Spätestens seit der Einführung von Windows XP fürchten sich Microsoft-Kunden vor neugierigen Augen aus Redmond. Denn mit dieser Windows-Version wollte sich der Konzern endlich gegen Software-Piraten schützen - indem er die Windows-Systeme zur Kontaktaufnahme über das Internet nötigte. Viele Nutzer schalteten diese Überwachung jedoch mit Freeware-Tools wie xp-AntiSpy einfach ab. Mit dem neuen Windows Vista lautet nun abermals die bange Frage: telefoniert mein Windows nach Hause?
Windows Genuine Advantage
Die einfache Antwort: ja, das tut es. Doch anders als noch zur XP-Einführung im Jahr 2001, als Microsoft zunächst wenig Sensibilität für die Datenschutzbedenken vieler Kunden zeigte, fährt der Software-Riese mit Vista nun einen Schmusekurs. Auf den Webseiten des Konzerns lässt sich genau nachlesen, was das neue Windows über das eigene System verrät. Nebenbei wird dem Kunden noch erklärt, weshalb er diesen Informationsaustausch bitte zulassen soll. Das große Stichwort lautet hier: Windows Genuine Advantage.
Zuckerbrot und Spionage-Peitsche
Windows Genuine Advantage, kurz WGA, steht für den Vorteil, den Nutzer von einer erfolgreich auf Echtheit geprüften Windows-Version haben sollen. So werden zahlreiche wichtige Zusatzprogramme für Vista nur Kunden angeboten, die sich dem prüfenden Auge des Konzerns gestellt haben. Von den neuesten Versionen des Internet Explorer bis zu dem Sicherheits-Tool Windows Defender - keines dieser Goodies lässt sich ohne erfolgreiche Überprüfung installieren. Doch Microsoft geht noch weiter: Nicht überprüfte Windows-Versionen müssen ohne ******** Funktionen auskommen.
Vista ohne Glanzeffekte
Sollten Windowskäufer die Authentifizierung über das Internet verschlafen, schaltet Vista kurzerhand die nagelneue "Aero"-Oberfläche ab. Der vielgepriesene "Wow"-Effekt von Vista wird dann durch immer wiederkehrende Erinnerungen an die fällige Online-Validierung ersetzt. Nach dreißig Tagen wird das ungeprüfte Windows schließlich ganz zurückgefahren – dem Nutzer bleibt ein eingeschränkter Modus, mit dem gerade noch die Überprüfung nachgeholt werden kann. Nur wer jetzt die Kommunikation mit Microsoft zulässt kann wieder alle Funktionen seines Systems nutzen.
Was verrät Vista über mich?
Doch welche Daten übermittelt Windows Vista überhaupt? Zusammengefasst erstellt Microsoft ein eindeutiges Profil des Computers, auf dem das neue Windows installiert wurde: Hersteller, Modell, Serien-Nummer und ID des installierten Windows bis hin zur BIOS-Version. Am Ende erhält der überprüfte Computer von Microsoft noch eine eindeutige Nummer, den "Globally Unique Identifier" oder GUID. Mit dieser Nummer können die Microsoft-Tools dann den Rechner jederzeit eindeutig identifizieren.
Kontinuierliche Überprüfung
Bei der einmaligen Prüfung bleibt es jedoch nicht: in unregelmäßigen Abständen nimmt das System erneuten Kontakt mit Redmond auf, ganz ohne dass der Nutzer etwas davon bemerkt. Damit will Microsoft Piraten aushebeln, die zumindest die einmalige Authentifizierung umgehen können. Für den ehrlichen Kunden bedeutet dies jedoch eine kontinuierliche Überwachung durch Microsoft. Und auch wer nichts zu verbergen hat freut sich nicht unbedingt darüber, mit einem "Fingerabdruck" seines Systems und einer eindeutigen Nummer bei Microsoft gespeichert zu sein.
Piraterie-Bekämpfung vs. Datenschutz
Mit dieser neuen WGA-Offensive nimmt Microsoft den Kampf gegen die zahllosen illegalen Windows-Kopien auf. Dass die Redmonder damit nicht unrecht haben, hat der Start von Vista schon bewiesen: Noch am selben Tag fanden sich auf chinesischen Schwarzmärkten Raubkopien von Microsofts neuem Flaggschiff. Um die milliardenteuren Entwicklungskosten von Vista wieder hereinzuholen muss Microsoft gegen diese Software-Piraten vorgehen. Ob die Kunden die Überwachung deshalb jedoch eher akzeptieren werden, bleibt eine andere Frage.
Letzte Hoffnung: Freeware-Tools
Die fest in Vista verankerte Echtheitsüberprüfung wird sich kaum umgehen lassen. Um diese Rückmeldungen des Systems zu unterbinden müssten normale Käufer die Methoden der Piraten verwenden – stets in der Gefahr, ihr Windows plötzlich nur noch im eingeschränkten Modus wieder zu finden. Einzige Hoffnung für Nutzer, die Microsoft nicht alle Geheimnisse verraten wollen, bleiben Freeware-Tools wie seinerzeit xp-AntiSpy. Solche Werkzeuge können den Wissensdurst der Redmonder vielleicht eindämmen. Der Autor des kleinen Anti-Spionage-Programms für Windows XP hat jedenfalls reagiert - die Domain für ein "Vista AntiSpy" ist bereits registriert
Quelle:
http://oncomputer.t-online.de/c/10/2...0278,si=0.html