United laut Beckenbauer nicht unschlagbar
Auch Franz Beckenbauer gehört zu den Personen, die das dramatische Endspiel von 1999 zwischen dem FC Bayern München und Manchester United FC noch nicht ganz verkraftet haben. Dank Franck Ribéry und Arjen Robben, so der Kaiser, muss dem Rekordmeister diesmal aber nicht Bange sein.
Franz Beckenbauer hat im Fußballgeschäft schon so ziemlich alles gesehen und miterlebt, doch wenn man ihn an die Geschehnisse vom 26. Mai 1999 erinnert, kann auch er nur mit dem Kopf schütteln.
Damals war Beckenbauer noch Präsident vom FC Bayern München, mittlerweile ist er Ehrenpräsident des Rekordmeisters. Für die dramatische Wende wie bei jener Partie im Camp Nou mit zwei Treffern in der Nachspielzeit findet er auch heute kaum Worte.
"Ich bin lange im Fußball dabei, ca. 55 Jahre, angefangen als Schüler. Aber so ein Spiel habe ich nie gesehen, wo eine Mannschaft eigentlich schon der sichere Sieger war und den Pokal schon in der Hand hielt und dann in der Nachspielzeit noch verloren hat," sagte er im Interview mit UEFA.com. "So eine Dramatik hatte ich vorher noch nie erlebt. Natürlich für uns enttäuschend, aber der glückliche Gewinner war Manchester United."
Bayern trifft am Dienstagabend erneut auf United, und auch wenn es sich diesmal "nur" um das Viertelfinale in der UEFA Champions League handelt, ist die Anspannung vor dem großen Showdown erneut riesengroß. "Es ist immer faszinierend, wenn Manchester United auf Bayern München trifft," so der mittlerweile 64-Jährige.
Die Begeisterung hält sich aber dennoch in Grenzen, denn laut Beckenbauer ist United nach dem FC Barcelona die beste noch im Wettbewerb verbleibende Mannschaft. "Ich war gerade erst in Barcelona und habe das Spiel gegen Stuttgart gesehen. Stuttgart hatte überhaupt keine Chance und konnte glücklich darüber sein, nur mit 0:4 verloren zu haben. Wenn sie 0:7 oder 0:8 verloren hätten, wäre das auch in Ordnung gewesen."
"Also Barcelona ist sehr, sehr stark. Dann kommt aber gleich Manchester United. Es ist kein Wunschkonzert. In diesem Wettbewerb musst Du gegen die spielen, gegen die Du ausgelost wirst. Du hast zwei Spiele und natürlich kannst Du Manchester United in zwei Spielen schlagen, das ist gar keine Frage, aber Du brauchst eine sehr, sehr gute Verfassung."
Zwangsläufig also muss sich der FC Bayern im Vergleich zu den letzten Ligaspielen (in der Bundesliga gab es zwei Pleiten in Folge) erheblich steigern, dennoch hat man laut Beckenbauer zuletzt einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht, was nicht zuletzt auch Trainer Louis van Gaal zu verdanken ist. "Ich glaube, dass sie endlich den Weg gefunden haben, so zu spielen wie es der neue Trainer möchte. Es hat einige Änderungen gegeben. Lucio ist zu Inter gegangen und Zé Roberto nach Hamburg. Das waren zwei wichtige Spieler und diese Positionen muss man neu besetzen."
Bereits 2001 hat sich Bayern für die Finalniederlage an United revanchiert und nach dem Viertelfinalsieg gegen die Red Devils holte man am Ende sogar den Titel. Beckenbauer ist überzeugt davon, dass Bayern auch in dieser Saison gegen die Engländer eine Chance hat, jedoch braucht man dazu vor allem Geniestreiche von den Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben. Weil Ribéry aber zuletzt einiges an Trainingsrückstand aufholen musste und Robbens Einsatz aufgrund von Wadenproblemen zumindest fraglich ist, besteht in München durchaus Grund zur Sorge.
"Ich denke das Spiel des FC Bayern hängt davon ab, ob Ribéry 100% fit ist und ob Robben 100% fit ist," so Beckenbauer. "Die beiden machen den Unterschied aus und wenn beide zu 100% fit sind, dann denke ich haben wir gegen Manchester eine gute Chance."
Lob hat Beckenbauer aber auch für andere Akteure im Bayern-Kader über, so zeigte er sich besonders beeindruckt von der Entwicklung von Holger Badstuber, der vor dieser Saison noch kein einziges Bundesligaspiel absolviert hatte. "Badstuber kam aus dem Nichts und spielt jetzt eine gute Rolle. Van Gaal hat einigen jungen Spielern die Chance gegeben, so wie [dem erst 17-jährigen David] Alaba."
Auf gute Nachwuchstalente und hungrige Spieler aus der zweiten Reihe kommt es in dieser Phase der Saison ganz besonders darauf an, denn die Bayern tanzen weiter auf drei Hochzeiten und haben in der Bundesliga noch viel Arbeit vor sich, wenn sie den Dreikampf gegen den FC Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen für sich entscheiden wollen.
Beckenbauer sieht dem Saisonendspurt zuversichtlich entgegen: "Der FC Bayern will wieder Deutscher Meister werden, weil er es seit zwei Jahren nicht mehr war. Aber sie wollen natürlich auch in der Champions League weit kommen. Ich glaube der FC Bayern ist realistisch genug um zu wissen, dass es sehr schwierig ist, Deutscher Meister zu werden. Aber es ist immer noch einfacher, Deutscher Meister zu werden, als die Champions League zu gewinnen."
Quelle : uefa.com