Widerspenstig und gemein: Bettwanzen breiten sich aus

Winzige, nachtaktive Blutsauger - Bettwanzen machen sich in deutschen Ballungsgebieten breit. Der Deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband (DSV) spricht von einer starken Zunahme, die vor etwa fünf Jahren begonnen habe.



"Barbarischer Juckreiz"

"Bettwanzen übertragen keine Krankheiten", erklärt Erik Schmolz vom Umweltbundesamt. Deshalb gebe es noch keine Daten über ihre deutschlandweite Verbreitung. Doch wer einmal Bettwanzen in seinem Haushalt hat, leidet unter den Plagegeistern: "Der Juckreiz ist barbarisch", sagt der Chef des Frankfurter Gesundheitsamtes, René Gottschalk.

"Ein Anstieg der Bettwanzen-Population ist weltweit zu verzeichnen", berichtet der DSV-Bundesvorsitzende Rainer Gsell und nennt Dubai als Beispiel. Die behaarten Tierchen mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Cimex lectularius hatten vor den Olympischen Winterspielen auch im kanadischen Vancouver für Aufregung gesorgt.

Bettwanzen sind zäh und mögen Schweiß


"Bettwanzen sind ein Geniestreich der Natur", sagt Gottschalk. "Die Insekten kommen unglaublich lange ohne Feuchtigkeit und Nahrung aus." Die Menschen dienen den nur wenige Millimeter großen Tieren kurze Zeit als Futterquelle, dann verschwinden sie wieder in ihren Ritzen. "Wanzenfamilien essen gemeinsam zu Abend, alle auf derselben Stelle", berichtet der Mediziner. "Sie mögen es besonders, wenn der Mensch schwitzt. Die erste, die Licht sieht, huscht zurück in die Ritze und der Rest der Familie folgt."

Stich kann allergische Reaktion hervorrufen

Extrem juckende und massiv allergische Hautreaktionen können die höchst unangenehme Folge eines Wanzenstichs sein. Denn die birnenförmigen Sechsbeiner sondern beim Stechen einen Stoff ab, der neben Schlafstörungen auch starke allergische Reaktionen verursachen kann. Antihistamin-Salben helfen, so die Fachleute. Auch Erreger wie Borreliose, Hepatitis und sogar HIV seien bei Wanzen schon gefunden worden. Eine Übertragung auf den Menschen wurde aber nicht nachgewiesen.

Tourismus und weltweiter Handel bringen Bettwanzen nach Deutschland

Mit dem globalen Tourismus-Boom und dem weltweiten Gebrauchtwaren-Handel erklären Fachleute die Ausbreitung der Bettwanze. Sie können unbemerkt in Koffern und Taschen mitreisen, vor allem aber auch in Kartons auf Lastwagen, Schiffen, Zügen und Flugzeugen. "Sie lieben Hölzer und Kartonagen", sagt Gottschalk.

Schwarze Punkte sind Anzeichen für Wanzenbefall

"Es liegt definitiv nicht an mangelnder Hygiene", betont Schmolz. Und Gottschalk sagt: "Wenn Bettwanzen erstmal irgendwo drin sind, breiten sie sich aus und sind auch in blank geputzten Kachelstudios und sehr gepflegten Wohnungen zu finden." Noch vor zehn Jahren hätten Wanzen als ausgerottet gegolten, sagt Schädlingsbekämpfer Gsell. Ein untrügliches Zeichen für Wanzenbefall seien die Kotspuren: "Kleine schwarze Punkte auf Tapete und Bettrahmen."

Bettwanzen sind hartnäckig

Wurden im Haushalt Bettwanzen entdeckt, sollten Sie "sofort einen professionellen Schädlingsbekämpfer rufen", rät Schmolz. "Sie müssen fast die ganze Wohnung zerpflügen, um an die Wanzen heranzukommen", sagt Gottschalk. Möbel müssten auseinandergebaut, Ritzen mit Silikon zugestopft und die Matratze möglicherweise ausgewechselt werden.

Die preiswerteste und am wenigsten aufwendige Methode seien Insektizide, sagt Gsell. "Allerdings kann es schon mal sein, dass das nicht gleich von Anfang an funktioniert." Deutlich aufwendiger und teurer sei es, die Tierchen mit Hitze - über 55 Grad - oder Trockeneis zu bekämpfen. Und auch wenn der Kammerjäger mehrmals kommen muss: "Sachgemäß angewendet, sind bei der Bekämpfung im Insektiziden keine Gesundheitsschäden zu erwarten", sagt Schmolz.

Quelle: t-online.de