Die Sabine-Buße
Am 24. Juni moderiert Sabine Christiansen ihre letzte Sendung „Sabine Christiansen“.
So stand es am Freitag in der Zeitung.
Noch viereinhalb Monate!
Wie alle Purgatorien zieht auch dieses sich in die Länge. Vierundzwanzig Sonntage!
Neulich sagte jemand, das müsse man sich „doch nicht antun“.
Könne doch einfach ausschalten. Wer so redet, kann nur ein Atheist sein.
Denn er verkennt den Wirkungsmechanismus von Fernsehen.
Schließlich haben wir vorher „Tatort“ geguckt.
Die Folge ist ein schlechtes Gewissen, dass man sich wieder so an den Verbrechen ergötzt hat.
Immer diese Hoffnung, der Täter komme davon!
Wer sich solcher Lust ergibt, muss sich danach entlasten.
Die Selbstbestrafung heißt „Sabine Christiansen“.
Das ist wie die Buße, die uns ein Beichtvater auferlegen würde:
„Ertragen Sie ohne einmal wegzuschauen Sabine Christiansen,
ihr Gurren,
ihre abgespreizten Hände,
das Geäst ihrer Beine,
ihr Sonnenstudiogrinsen
und ihre Fragen, die immer genau dem Gast das Wort abschneiden,
der vielleicht doch etwas Kluges gesagt hätte. Amen.“
Und das tut man dann auch.
Jeden Sonntag eine Stunde Buße für alle Fernsehlustsünden.
In der Zeitung stand auch, Günther Jauch werde nun nicht „Sabine Christiansen“ als Nachfolger von Sabine Christiansen moderieren.
Das gab uns einen Stich.
Niemand außer Sabine Christiansen ist so sehr Sabine Christiansen wie Günther Jauch.
Mit einem Günther Jauch kann man sieben „Tatorte“ abbüßen.
Das wäre uns sehr zupass gekommen.
Schade.
Solang nicht klar ist, welche Bestrafung das Fernsehen uns künftig anbietet, bleibt nur, besonders aufmerksam den „Tatort“ mit Robert Atzorn anzusehen.
Da ist die Buße gleich mit drin.
Klaus Honold
13.1.2007
Quelle
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