Die Itzehoer Versicherungen testen eine Art Blackbox in der grösse
einer Streichholzschachtel,um das Fahrverhalten von Autofahrern
zu kontrollieren.Dies solle dann Grundlage für sogenannte Schadens-
freiheitsrabatte und die Risiko-Berechnung der Prämienhöhe werden.
So ganz neu ist die Idee nicht.
Eine Glosse von Albrecht Breitschuh
Versicherungsvertreter haben ja einen denkbar schlechten Ruf.Laut
einer Umfrage halten 45% der Deutschen Vertreter dieses
Berufsstandes für unsympathisch,abgeschlagen auf den Plätzen
folgen Politiker und Fernfahrer.
Warum das so ist?Keine Ahnung,irgendwie haftet diesen Leuten-
oder besser:dem Milieu,aus dem sie kommen-etwas Unseriöses
an.Selbst prekäre Beschäftigungsverhältnisse,die nicht auf Dauer
und Kontinuität angelegt sind-Trainer beim Hamburger Sportverein
zum Beispiel-geniessen höheres Ansehen.
Das ist natürlich ungerecht,denn die Branche hat viel mehr zu
bieten als die paar schwarzen Schafe,die da klinkendputzend
durch die Republik ziehen.
So ist sie eines der letzten Reservate,in denen die deutsche
Sprache ihre poetische Kraft entfalten kann.Ich sage nur:
Beitragsanpassungsklausel!Oder:Berufsunfähigkeits zusatzversicherung!
Und nicht zu vergessen:Schadensfreiheitsrabatte!Mit Letzterem
lockt nun die Itzehoer Versicherung uns Autofahrer.
Ein GPS-gesteuerter Chip soll künftig alle wichtigen Daten während
der Fahrt registrieren und in die malerische Kreisstadt beiderseits der
Stör senden.Dort in der Unternehmens******** wird dann ausgewertet.
Hat sich der Versicherte an zulässige Höchstgeschwindigkeiten
gehalten,schwer befahrbare Schotterpisten oder Feldwege gemieden
und auch nicht völlig übermüdet nachts um drei noch seine
heranwachsenden Kinder eingesammelt,winkt Preisnachlass.
Schadensfreiheit natürlich vorausgesetzt.
In einer Tempo-30-Zone einen Radfahrer vom Sattel zu holen,
würde selbst bei angapasster Geschwindigkeit und moderatem
Bremsverhalten den Rabatt zumindest gefährden.
Neu ist die Idee übrigens nicht.Die Konkurrenz von "Generali" plant,
über eine App die Fitnessdaten ihrer sportlichen Kundschaft zu
erfassen und versicherungstechnisch einwandfreie Lebensführung
mit Gutscheinen,Geschenken und Prämien zu belohnen.
Das könnte sich vor allem für jene unheilbar gesunden Menschen
rechnen,die beim Kauf von fair gehandelten Produkten aus
kontrollierten Anbau mit Nachhaltigkeitszertifikat über den Tisch
gezogen werden.
Sollte der sportliche Ehrgeiz allerdings nicht von Dauer sein-im
Fachjargon spricht man von Laufzeitverkürzung-droht die
Umgruppierung. Im schlimmsten Fall zu den ganz hoffnungslosen
Fällen:notorischen Rauchern,Trinkern,Fleischfressern,Rasern-
rabattferne Risikogruppen.
Die sollen froh sein,das ihnen überhaupt noch Versicherungsschutz
gewährt wird.Wer dort angelangt ist,hat nur noch eine Chance,
Prämien zu sparen:Über den Todesfallbonus.Und zwar am besten
den im Erlebensfall als Schlussüberschussbeteiligung.
Klingt nicht nur kompliziert,ist es auch.Deshalb also lieber schön
gesund leben,immer in Bewegung bleiben und vor allem auf das
Bremsverhalten achten.Ihre Versicherer