Fußball-Bundesliga: Transfer-Rekord trotz Krise
Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise ist die Fußball-Bundesliga, angeführt vom FC Bayern München, einem ungekannten Kaufrausch verfallen. Kurz vor Ende der Wechselfrist gaben die 18 Clubs insgesamt 220,25 Millionen Euro für 167 neue Spieler aus. Damit schraubte die Eliteliga ihre Investitionen nach dem Höchstwert von 2007 (194,38) erstmals über die Schallmauer von 200 Millionen Euro. An Einnahmen verbuchten die Vereine für 138 Spieler 111,66 Millionen Euro.
Das hohe Transferdefizit ist für Liga-Präsident Reinhard Rauball kein Grund zur Sorge. "Ich glaube, dass die Liga die entsprechenden Erlöse generiert, um sich so etwas leisten zu können. Das ist das Ergebnis jahrelangen soliden Wirtschaftens und eines recht strengen Lizenzierungsverfahrens", sagte er.
Nach einem selbstverordneten Sparprogramm nutzte Hertha BSC wie in der vergangenen Saison die letzten Stunden für eine dringend benötigte Einkaufstour. Nach drei Liganiederlagen hintereinander waren bei den Berlinern Florian Kringe von Borussia Dortmund, der Brasilianer Cesar und Adrian Ramos aus Kolumbien im Gespräch. Vor einem Jahr hatte der Hauptstadtclub in der "Nachspielzeit" Andrej Woronin an die Spree gelockt. Wegen des Ausfalls von Martin Lanig (Kreuzbandriss) deutete sich auch beim VfB Stuttgart noch ein prominenter Wechsel an: Laut "Gazzetta dello Sport" soll der AC Florenz ein Angebot der Schwaben für Zdravko Kuzmanovic akzeptiert haben.
"Geld schießt Tore"
Kurz vor Transferschluss stellten die Bayern mit dem 24 Millionen teuren Überraschungscoup um Arjen Robben bereits einen Vereinsrekord auf. Zwei Jahre nach den Verpflichtungen von Luca Toni und Franck Ribéry gab der Branchenkrösus mit 74,7 Millionen Euro noch mehr Geld aus als vor der Saison 2007/08 (72,2). "Geld schießt doch Tore, vor allem, wenn das Geld vom Festgeldkonto kommt, nicht, wie irrtümlich behauptet, von der Kreditabteilung", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach der ersten Gala des Duos "Robbéry" beim 3:0 gegen den VfL Wolfsburg. Für Mario Gomez zahlten die Bayern mit etwa 30 Millionen Euro die bundesligainterne Rekord-Ablöse.
Auch andere Vereine greifen entweder zum Luxusmodell oder suchen in der Schnäppchen-Abteilung: Während 21 Profis mehr als vier Millionen Euro kosteten, wechselten 70 Prozent ohne Ablöse. "Ich beobachte den Trend, dass die Vereine verstärkt auf ein ausgewogenes Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben achten. Wenn ein Spieler zum Beispiel nur noch ein Jahr Vertrag hat, wartet man zunehmend noch das eine Jahr ab, um ihn ablösefrei zu holen", sagte Rauball.
Nicht nur auf dem Spielermarkt, auch unter den Vereinen gibt es eine Mehr-Klassen-Gesellschaft. Neben Bayern investierten auch der Hamburger SV (28,4), VfL Wolfsburg (20,6), 1899 Hoffenheim (16,1), Werder Bremen (15) und der 1. FC Köln (11) mehr als zehn Millionen Euro. Doch gleich sieben Clubs fuhren einen strikten Sparkurs und gaben weniger als zwei Millionen Euro aus.
Nürnberg verpflichtet nur ablösefreie Spieler
Der 1. FC Nürnberg setzte sogar ausschließlich auf Profis zum Nulltarif. "Das ist kein Zeichen für Armut, sondern für vorsichtiges Wirtschaften mit Blick auf die Zukunft. Man weiß nicht, ob die Krise in Teilen wieder auflebt", vermutete Rauball. Auch deshalb wird sich die Spirale nach Ansicht des Präsidenten von Borussia Dortmund nicht ewig nach oben weiterdrehen. "Ich glaube nicht, dass es eine Gesetzmäßigkeit gibt, nach der es jedes Jahr einen neuen Rekord in Bezug auf das gesamte Transfervolumen gibt", sagte Rauball.
Quelle n-tv