Wohl am ehersten in diesem Forum!
Auch heuer hat das Fachjournal "Science" einen Wettbewerb zur Visualisierung von Wissenschaft
Einfach nur sehenswert!
und Technik veranstaltet. Diese Woche wurden die Preisträger der "Visualization Challenge 2008" gekürt.
Kieselage an Hohltier
Anhang 4325
In der Kategorie "Fotografie" siegte heuer Mario De Stefano von der Universität Neapel. Sein Bild
"The Glass Forest" zeigt Kiesealgen bzw. Diatomeen, jene kleinen, meist einzelligen Lebewesen,
deren mitunter bizarre Formen schon Ernst Haeckel zu umfangreichen Malstudien inspiriert haben.
Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt die im Mittelmeer beheimatete Art Licmophora ehrenbergii,
deren (grüne) dreieckige Zellen rund 30 Mikrometer Durchmesser erreichen. Die braun gefärbten
Strukturen gehören zu dem Hohltier Eudendrium racemosum.
Der Bildtitel nimmt Bezug auf die Tatsache, dass die Kieselalgen Siliziumverbindungen für den Aufbau i
hrer Gehäuse verwenden. Die rund 100.000 Spezies der Diatomeen sind im übrigen auch ökologisch von
höchster Bedeutung: Sie produzieren 40 Prozent des atmosphärischen Sauerstoffs.
Bissige Saugnäpfe
Anhang 4326
Was wie ein Haufen kleiner grüner Monstren mit aufgerissenem Maul aussieht, sind eigentlich die 400
Mikrometer kleinen Saugnäpfe eines Tintenfisches, mit deren Hilfe sich das Weichtier an seine Beute
heftet. Bei den weißen "Zähnen" handelt es sich um Chitinstrukturen - jenes Material, aus dem etwa
auch der Insektenpanzer besteht.
Wie Jessica Schiffman, eine Doktoratsstudentin an der Drexel University in Pennsylvania, erzählt, ließ
sie sich bei der Wahl der Farben vom Film "Little Shop of Horrors" inspirieren. Der Jury war das eine
lobende Erwähnung in der Kategorie "Fotografie" wert.
Schwingende Schnur
Anhang 4327
Ebenfalls lobend erwähnt wurde eine Arbeit von Andrew Davidhazy, der am Rochester Institute of
Technology in New York arbeitet. Er befestigte einen kleinen Motor an einer Baumwollschnur, um
dieselbe zu Schwingungen anzuregen. Rund 20 dieser atypischen Schwingungen sind auf dem Bild
"String Vibrations" festgehalten, Davidhazy wählte dafür eine Belichtungszeit von rund zwei Sekunden.
Widerstreit der Polymere
Anhang 4328
Und noch ein Beitrag der Kategorie "Fotografie": Ye Jin Eun, eine Doktorandin an der University of
Wisconsin, Madison, nennt ihre Kreation ein "Ploymer-Sandwich". Es besteht aus zwei Substanzen,
nämlich Polyethylenglykol und Polydimethylsiloxan.
Die gewundenen Berg-und-Tal-Landschaften entstehen durch die unterschiedlichen Reaktionen der
beiden Polymere bei Wasserkontakt. Das macht sie zwar unbrauchbar für den ursprünglich intendierten
Zweck (Ye Jin Eun wollte sie für die Lagerung von Zellproben verwenden), aber immerhin führte dieser
Umstand zu einem hübschen Sujet - sowie einer lobenswerten Erwähnung.
Die Bibel in einem Bild
Anhang 4329
Bibelfeste User haben es vielleicht schon geahnt: Bei obiger Abbildung handelt es sich um eine
Visualisierung der Heiligen Schrift. Jeder graue Balken an der Basis der Grafik repräsentiert eines
der 1.189 biblischen Kapitel, wobei die Länge durch die Zahl der darin enthaltenen Verse bestimmt
wird. Die regenbogenartigen Halbkreise darüber stellen Referenzen innerhalb des Textes dar.
Insgesamt gibt es in der Bibel 63.779 solcher Querverweise, berichten Chris Harrison von der Carnegie
Mellon University und der Hamburger Pastor Christoph Römhild. "Das gibt der Schrift eine fast monolithische
Gestalt", findet Harrison. Der Beitrag erhielt eine lobenswerte Erwähnung in der Kategorie "Illustration".
Die Reise durch den Körper
Anhang 4330
Wir schließen mit einer Momentaufnahme von einer Reise durch den menschlichen Körper. "A Window
into Life", so der Titel der Animation, wurde 2007 für das Cincinnati Children's Hospital Medical Center
produziert.
Sollten jemandem obige Abbildung und andere Einstellungen bekannt vorkommen: Das ist kein Zufall, man
kann die Animation durchaus als Reminiszenz an den Film "Fantastic Voyage" aus dem Jahr 1966 lesen.
Die Jury verlieh dem mikrokosmischen Reisebericht eine Auszeichnung in der Kategorie "Nicht-interaktive Medien".
Quelle