Aus vermeintlichem Free-HDTV wird Pay-HDTV: Auf diesen kurzen Nenner kann man die aktuellen Planungen von RTL und dem Satelliten-Betreiber SES Astra bringen, zwei hochauflösende verschlüsselte Sender an den Startblock zu rollen.
Denn für den Empfang sind wie bei der vor Jahren bereits gescheiterten Bezahlplattform "Entavio"/"Dolphin" neben einer Smartcard wohl wieder spezielle Receiver notwendig. Auch eine monatliche Gebühr dürfte erhoben werden. Astra wollte bereits vor drei Jahren über eine für alle Sender offen stehende Plattform digitale, per Satellit ausgestrahlte Free-TV-Kanäle von ProSiebenSat.1 und RTL in Nagravision verschlüsseln, um dann über die Ausgabe eigener Smartcards bei den Zuschauern eine "Infrastrukturgebühr" in Höhe zwischen 3 und 3,50 Euro für den Bezug der davon betroffenen Programme zu erheben. Die Gebühr war pro Smartcard geplant, nicht pro Receiver. Dazu sollte eine einmalige Gebühr in Höhe von 10 bis 15 Euro für den Bezug der Karten kommen.
RTL hat nichts zu befürchten
Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass es diesmal ähnlich kommen wird. Damals hatte das Bundeskartellamt Einwände erhoben, weil die Wirtschaftshüter ein Komplott zwischen den Kanälen und dem Satelliten-Betreiber witterten, gegen das sich der Zuschauer nicht wehren konnte. Der Versuch, "Entavio" bei HDTV zu etablieren ist erfolgversprechender: Aufgrund der Tatsache, dass noch immer eine breite Anzahl von regulär in PAL ausgestrahlten Programmen zu empfangen ist, hat RTL in der aktuellen Konstellation nichts zu befürchten. Der Einstieg ins Free-TV-Bezahlfernsehen ist es dennoch: Denn in einigen Jahren wird es ausschließlich HD-Programme geben und dann wohl keine unverschlüsselten und kostenfreien Kanäle mehr über Satellit.
Das ist vor allem deshalb kritisch, weil RTL seine Programme werbefinanziert. Im Endeffekt zahlt der Zuschauer also doppelt: Zum einen eine Smartcard-Gebühr, an der der Sender mitbeteiligt ist, zum anderen an der Supermarktkasse, wo die Gelder der Industrie für Werbespots bereits eingepreist sind. Unverständlich wäre es deshalb, wenn es tatsächlich zu einem monatlichen Entgelt kommt.
Die SAT+KABEL-Leser hatten bereits 2007 das schlimmste befürchtet: "Werden RTL und ProSiebenSat.1 über Satellit doch noch verschlüsselt?" hatte die Redaktion nach dem vermeintlichen Aus der Verschlüsselungsplattform "Entavio" gefragt. 40 Prozent glaubten den Beteuerungen der Sender bzw. Plattform-Betreiber kein Wort und waren überzeugt, dass eine Verschlüsselung zu einem späten Zeitpunkt doch noch kommt.
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