Alkoholismus: Gehirnschaden schon vor der Sucht
Alkohol lässt das Gehirn schrumpfen.
Doch Alkoholiker, die in einer suchtkranken Familie aufwachsen, haben schon vorher ein kleineres Gehirn.
Alkoholiker haben meist ein geringeres Gehirnvolumen als Nichtabhängige.
Bisher haben Mediziner das ausschließlich auf die toxische Wirkung des Ethanols zurückgeführt.
Nun haben Wissenschaftler des amerikanischen National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA) erstmals nachgewiesen, dass Alkoholkranke mit einer Familiengeschichte von Anhängigkeit schon lange vor ihrer Sucht auffällig kleine Gehirne haben.
Das hohe Alkoholismusrisiko von Kindern aus Alkoholikerfamilien ist seit langem bekannt.
Die Wissenschaftler vermuten, dass dafür neben der genetischen Veranlagung auch die Lebensumstände eine wichtige Rolle spielen, etwa Kontakt mit Alkohol schon vor der Geburt, schlechte Ernährung und Betreuung oder instabile Familienverhältnisse.
Die Wissenschaftler vom NIAAA haben für ihre Studie mittels Magnetresonanztomographie die Schädelpartie von Alkoholikern vermessen, die das Gehirn umschließt.
Deren Größe bestimmt das maximale Wachstum des Gehirns in der Pubertät.
Der Schädel bleibt dann lebenslang unverändert, auch wenn das Volumen des Gehirns im Lauf des Alters schrumpft.
Diese Tatsache macht ihn zu einem zuverlässigen Indikator für das einmal vorhandene Gehirnvolumen.
Bei den alkoholkranken Testpersonen aus Alkoholikerfamilien war der Schädelumfang um vier Prozent geringer als der von Alkoholikern ohne einen familiären Suchthintergrund.
Außerdem hatten die süchtigen Nachkommen von Alkoholikern auch einen 5,7 Punkte niedrigeren IQ als die anderen Alkoholiker.
„Auch wenn das Schädelwachstum in erster Linie genetisch bedingt ist, wissen wir, dass eine anregende Umgebung die Entwicklung des Gehirns fördert“, sagt Studienleiter Daniel Hommer.
„In Alkoholikerfamilien ist diese positive Unterstützung eher nicht gegeben. Das Resultat ist ein geringeres Hirnvolumen.“
Die Studie ist vorab in der Online-Ausgabe von „Biological Psychiatry“ veröffentlicht worden.
(pap/Biological Psychiatry)
Quelle
![]()