Bist Du Holländer oder "nur" Bayern Fan ?
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Der fliegende Holländer Mark van Bommel
Mit seinen Platzverweisen führt der Niederländer van Bommel eine Tradition in der Bundesliga fort. Kommen Kicker aus unserem Nachbarland hierher, sehen sie irgendwann Rot.
Was soll nur aus ihm werden? Ist Mark van Bommel vom FC Bayern München ein Unverbesserlicher? Wer kann den Kapitän, der so oft als Erster von Bord geht, noch therapieren? Klinsmann, Kaiser Franz oder Buddha?
Fußballmünchen hat sein Reizthema und jede Menge – Achtung, Wortspiel – Schlag-Zeilen. In Dortmund gegen die Borussia sah der Niederländer am vergangenen Wochenende seine dritte Gelb-Rote Karte seit Februar, innerhalb von 181 Tagen oder zehn Spielen.
Kapitän oder in Einzelhaft?
Und immer waren es Rambofouls in Kombination mit Kurzschlusshandlungen: Er bettelt so lange mit Hand und Fuß um Gelb und Rot, bis er zum fliegenden Holländer wird. Der Vorstand berät, während die Fernsehgerichte tagen. Arglose Passanten werden in Fußgängerzonen um ein Urteil gebeten: Darf so einer Kapitän der ruhmreichen Bayern sein oder muss er in Einzelhaft?
Es wird Zeit, eine Lanze für den sogenannten „Aggressive Leader“ des deutschen Rekordmeisters zu brechen. Er kann nicht anders, es liegt ihm im Blut. Seine Landsleute haben es vorgemacht, es gab schon jede Menge fliegende Holländer in der Bundesliga. Schon seltsam: Kommen Kicker aus unserem Nachbarland hierher, sehen sie irgendwann Rot.
Der fliegende Holländer
Der fliegende Holländer ist eine romantische Oper, für van Bommel & Co aber ist es offenbar eine Dienstanweisung: In der Historie der Bundesliga sind von rund 70 Niederländern bereits 23 vom Platz geflogen, also jeder Dritte – und 14 davon als Wiederholungstäter. Von Unsportlichkeiten, Tätlichkeiten, Ausrastern künden die Chroniken – und von Kapitänen, die trotz Binde außer Rand und Band sind.
Noch frisch in Erinnerung ist Rafael van der Vaart, der sich seine beiden Roten Karten im Trikot des Hamburger SV abholte. Mal war er in eine Massenschlägerei nach Abpfiff verwickelt, mal trat er einen Bochumer übelst von hinten um. Diese Woche war von seiner Rot-Premiere bei Real Madrid zu erfahren, nach 39 Minuten im Spiel um den spanischen Supercup gegen Valencia, Landsmann Ruud van Nistelrooy ging gleich mit unter die Dusche – Real siegte dennoch 4:2.
Die Sünderliste von Hertha BSC führt in Dick van Burik auch ein Niederländer an, der zuweilen die Kapitänsbinde trug. Fünf Platzverweise sind über die Jahre zusammengekommen. Keineswegs nur Notbremsen. 2002 in München etwa für ein „Leck mich am Arsch“ zum Schiedsrichter nach vorheriger Gelber Karte.
Es bommelte zu allen Zeiten
Notorisch auf Kriegsfuß mit den Unparteiischen stand auch der frühere HSV- und Leverkusen-Stürmer Erik Meijer, der in Deutschland sechsmal vom Platz flog. 1996 eröffnete er sein Sündenregister, als er den Schiedsrichter am Trikot zerrte, wollte aber nichts gemacht haben: „Unglaublich, unfassbar, unmöglich, ungerecht.“ Es bommelte zu allen Zeiten.
In bester Erinnerung bleibt Meijers Abgang 2002 in Dortmund wegen Schiedsrichter-Beleidigung. „Was ich gesagt habe? Mixer, aber mit W vorn. Dumm nur, dass der Schiri so dicht dabeistand.“
Die berühmte Stinkefaust
Ähnliche Qualität hatte Mark van Bommels Geste gegen Schiedsrichter Lutz Wagner im März, die berühmte Stinkefaust. 1999 holte sich Stuttgarts Frank Verlaat, ebenfalls Kapitän, eine Rote Karte ab, weil der Linienrichter für ihn schlicht eine „blinde Sau“ gewesen war. Er brachte es auf drei Platzverweise in der Liga.
In der Hall of Shame steht er dort Seite an Seite mit Youri Mulder (Schalke), Rob Maas (Hertha), Rob Reekers (Bochum) und Alfred Nijhuis (Dortmund) – aller schlechten Taten waren drei. Unbedingt erwähnt werden muss Kevin Hofland, der in zwei Jahren Wolfsburg zwei Rote und 33 Gelbe Karten sammelte, als könne er die zu Hause gegen Edamer eintauschen.
Urvater der fliegenden Holländer war jedoch ein gewisser Kees Bregman, der im Mai 1977 den Grundstein legte. „Wegen fortdauernder Unbeherrschtheit“, so steht es in einem Bericht, wurde der Duisburger in letzter Minute eines bedeutungslosen Spiels vom Platz gestellt. Sieben Monate später sah er wieder Rot – nach einem Boxhieb gegen einen HSV-Spieler. Sein Trainer Carlheinz Rühl sagte fatalistisch: „Bei ihm muss man ja immer mit so etwas rechnen.“ Denn sie wollen ja nur fliegen, die Holländer.
Oder?
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