbstverständlich nicht neu, so Jachan. Neu sei allerdings die vom TÜV attestierte finanzielle Auswirkung, die sich konkret auf den Wachstum des Unternehmens auswirke.
Trotz der Piraterie-Problematik habe Premiere das Geschäftsjahr 2007 bilanziell im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen, hieß es weiter. Die Umsatzerlöse liegen auf Basis vorläufiger, am Mittwoch vorgelegter Zahlen bei 984,5 Millionen Euro, das Ergebnis vor Steuern und Abschreibunen (EBITDA) bei 83,4 Millionen Euro. Die Plattform verzeichnete zum Jahresende 4,279 Millionen Kunden. 3,651 Millionen werden direkt betreut, 628.000 kommen über Belieferungsverträge mit Arena und Unitymedia. Die vollständigen Geschäftszahlen für 2007 will Premiere am kommenden Donnerstag (14. Februar) vorlegen.
Premiere hatte die Nagravision-Variante Nagra-Aladin des Zugangsspezialisten Kudelski seit November 2003 als Nachfolger für das ebenfalls gehackte Betacrypt-System der früheren Premiere-Tochter Beta Research eingeführt und sprach seinerzeit von einem "unknackbaren" System.
In den vergangenen Monaten hatten sich Sender und Hacker ein wahres Katz-und-Maus-Spiel geliefert. Dabei war es trotz teilweise täglicher Schlüsselwechsel und Sicherheits-Updates immer wieder gelungen, Premiere-Programme illegal über Software-emulierte CAMs und über gepachtete CA-Module wie "*******", "Didem" und "Daytona" sowie "Anaconda" zu empfangen. Zum Teil wurden Aktualisierungen über die Netzwerk-Schnittstelle von Receivern wie Dreambox oder Reelbox sogar per vollautomatischem Update von den Hackern bereitgestellt.
Der Empfang von *******-Sendern ohne Abonnement ist in der Europäischen Union strafbar und schädigt gleichzeitig ehrliche Kunden. Der Besitz, Vertrieb und Einsatz der beschriebenen Karten und Module ist in Deutschland verboten und wird von den Behörden strafrechtlich verfolgt.
Quelle: sat+kabel