Der Kerl spuckt Eiswürfel. Die sprichwörtliche Hundeschnauze ist ein Wärmekissen gegen die Aura von Paul Biedermann. Fast beängstigend "cool" geht der 23-Jährige in
d a s Duell dieser Schwimm-Weltmeisterschaft. Dabei hätte der 400-Meter-Freistilweltmeister wenigstens ein klein wenig Grund, um vor dem heutigen Endlauf über 200-Meter-Freistil etwas nervös zu sein. Zweimal hat der Hallenser am gestrigen Tag den Mann geschlagen, von dem die Welt glaubt, eines Tages werde er auch noch über das Wasser laufen können.
Am Montag hat Michael Phelps genau hingeschaut, als Biedermann im zweiten Halbfinale im Foro Italico anschlug. Der 14-malige Olympiasieger war dann ziemlich beeindruckt, als er hinter dem Namen des Deutschen die Zahlen 1:43,65 sah. Das bedeutete nicht nur die Verbesserung des eigenen Europarekords um 1,06 Sekunden durch den Deutschen, das war vom Weltrekord des US-Amerikaners nur noch sieben Zehntel entfernt.
Noch mehr Sorgen muss dem Titelverteidiger jedoch die Tatsache machen, dass er selbst in 1:45,23 Minuten mehr als eineinhalb Sekunden langsamer war als der Shootingstar dieser WM. Wahrscheinlich wäre die Nacht für den gewiss nicht mehr zu Nervosität neigenden Rekord-Olympioniken doch noch etwas unruhiger geworden, wenn er mitbekommen hätte, wie Biedermann sein Rennen beschrieb und wie der Bursche aus Sachsen-Anhalt in der Mixed Zone der Arena praktisch mit den Füßen scharrte. "Ich freue mich so auf dieses Rennen", sagte Biedermann fast am Ende jeden Satzes. Mit der ihm eigenen Lässigkeit erzählte er dann noch, dass er auf den letzten 50 Metern nicht alles aus seinem wohltrainierten Körper ausgepackt hatte.
"Paul hat offensichtlich ein richtig gutes Jahr", sagte Phelps. "Schließlich sieht man nicht so oft, wie ein Athlet seine Bestzeit an einem Tag um mehr als sechs Sekunden verbessert", spielte der Olympiasieger und Weltmeister auf den Weltrekord von Biedermann am Sonntag an. Seit Athen 2004, als Pieter van den Hoogenband und Ian Thorpe dem US-Boy Gold und Silber wegschnappten, hat Phelps kein großes Rennen über diese Distanz verloren.
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Das 200m-Duell heute ab 17.45 auf Eurosport Deutschland