Mini Computer von Palm: Ein Kumpel fürs Handy
Von Matthias Kremp
Handy-Bildschirme sind zu klein, die Tastaturen zu winzig. Deshalb brauchen Smartphone-Nutzer ein Gerät, das ihr Handy um Notebook-artige Fähigkeiten erweitert - findet Smartphone-Hersteller Palm und bietet als Lösung den "Foleo" an. Ob sich diese Idee durchsetzen kann?
Ein Begleiter für das Smartphone soll er sein, der neue Foleo von Palm. Per Bluetooth-Kurzstreckenfunk drahtlos verbunden, wird der kleine Rechenknecht zu einer Art Fernbedienung fürs Handy: Alles, was man über die Tastatur des Foleo eintippt, jede Änderung, die man an dessen Bildschirm vornimmt, wird augenblicklich an das mit dem Gerät verbundene Handy weitergeleitet.
Auf diese Weise soll der 600 US-Dollar teure Foleo (zur Markteinführung gewährt der Hersteller einen Rabatt in Höhe von 100 Dollar) eine Folge der zunehmenden Miniaturisierung umgehen helfen. Denn, so Palm-Gründer Jeff Hawkins, weil Smartphones immer kleiner werden, steige auch das Verlangen nach einen großen Bildschirm oder einer vollwertigen Tastatur für die schlauen Mobiltelefone. Schließlich, so Hawkins, werden Smartphones "künftig die am weitesten verbreiteten Personal Computer sein, die schließlich in der Lage sein werden, all das zu tun, was heute ein Desktop Computer kann".
Vorerst nur für Treo-Nutzer
Und dabei soll ihnen nach Palms Willen der Foleo - dessen Name vom Buchformat "Folio" abgeleitet wurde, sich aber unbedingt auf Treo reimen sollte - helfen.
Ausgestattet mit einem 10-Zoll-Farbbildschirm, einer Notebook-ähnlichen Tastatur, WLAN, Bluetooth und diversen Software-Beigaben, soll der 1133 Gramm leichte Apparat Smartphones zu mobilen Office-Computern machen. Laut Palm kann man an dem Gerät alle gängigen Office-Dokumente und E-Mails bearbeiten sowie im Web Surfen. Zudem verfügt der Linux-basierte Mini-Rechner über USB, einen Speicherkartensteckplatz sowie einen Anschluss für externe Bildschirme. Der Akku soll genug Energie für eine Laufzeit von rund fünf Stunden speichern.
Der Hersteller selbst bezeichnet das Konzept als "die Weiterentwicklung des Mobile Computing". Vorerst funktioniert diese Weiterentwicklung allerdings nur mit Handys aus gleichem Hause, also mit den Smartphones der Treo-Serie - unabhängig davon, ob diese mit Palm OS oder Windows Mobile betrieben werden. Die Zusammenarbeit mit Geräten anderer Hersteller, so Palm vorsichtig, sei "voraussichtlich ohne großen Aufwand" möglich. Die Software für den Datenabgleich mit Handys sei für jedermann offen - anders ausgedrückt: Palm verlässt sich darauf, dass Dritthersteller die Anbindung an Fremd-Handys bereitstellen werden.
Ob sich freilich Hersteller wie beispielsweise Nokia tatsächlich daran machen werden, Software für ein Konkurrenzprodukt zu programmieren, ist fraglich. Ohnehin wurde das neue Palm-Produkt nicht ohne Kritik aufgenommen. So sagte der Gartner-Analyst Todd Kort gegenüber der Nachrichtenagentur AP: "Das ist das enttäuschendste Produkte, das ich seit Jahren gesehen habe."
Konkurrenz von UMPCs
Das mag etwas hart sein, doch Zweifel an der Durchsetzungsfähigkeit des Foleo sind durchhaus angebracht. Schließlich scheiterten schon andere Firmen mit ähnlich innovativen Konzepten. So zum Beispiel Apple mit dem eMate, einem mit großem Bildschirm und Tastatur aufgebohrten Newton-PDA, der als Notebook-Ersatz angepriesen wurde.
Heute haben es sich die UMPCs, die ultramobilen Mini-Computer, in dieser Nische bequem gemacht. Solche Geräte, wie sie von Firmen wie HTC und Samsung angeboten werden, sind zwar teurer als Palms Mobile Companion, verfügen dafür aber auch über weit mehr Funktionen, Rechenleistung und Speicherplatz, bieten also letztlich weit mehr Einsatzmöglichkeiten. Zudem sind sie auch ohne Mobiltelefon vollwertig nutzbar.
Bleibt also abzuwarten, ob der Foleo tatsächlich Freunde finden wird. In der Gemeinde der Treo-Anwender dürfte das kein Problem sein, Palm-Nutzer sind traditionell sehr treue Gesellen. Allerdings wird das kaum ausreichen, um das Gerät zum Erfolg werden zu lassen. Derzeit hat Palm nach Angaben des Marktforschungsunternehmens IDC bei Smartphones einen weltweiten Marktanteil von unter drei Prozent - wahrscheinlich zu wenig, um mit dem Verkauf von Foleos an Bestandskunden die Bilanz substantiell aufzubessern.
Allerdings soll der Foleo laut Palm nur der erste Vertreter der von Palm propagierten "Mobile Companions" sein. Weitere Modelle sollen folgen - und könnten dann vielleicht auch die Analysten überzeugen.
Quelle: Spiegel.de