Norddeutschland rüstet sich für Orkan - Sturmflut erwartetHannover (dpa/lni) - Auf den mit extremen Sturmböen erwarteten Orkan „Kyrill“ rüsten sich Niedersachsen und Bremen mit Schulschließungen und Warnungen an die Bevölkerung:

Wegen des drohenden Unwetters schlossen die meisten Schulen bereits nach der vierten Stunde, Behörden rieten Menschen, zu Hause zu bleiben und die Bahn drosselte vorsorglich das Tempo ihrer ICE-Züge. Die Rettungskräfte hielten sich für Notfälle und die Beseitigung von Sturmschäden bereit. Zunächst kam es aber nicht zu Verletzten oder größeren Sachschäden. Wegen umgestürzter Bäume wurden mehrere Straßen im Raum Hameln gesperrt. Der Zoo in Hannover schloss vorsorglich seine Pforten.

An der Küste und auf den ostfriesischen Inseln liefen die Vorbereitungen auf den Orkan auf Hochtouren. „Wir erwarten für heute Nacht eine sehr schwere Sturmflut mit Werten zwischen zwei und drei Metern“, sagte die Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Herma Heyken. Alle Deichtore auf den Inseln seien bereits geschlossen. Es drohten Dünenabbrüche. „Alle unsere Leute sind in Rufbereitschaft.“

Mit heftigen Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 110 Stundenkilometern kündigte sich Orkan „Kyrill“ am Donnerstagmorgen auf dem Brocken an. „Das wird im Tagesverlauf weiter zunehmen und am Nachmittag richtig losgehen“, sagte ein Mitarbeiter der Brockenwarte. Für den mit 1142 Metern höchsten Berg in Norddeutschland könne mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde gerechnet werden. Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach rechnet von Mittag an mit deutschlandweiten Orkanböen von bis zu 110 Stundenkilometern, die sich zunächst über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ausbreiten.

Wegen erwarteter Sturmböen von bis zu 125 Kilometern pro Stunde riet die Stadt Wolfsburg den Einwohnern, nur absolut notwendige Wege zu erledigen und ansonsten zu Hause zu bleiben. Vor allem solle auf Sport im Freien verzichtet werden und sollten Gartendekoration und Blumentöpfe ins Haus geholt werden. Autos sollten möglichst nicht direkt unter Bäumen geparkt werden. Freizeiteinrichtungen in Wolfsburg wurden geschlossen. Die Feuerwehr rückte aus, um die Sicherung von Baugerüsten, Fahnenmasten und Aufbauten zu veranlassen. Ebenso wurden auf Grund des zu erwartenden Regens auch die Regenrückhaltebecken kontrolliert.

Die Niedersächsischen Landesforsten warnten vor dem Betreten der Wälder. Es könne Gefahr für Leib und Leben bestehen, wenn Äste herabstürzten oder Bäume von den Orkanböen entwurzelt würden, teilte Sprecher Stefan Fenner in Braunschweig mit. Auch in den nächsten Tagen sollten die Menschen auf einen Wald-Spaziergang lieber verzichten. Die Deutsche Bahn drosselte das Tempo ihrer ICE-Züge unter anderem auf den Strecken Hannover-Kassel und Wolfsburg-Berlin auf 200 Kilometer pro Stunde. Außerdem hielten sich Reparaturtrupps mit zusätzlichem Personal bereit, um Sturmschäden zu beseitigen.

Im Kreis Stade standen Feuerwehr und Polizei mit extra Kräften parat, um der Bevölkerung in Notlagen zu helfen. Die Polizei empfahl Autofahrern, mit größter Vorsicht durch bewaldete Gebiete zu fahren und sich nicht mit großen leichten Fahrzeugen auf den Weg zu machen. In Haushalten und in Betrieben sollten Türen und Fenster geschlossen bleiben und lose herumliegende Dinge gesichert werden. Wie die Dachdecker-Innung mitteilte, hielten sich in Niedersachsen und Bremen rund 9000 Handwerker für Notfalleinsätze bereit. Da die Betriebe schon seit einigen Wochen mit der Beseitigung von Wind- und Sturmschäden beschäftigt sind, hätten sie auch schon Material wie Dachziegel, Latten oder Folie gehortet.
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