Schlechter als beim letzten Abstieg

Hamburg - Von Jörg Berger hieß es einmal, er hätte auch die Titanic gerettet.

Über Felix Magath wurde gesagt, dass er die Passagiere zumindest topfit gehalten hätte.

Über Klaus Allofs kann man in diesem Sinne sagen, dass er Schiffsreisenden wohl das Gefühl zu vermitteln hätte, dass das mit dem möglichen Untergang kein Grund zur Beunruhigung ist.


Doch Allofs schaffte hinterher das Kunststück, auch das nicht wie das große Drama wirken zu lassen. (DIASHOW: Der 23. Spieltag)

"Nicht zu erklären"

Er sprach zwar harte Worte aus: Dass er "enttäuscht" wäre.

Dass viele Spieler "heute nicht beweisen konnten, dass sie in diese Mannschaft gehören".

Und dass "nicht zu erklären" sei, warum "erfahrene Spieler die Fehler machen" würden.

Aber er trägt das alles im Ton weiter so gelassen und routiniert vor, dass einem bei seinem Anblick schon nicht mehr auffällt, dass sein Verein in der sportlichen Existenz erschüttert ist.

Eine 0:4-Klatsche beim HSV: Das gab es zuletzt, als Thomas Schaaf noch mit Rune Bratseth und Wynton Rufer auf dem Feld stand. 1989 war das.

24 Punkte nach 23 Spielen: So schlecht stand Werder (auf die alte Punkteregel umgerechnet) nicht mal in der Abstiegssaison da, als Schaaf noch ein 19 Jahre altes Nachwuchstalent war. 1980 war das.

Trotz allem wird 31 Jahre später aber weiterhin nicht an der Verbindung Schaaf - Werder gerüttelt.

Trainerfrage weiter kein Thema

"Thomas Schaaf steht nicht zur Disposition", sagt Allofs weiterhin.

Was man stattdessen gegen die Krise tun würde? Das Rezept lautet in der Essenz "weiter arbeiten". Ein Mantra, das mit jedem Debakel hohler klingt, in das sich Bremen mit der Weiterarbeit begibt.

"Wir beschönigen ja nichts", meinte Schaaf entschuldigend: "Wir stellen uns der Kritik und versuchen uns zu wehren."

Ein Vorhaben, dass im Moment aber "nicht wunderbar glückt".

Ein dysfunktionaler Torso

Wohl wahr: Schaafs Team präsentierte sich beim Erzrivalen einmal mehr als dysfunktionaler Torso.

Dem hinten ein stabilisierendes Rückgrat fehlt, in der Mitte das Herz und vorne ohne den erneut verletzten Claudio Pizarro die vollstreckenden Gliedmaßen.

Und die Moral, gegen einen Rückschlag anzukämpfen wie das 0:1 kurz vor der Pause durch Mladen Petrics Traumvolley "aus heiterem Himmel" (Schaaf).

"Nach dem zweiten Gegentor haben wir uns leider nicht mehr gewehrt", sprach der Coach das Offensichtliche aus.

Mertesacker wie Daffy Duck

Ein Werder-Team voller aktueller und ehemaliger Nationalspieler wie Frings, Marin, Hunt und Fritz trat auf, als hätte er sich für einen Kostümball als nicht erstligareifer Aufsteiger verkleidet.

Besonders gut war dabei Per Mertesackers Tarnung.


Vor dem Hamburger 2:0 durch Paolo Guerrero ließ er sich von Mladen Petric den Ball wegnehmen und übertölpeln wie einst Daffy Duck von Bugs Bunny. Beim 1:0 druch Petric und beim 3:0 durch Guerrero übernahm er ebenfalls tragende Rollen.

Quelle: Sport1.de