Die Deutsche Telekom bekommt Angst vor der Konkurrenz durch die TV-Kabelnetzbetreiber. Der Exmonopolist, der für sich selbst immer wieder die Lockerung der Regulierung durch die Bundesnetzagentur fordert, ruft nun selbst die Aufsichtsbehörde an. Kabel Deutschland soll die Breitbandnetze für die Konkurrenz öffnen.
Die Deutsche Telekom fordert, auch TV-Kabelnetzbetreiber wie Kabel Deutschland einer staatlichen Regulierung zu unterwerfen. "Kabelnetzbetreiber haben die breitbandige Verkabelung in den Häusern, auf die Wettbewerber auch Zugriff haben sollten", sagte Konzernchef René Obermann der Tageszeitung Die Welt.
Die Bundesnetzagentur hat wegen des niedrigen Breitbandmarktanteils der Kabelnetzbetreiber ein staatliches Eingreifen in dem Bereich bisher abgelehnt. Doch die Zahl der Breitbandanschlüsse per TV-Kabel hat stark zugenommen: Ende 2009 nutzten 2,4 Millionen Kunden auf Basis dieser Infrastruktur breitbandige Dienste. Die Zahl der Breitbandanschlüsse per TV-Kabel hat sich damit verdoppelt. Die Wachstumsraten bei diesen Anbietern lagen allein im ersten Halbjahr 2009 bei rund 25 Prozent und damit deutlich höher als im gesamten Breitbandmarkt. Dies hatte zur Folge, dass die Betreiber der TV-Kabelnetzinfrastruktur ihren Marktanteil seit Ende 2007 von 5 Prozent erhöhen konnten, heißt es im Tätigkeitsbericht 2008/2009 der Bundesnetzagentur.
Zudem könnte der zersplitterte Markt eine Konsolidierung durchlaufen. Der US-Medienunternehmer John Malone plant erneut, die deutschen Kabelnetzbetreiber zu einem mächtigen Konkurrenten der Telekom zusammenzufassen. Sein langfristiges Ziel ist es, alle großen deutschen Kabelanbieter zu übernehmen. Zunächst nahm er Kabel Baden-Württemberg (Kabel BW) ins Visier. Im November 2009 hatte Malone 3,5 Milliarden Euro für den zweitgrößten deutschen Kabelnetzbetreiber Unitymedia geboten. Mittelfristig stehen auf der Agenda von Malone auch der Branchenführer Kabel Deutschland und die finanziell schwer angeschlagene Orion (Tele Columbus, Primacom). Der Kabel-Deutschland-Eigner Providence ist zum Ausstieg bereit, bestätigen Insider.
Nachtrag vom 09. Februar 2010, 12:14 Uhr:
Kabel-Deutschland-Sprecher Marco Gassen wies gegenüber Golem.de die Forderungen der Telekom zurück: "Die Kabelnetzbetreiber haben derzeit einen Marktanteil von 10 Prozent am gesamten Breitbandmarkt. Das rechtfertigt aus unserer Sicht keine Regulierung, zumal eine Regulierung richtigerweise nach deutschem und europäischen Recht grundsätzlich an das Vorliegen von Marktbeherrschung anknüpft." Eine Regulierung des TV-Kabels würde laut Gassen den noch jungen Infrastrukturwettbewerb eher behindern. "Kabel Deutschland nimmt es aufmerksam zur Kenntnis, dass die Deutsche Telekom das Unternehmen als starken Wettbewerber betrachtet", sagte Gassen.
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