Ungehemmt haben einige BVB-"Fans" am Rande des Bundesligaspiels gegen RB
Leipzig in Dortmund randaliert.Die heile Fußballwelt gibt es also auch in Dortmund
längst nicht mehr.
Eine Betrachtung von Albrecht Breitschuh
"Natürlich sind wir noch ein Stück von den großen Marken Real Madrid,FC Barcelona,
Manchester United oder auch dem FC Bayern entfernt".So klingt es,wenn sich
Fußball-Traditionalisten wie Hans-Joachim Watzke,Vorsitzender der Aktiengesell-
schaft Borussia Dortmund,aus den Tiefen der Umkleidekabine zu Wort melden.
Und da Marken Gewinn generieren müssen,haben die Dortmunder ***ostasien
"als neuen Zielmarkt definiert", wie der Marketingdirektor Carsten Cramer in ebenfalls
reinem Stehplatzbesucher-Deutsch mitteilt.
Er tut ganz so,als würde sich der Mann ausschließlich von Stadionbratwurst ernähren.
Auch wenn die Borussia,wie Cramer betont,nicht überall "First Mover"sein müsse,
gehe es darum,das "Kernprodukt"-nämlich das intensive Fußballerlebnis-mit
größtmöglicher Nähe zu transportieren. Natürlich mit dem Ziel,die "Marke Borussia-
dortmund" zu stärken.
Ach ja,intensive Fußballerlebnisse:Die haben die Dortmunder nicht nur für die eigene
Kundschaft vorgesehen,auch Gäste dürfen an dieser ganz speziellen Atmosphäre
teilhaben.Wie die von RB Leipzig am vergangenen Wochenende:"Ich habe noch
nie so hasserfüllte Fratzen gesehen" sagte der Einsatzleiter der Dortmunder Polizei
in einer ersten Stellungnahme,nachdem die Verfechter tradierter Fußball-Werte ihrer
Empörung über den Sittenverfall in der Bundesliga Luft gemacht hatten.
Im Stadion,dessen Name die große Vereinsgeschichte betont und deshalb Signal-Iduna-
Park heißt,zeigten die schwarz-gelben Tugendwächter nicht zum ersten mal,dass Hass-
botschaften keinesfalls eine Domäne des Internets sein müssen.
"Für mehr Bullenhass" "Pflastersteine auf Bullen" oder "Bullenschlachten" stand auf
den Spruchbändern,und das diese Parolen durchaus als Aufruf zu verstehen waren,
zur Tat zu schreiten,bezeugen die zahlreichen Verletzten rund um das-ja,man darf
ruhig daran erinnern-Topspiel der Woche.
Die Polizei sprach von einer extremen Gewaltbereitschaft,die sich gegen jede als Leipzig-
Fan erkennbare Person richtete,egal ob es sich um kleine Kinder,Frauen oder Familien
handelte.Auf einem Transparent wurde Leipzigs Sportdirektor Rangnick aufgefordert,
Selbstmord zu begehen.Warum unter solchen Umständen das Spiel überhaupt ange-
pfiffen wurde,wird das Geheimnis des-auch daran sei erinnert-Gastgebers bleiben.
Bisher haben mich die Anfeindungen gegen RB Leipzig eher amüsiert,vor allem wenn sie
vom Anhang eines rein kommerziellen und börsennotierten Unternehmen wie Borussia
Dortmund kamen,das sein Profitstreben mit dem Etikett "Echte Liebe" zu veredeln
versucht.
Jetzt stoßen mich diese vor Selbstgerechtigkeit triefenden Ausfälle selbst ernannter Fußball-
Romantiker nur noch ab.Meine beiden Wünsche für den Rest der Saison: Borussia
Dortmund erobert in seinen nächsten Heimspielen vor leeren Rängen ***ostasiatische
Märkte und RB Leipzig wird deutscher Meister.
Auch wenn das auf Kosten des-rein ehrenamtlich geführten-Traditionsvereins
Bayern München gehen würde.