Koran-Verbrennung:Bizarre Winkelzüge – Was will Pastor Jones?
Seit Tagen hält er die Welt in Atem. Jetzt behauptet Terry Jones, Gott habe ihm ein Zeichen gegeben. Der radikale Gottesmann schafft reichlich Verwirrung.
Zuerst beschäftigt sich US-Präsident Barack Obama per Interview mit dem renitenten Gottesmann in Florida. Dann statten ihm vier FBI-Beamte einen diskreten Besuch ab. In Gainesville heißt es, sie hätten ihn regelrecht in die Mangel genommen. Schließlich rief Verteidigungsminister Robert Gates persönlichen den radikalen Pastor Terry Jones an, redete ihm ins Gewissen. Dem geballten Druck konnte der Chef des Dove World Outreach Center nicht standhalten. Doch mit der Absage der geplanten Koran-Verbrennung stiftet der Ultra-Klerikale zugleich reichlich Verwirrung. Die Motive seines Handels erscheinen immer bizarrer.
"Vor 15 Jahren war das einmal eine ganz normale Kirche“, sagt ein 48-jähriger Mann, der in unmittelbarer Umgebung des Gotteshauses wohnt. "Doch als Jones das Center übernahm, begann eine völlig unverständliche Radikalisierung. Niemand versteht ihn mehr“, sagt der Mann, der seinen Namen nicht nennen will. "Er ist schlichtweg verrückt“, meint die 69-jährige Sady Kolb, die ebenfalls in der Nachbarschaft der Kirche lebt. Schon vor längerer Zeit habe er ein Schild vor dem Gotteshaus aufgestellt, dass der "Islam des Teufels“ sei.
Auch Jones Pläne der Koran-Verbrennungen seien alles andere als ein Geheimnis gewesen, meint die Frau. "Die Wahrheit: Pastor Jones liebt die Publicity, er kostet sie aus“, kommentiert ein anderer Anwohner des gepflegten Mittelklasse-Viertels rund um die Kirche. "Er hat in seiner Kirche 160 Koran-Ausgaben gehortet, die er verbrennen will. Aber im Grunde ist das alles ein riesiger Zirkus.“
Provinzposse, Medienrummel oder einfach bizarre Selbstdarstellung eines verwirrten Provinzpastors, der gerne vor Fernsehkameras tritt? Doch tatsächlich hat vor allem der US-Kommandeur in Afghanistan, General Petraeus, dafür gesorgt, dass Pastor Jones und seine geschmacklosen Pläne überhaupt in die Schlagzeilen gelangten. Angeblich wird Petraeus Warnung, Jones Koranverbrennung könne Angriffe auf US-Soldaten in Afghanistan provozieren, innerhalb des Pentagons kritisiert. Doch Petraeus trat eine Welle los: Von Afghanistans Präsident Hamid Karsai über Angela Merkel bis Hillary Clinton taten die Großen der Welt ihre Besorgnis kund.
Doch mit dem Rückzieher gibt Pastor Jones der Welt nochmals ein Rätsel auf. Allein, dass der bekennende Islam-Hasser ausgerechnet nach einem Gespräch mit einem lokalen Iman sich zur Umkehr entschlossen haben will, mutet eigenartig an. Bizarrer Auftritt: Wie zwei Staatsmänner, die ein heikles diplomatisches Problem vom Eis geholt haben, traten die beiden Männer unter brütender Sonne vor die Presse.
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Angeblich habe Jones sich zum Rückzug entschlossen, weil im Gegenzug der umstrittene Bau einer Moschee in der Nähe vom Ground Zero in New York nun an anderer Stelle realisiert werden soll. „Sie haben zugestimmt, die Moschee zu verschieben, wir haben zugestimmt, unser Ereignis am Samstag zu verschieben.“ Er habe das als Zeichen Gottes angesehen.
Clinton verurteilt geplante Koran-Verbrennung
Doch schon wenig später kommt das erste Dementi aus New York. Es gebe keine Einigung, teilte der New Yorker Imam Feisal Abdul Rauf mit, der für den Bau der dortigen Moschee zuständig ist. "Wir werden nicht mit unserer noch mit irgendeiner anderen Religion spielen. Noch werden wir einen Tauschhandel treiben.“
Quelle: Welt.de