Spekulationen über Rückzug von Georg Kofler
(Christine Schultze) Viel Zeit zum Durchatmen haben die Premiere-Aktionäre nicht bekommen.
Nur wenige Tage, nachdem der Bezahlsender durch das Bündnis mit dem Erzrivalen Arena wieder richtig ins Spiel gekommen war, schickte Premiere-Chef Georg Kofler die Aktien des Unternehmens am Dienstag auf Talfahrt mit der Ankündigung, sein 11,6-prozentiges Anteilspaket zu verkaufen. Auch wenn der umtriebige Südtiroler verkündete, sein Engagement als Vorstandschef unvermindert weiter zu führen, heizte der Schritt umgehend Spekulationen über einen Rückzug Koflers von dem Bezahlsender an. "Für mich ist schon ziemlich klar, dass er nicht mehr allzu lange bleibt", sagt ein Experte. Schon aus psychologischen Gründen sei der Anteilsverkauf problematisch. Denn Branchenkenner sind sich einig: Premiere steht und fällt mit dem erfolgsverwöhnten Medienmanager.
2005 hatte der 49-Jährige den Bezahlsender an die Börse gebracht. Seither erlebten die Aktionäre ein Wechselbad der Gefühle: Der große Einbruch kam Ende 2005, als sich Premiere im Wettbieten um die Bundesliga-Rechte dem Konkurrenten arena geschlagen geben musste. Praktisch über Nacht verlor das Unternehmen rund 850 Millionen Euro an Börsenwert. Knapp ein Jahr später konnte Kofler erst vor wenigen Tagen die Einigung mit dem Konkurrenten verkünden, durch die Premiere jetzt via Satellit die Fußball-Bundesliga wieder in ganz Deutschland vermarkten kann. Doch der Kursaufschwung, den Kofler mit der Ankündigung auslöste, war am Dienstag durch seinen Anteilsverkauf schon wieder dahin. Dass Kofler nur wenige Tage nach Bekanntgabe der Allianz mit Arena Kasse mache, habe "schon ein gewisses Geschmäckle", sagt ein Branchenexperte.
Der Premiere-Chef selbst begründet das Geschäft mit der Rückzahlung eines Darlehens und will alle Zweifel über seinen Einsatz bei dem Abosender zerstreuen. Dass er im Rahmen des Anteilsverkaufs 20 Millionen Euro wieder investieren wolle, zeige, dass er an die Zukunft des Abosenders glaube, der durch das Bündnis mit arena wieder mehr Planungssicherheit habe, sagt Kofler. "Das ist alles andere als ein Zeichen, dass ich auf Abwanderungswegen bin."
Doch Aktionärsschützer mögen seinen Worten nicht vertrauen. "Wenn sich der große Zampano von Premiere verabschiedet, ist das für mich ein Alarmzeichen", sagt Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Er geht fest davon aus, dass Kofler damit den Abschied auf Raten eingeläutet hat. Und das in einer Situation, wo erst einmal zeigen müsse, ob sich die Allianz mit arena auch wirklich in einem nachhaltigen Abonnentenwachstum für Premiere niederschlägt. Kofler könnte sich derweil schon einmal anderweitig orientieren, vermutet Schneider. Chancen für den umtriebigen Südtiroler ergäben sich beispielsweise bei Deutschlands größtem TV-Konzern ProSiebenSat.1, der nach der Übernahme durch die Finanzinvestoren KKR und Permira mit der europäischen Senderkette SBS Broadcasting zusammengelegt werden soll. Quelle
..... der letzte Absatz liest sich sehr interessant