Boxabend in Kempten
Huck-Kampf endet mit Eklat
Dass sich Marco Huck und Pietro Aurino nicht sonderlich leiden können, war schon in der Pressekonferenz zu sehen. Beim Kampfabend in Kempten geriet die Auseinandersetzung dann zu einem waschechten Box-Skandal. Am Ende wurde Huck zum Sieger erklärt, weil Aurino den Ring verlassen hatte.
Hier ging es noch halbwegs friedlich zu.
Boxerisch lief in dem Kampf um die EU-Meisterschaft im Cruisergewicht nicht viel. Marco Huck wartete erstmal ab. Mit seiner ersten Serie konnte er Aurino nicht weiter beeindrucken. Aber schon das Ende der ersten Runde zeigte, in welche Richtung sich der Fight bewegte: Beide Akteure schlugen nach dem Gong nochmal nach. Dabei ging ein Schwinger von Aurino nur knapp am Kopf des Ringrichters vorbei. Trainer Uli Wegner warnte seinen Schützling, nicht die Hände fallen zu lassen.
Unsportlichkeiten satt
In der zweiten Runde ging es dann richtig rund. Beide Kontrahenten prügelten aufeinander ein und ließen sich nun auch nicht mehr vom Ringrichter bremsen. Im allgemeinen Durcheinander setzte Aurino zwei Kopfstöße - der Ex-Kickboxer Huck reagierte mit einem Knietritt, der zum Glück nicht voll traf.
Beide Boxer sind nicht mehr zu halten. Aurino stößt, Huck tritt.
Als der Ringrichter die Kampfhähne endlich auseinander hatte, bestrafte er jedoch nur den Italiener mit einem Punktabzug. Nun gingen Aurino die Nerven völlig durch. Er drehte sich entrüstet um und kletterte kurzerhand aus dem Ring. Sein Manager überredete ihn zwar umzukehren, aber der Kampf war damit trotz minutenlanger Diskussionen entschieden. EBU-SupervisorWillibald Palatin war sich sicher: "Die Regeln sind eindeutig. Wenn ein Boxer aus dem Ring geht, ist der Kampf beendet. Das habe ich noch nie erlebt, dass einer rausgeht und dann wieder zurück kommt und kämpfen will."
Pfiffe und Kopfschütteln
Aurino will nicht mehr und geht.
Die Zuschauer in der gut gefüllten Bigbox-Halle von Kempten waren entsprechend wütend. Box-Promoter Sauerland hatte zwar vorgeschlagen, die Partie unter Protest weiterzuführen, aber das war nicht zulässig. "Da waren viele Emotionen drin und zwei Boxer, die sich nicht beherrschen können", sagte Sauerland nach dem unrühmlichen Ende. Meister-Trainer Uli Wegner war "richtig sauer und enttäuscht. Das wäre ein richtig spannender Kampf geworden. Ich hätte aus Fairness weiter geboxt, aber das geht ja wegen der Regeln nicht. Das ist nicht im Sinne meiner Einstellung zum Boxsport."
"Deutsche sind blöd"
Huck behält den Gürtel und kann sich doch nicht freuen.
Selbstkritik war auch bei Huck nicht zu erkennen. "Es tut mir leid, dass mein Gegner so unsportlich war", bemerkte er nur. Sein Gegner Aurino suchte nach Ausreden: "Ich bin rausgegangen, weil ich genervt war. Zwei Mal hat er mir eine Kopfnuss gegeben und mich getreten. So etwas kann man mir nicht bieten lassen. Das ist einfach unkorrekt. Da raus zu gehen, war mein Fehler. Das ist mir noch nie passiert. In Italien sind alles gute Leute. Aber die Deutschen sind alle blöd."