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Axel Schulz vs. Brian Minto
von Wolfgang Oswald
Sie kommen nie zurück
Das ungeschriebene Boxer-Gesetz scheint in der heutigen Zeit keine Bedeutung mehr zu haben. Zombiegleich treibt es die älteren Semester unter den Boxern wieder ins Rampenlicht. Am kommenden Samstag zum Beispiel kehrt Axel Schulz (38, Foto oben), der Boxer mit der schwarzen Mütze, nach sieben Jahren in den Ring zurück (RTL überträgt live). Sein erster Kampf nach seiner schweren Niederlage im September 1999 gegen Wladimir Klitschko (BP-Nr. 1), von dem er chancenlos grün und blau geschlagen wurde. Ohne Wenn und Aber hatte „Schulle“ damals umgehend seinen Rücktritt erklärt. Er begründete ihn mit einer Erkenntnis, die dem Publikum schon im Laufe des einseitigen Duells dämmerte: „Eindeutiger kann man nicht verlieren, in der Weltspitze habe ich nichts mehr zu suchen, ich habe alles auf eine Karte gesetzt und alles verloren. Jetzt ist es vorbei, es ist gut.“
Was die können, kann ich auch
Es ist der alte und leidige Boxerblues: Du hast die Boxhandschuhe an den Nagel gehängt. Jahre später juckt es dich wieder in den Fäusten. Du kehrst zurück ins Gym. Just for Fun. Um den erschlafften Körper mal wieder in Form zu bringen. Du siehst deine Nachfolger beim Training, zwischen den Seilen. Denkst, Mann, früher waren wir besser, stärker, härter. Und dann ziehst du deine Handschuhe an, kletterst in den Ring, um zu testen, wie gut deine eingerosteten Waffen noch in Schuss sind. Die ewige Suche nach dem heilsbringenden Gral, nach Anerkennung, nach Erfüllung und Selbstbestätigung. Sich selbst etwas beweisen wollen, der eigene Stolz, eine Frage des Egos, der Ehre oder des Geldes. Die Motive für ein Comeback können unterschiedlicher Art sein. Die Folgen aber sind die selben:
Schmerzen
Kein Boxer der Welt geht schmerzfrei aus. Mal sind es die körperlichen Schmerzen während eines harten Kampfes, mal die seelischen Schmerzen in der Vorbereitung. Tag und Nacht zermartert man sich den Kopf über den bevorstehenden Fight, geht den möglichen Ablauf in Gedanken durch, immer und immer wieder. Man schläft mit dem Bild des Gegners ein und wacht mit ihm wieder auf. Nicht mit dem Bild des Partners, nicht mit dem Bild des Kindes oder der Familie. Schwerstarbeit für die Psyche und schmerzvoll für sich selbst, die Freunde und die Familie. Sich und den anderen was vormachen, alles Negative verdrängen und lügen heißen die Devisen.
„Ich bin so geil aufs Boxen wie noch nie!“
In diesem Zusammenhang klingt die Aussage von Axel Schulz wie purer Hohn. Spätestens in der Umkleidekabine vor dem „großen Fight“ schüttelt jeder Boxer über solche Floskeln den Kopf und rennt auf die Toilette. „Ick will es noch mal selbst wissen, nur darum geht es mir“, sagt der weiche Riese und geht dabei über die Tatsache hinweg, dass er für diese Erkenntnis finanziell ausgesprochen gut entlohnt wird. Ohne Geld gibt es keine Gerade, das ist die nackte Realität im Berufsboxen! Denn nicht umsonst gibt es beim Boxen einen Gegner, der es meist ebenfalls wissen will.
„Warum sind Sie Boxer?“
wurde der irische Federgewichts-Champion Barry McGuigan einmal gefragt. Die Antwort: „Weil ich kein Dichter bin. Ich kann keine Geschichten erzählen.“ Immerhin fackelt „Fackelmann“ Schulz nicht lange, macht keine überflüssigen Geschichten und kämpft bei seinem Comeback gleich gegen einen ernstzunehmenden Gegner. Ein US-Profi namens Brian „The Beast“ Minto aus Pennsylvania wurde von Matchmaker Jean-Marcel Nartz auserkoren, mit dem populären „Schulle“ aus Frankfurt/Oder in den Ring zu steigen. Keine leichte Aufgabe für Nartz, jemanden zu finden, der kein billiges „Fallobst“ ist, einen ganz guten Ranglistenplatz hat, den der einst „weiche“ Riese aber dank körperlicher Vorteile und Heimvorteil bezwingen kann - auch nach der langen Abwesenheit.
Das Biest
Minto ist 31 Jahre alt, nur um die 1,80 m groß und fing erst als Erwachsener richtig mit dem Boxsport an. Nach einigen Amateurkämpfen und gescheiterter „Golden Gloves“ Teilnahme trat er 2002 ins Lager der Berufsboxer über. Dort hat er bei nur einer Niederlage 26 Kämpfe gewonnen. Überwiegend gegen Namenlose, er hat noch nie um einen bedeutenden Titel gekämpft. Allerdings machte Minto auf sich aufmerksam, als er in einem begeisternden Gefecht seinen Rivalen Vinny Maddalone im Rahmenprogramm der Weltmeisterschaft zwischen Roy Jones und Antonio Tarver (BP-Nr. 1) nieder fightete. Dort zeigte er schnelle Hände, eine gute Beinarbeit, Herz und Feuer.
O-Ton Rick Conti: "Axel lebt, atmet, isst und trinkt Boxen. Das muss man als Champion auch tun".
Wer sagt, dass Minto nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt ist? Auch er hat Frau und Familie daheim, mit dem Unterschied allerdings, dass er bislang weniger auf der hohen Kante hat als der Deutsche. Vor Jahren fing er wieder mit dem Boxtraining an, um Pfunde zu verlieren, dann wurde aus dem Hobby wegen der Verdienstaussichten plötzlich Ernst. Inzwischen ist der Amerikaner ein guter Freund von Calvin Brock (BP-Nr. 10) und das Sparring mit ihm hat sich für Minto ausgezahlt, so scheint es. Boxerisch hat er einige Fortschritte gemacht, allerdings fehlt es ihm an einigen grundlegenden Fertigkeiten, die sich der Deutsche dagegen schon während seiner Amateurkarriere erarbeitet hat. Doch Minto ist jemand, der an seinen Fehlern arbeitet und sich stetig zu verbessern sucht. 2004, gegen den greisen Tony Tubbs zeigte sich trotzdem, dass es Minto noch an Reife, Cleverness und Ringintelligenz fehlte. Er kam nicht so richtig an Tubbs heran und wurde sozusagen mit einfachen Mitteln ausgepunktet.
Wer die Wahl hat, hat die Qual!
Wie Tubbs verfügt auch Schulz über eine ähnliche Amateurerfahrung und die Mittel, den kleineren Minto in Schach halten zu können. Zudem ist Schulz körperlich im Vorteil. Die Führhand einsetzen, die Distanz halten, mit Eins-zwei-Schlägen arbeiten, das Rezept für den Deutschen scheint einfach, dennoch fällt eine Prognose in diesem Fight schwer. Was hat Schulz konditionell und kräftemäßig noch im Tank? Kann er das frühere Leistungsvermögen nochmal abrufen? Wie geht er mit dem Druck um? Das sind Dinge, die sich erst am Kampftag im Ring entscheiden. Und nicht zuletzt gibt es als unbekannte Komponente das wirkliche Können des Gegners. Minto hat durchaus einige Waffen im Arsenal, die Schulz gefährlich werden können. Er ist ein schneller Mann, der beidhändig hart schlagen kann, gute linke Haken bringt und dank seiner ehemaligen Footballkarriere eine Art verkappter Normalausleger ist.
„Ich muss nicht boxen, ich will boxen!“
Trotz einiger Risiken ist Schulz mit dem Rivalen zufrieden: „Mich interessiert an Minto natürlich seine Weltranglistenposition. Das wird ein spannender Kampf.“ Im Fall einer Niederlage gegen den schlagstarken Minto würde Schulz seine zweite Karriere im Ring nach nur einem Kampf wieder beenden: „Das wäre es dann gewesen.“ Sein neuer Trainer Rick Conti aber ist zuversichtlich. Er hatte mit Schulz im Training in Cape Coral in Florida vornehmlich an der Beinarbeit und der Balance gearbeitet und verspricht: „Axel ist in einem Jahr Weltmeister. Seiner Schnelligkeit, seinem Druck können nur wenige Schwergewichtler dieser Welt standhalten. Er hat die Ernährung umgestellt, viele Pfunde verloren.“ Bei seiner Einlage am Boxsack demonstrierte er, der bislang drei Mal im Kampf um die WM-Krone scheiterte, eine neue Aggressivität. Conti will aus dem Techniker einen K.o.-Schläger geformt haben. „Er steht fester, schlägt seine Rechte jetzt als Konter hart über die Linke seines Gegners“, meint der Coach.
Unabhängig vom Ausgang seiner Ring-Rückkehr, eines hat Axel Schulz schon erreicht: Das Medieninteresse an seiner Person ist so groß wie nie. Vor seiner Rückkehr nach Florida tingelt der Schwergewichtler durch TV-Shows und wird bei Werbeterminen seiner Sponsoren präsentiert. Das Perverse daran: Statt den Nachwuchs zu fördern, neue Wege zu gehen oder neue Dinge auf die Beine zu stellen, bedienen sich die Verantwortlichen einfach alter Namen. Man schlachtet sie aus und verdient daran. Die Vergangenheit wird verklärt, neue Namen aufstrebender Talente schlecht gemacht nach dem Motto „Früher war alles besser!“ und die üblichen Klischees gebraucht. Aber leider, es funktioniert. Das Zuschauerinteresse ist groß und die Leute von RTL reiben sich gierig die Hände.
„Wir wollen an die großen Zeiten anknüpfen und mit einer klaren sportlichen Positionierung das Boxen wieder dahin bringen, wo es einmal war“.
Diese Worte stammen von RTL-Sportchef Manfred Loppe und bilden das Konzept, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Die ewig Gestrigen sterben halt nie aus. Ein Streifzug durch die Boxhistorie würde ausreichen, um herauszufinden, dass auf einen George Foreman unzählige Muhammad Alis kommen. Und nicht einmal „Der Größte aller Zeiten“ scheint noch als abschreckendes Beispiel zu taugen, sondern er wird blind verehrt, allein des Ruhmes, Goldes und Geldes wegen, das mit ihm immer noch zu machen ist. Für die Jungen wenig Platz, um zu gedeihen, zu reifen und eine Persönlichkeit zu werden.
O-Ton Axel Schulz: „Mein Kind treibt mich an.“
Als Siegertyp möchte Axel Schulz vor seiner Frau und seiner nicht mal einjährigen Tochter dastehen. Doch echte Siegertypen wissen, wann genug ist. Sie gehen keine unnötigen und überflüssigen Risiken ein, sondern stehen hinter ihrer Familie zum Schutz und greifen dann ein, wenn es nötig ist. Und vor allem haben sie die Kraft und Stärke, den unmoralischen Versuchungen des Lebens zu widerstehen. Sie leben im „Heute“ um den Menschen von „Morgen“ eine Zukunft zu geben und nicht im „Gestern“.
PS: Leider hat der Autor dieses Artikels nicht die Größe, auf die Fernsehübertragung zu verzichten. Aber er schaltet nicht unbedingt ein, um zu sehen, wie Schulz eins in die Fresse bekommt und man dann sagen kann: „Seht her, ich hab's schon vorher gewusst.“ Oder umgekehrt: „Ja, ja, die alten Hasen haben es immer noch drauf.“ Sondern vielmehr darum, um sich wieder einmal zu wundern, wie leicht man von sich reden machen und damit Geld verdienen kann. Und schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Ein unterhaltsamer Kampf kann es ja trotzdem werden, man ist heutzutage bescheiden geworden.
Donnerstag, 23. November 2006 Q.Boxingpress.de