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sunnyjonny ist so einer, der eine harte Jugend, und wie schwer sie es hatten auf dem fünfundzwanzig Kilometer langen Fußmarsch zur Schule jeden morgen,
...
MfG
salax
Oder nicht?
Du bist nicht weit davon weg, Salax.
Kannst trotzdem über meine Erinnerungen lachen, wenn es Dich belustigt.
Nur war es damals (noch) nicht in Süddeutschland sondern im Norden der Republik, an der Weser.
"Gespielt" haben wir als Kinder mit unserer Straßengang in Trümmer-Häusern, bevorzugt in deren Kellern.
Bevorzugtes Spiel hieß "Amis"... - weil unsere Stadt von Amerikanern besetzt war.
Nächtliches Kohle-Klauen an der Eisenbahnlinie war Routine.
Ein Bekannter meines Vaters, der auf der Eisenbahn als Heizer fuhr, schippte oft Kohle neben die Gleise, die wir dann einsammelten, damit der Kohleofen gefeuert werden
konnte.
Betteln nach amerikan. Kaugummi + Schokolade war "Geschäftsgrundlage".
Die Beute wurde anschließend verkauft oder gegen Brot getauscht.
Kartoffeln und Rüben holten wir oft in Handtaschen meiner Mutter von einem Feld.
Weil die Lebensmittelmarken nicht reichten.

Ein wichtiger Job in meiner Kindheit war aber das Suchen von amerikan. Zigarettenkippen (die Amis warfen ihre Kippen oft nur halb geraucht weg).
Aus denen wurde dann der restliche Tabak gepult und damit dann "neue" gedreht.
Und die dann für richtig teuer verkauft, das brachte dann Geld für Brot und Milch.
Das habe ich als Kind nach 45 einige Jahre lang "geschäftlich" gemacht.

In den 50ern habe ich dann in meinem ersten Schülerausweis mein Geburtsjahr mit Spucke gelöscht und so geändert, dass ich rechnerisch 18 Jahre alt war.
Damit habe ich dann an Wochenenden und nachts am Hafen gearbeitet, in Schüler-Gangs.
Bananenstauden, Kalisäcke und Stückgut verladen in Eisenbahnwaggons.
Das brachte richtig gutes Geld - und machte Muskeln.
Je 8-Stundenschicht gab es knapp 15 DM.
Hatte man Glück und konnte eine Anschluß-Schicht dranhängen, gab es für die zusätzlichen 15 DM noch 20% Zulage.
Dann ging man nach 16 Stunden mit über 30 (!) DM nach Hause und fühlte sich richtig reich.
Das kam gut, weil mein Vater als entlassener Kriegsgefangener arbeitslos und meine Mutter durch Kinderlähmung arbeitsunfähig war.

Taschengeld?
Woher?
Meine Eltern hatten selbst nichts in der Tasche.

Deswegen nehme ich manches Geplapper und Geschrei heutzutage über "schwere" Kindheit oder Jugend nichts ganz so ernst.

Nein, "schön" war das ALLES nicht, es hat uns aber "stolz" gemacht.
In einem besonderen Sinn, anders, als man heute "stolz" versteht.

Und trotz der Umstände von "DAMALS" (oder gerade deswegen?) habe ich Abi, Studium, Bundeswehr (Marine) und Beruf überstanden.
Und lebe noch immer.