Kirch gibt sich noch nicht geschlagen
Berlin - Für den Sprecher von Leo Kirch ist die Sache noch längst nicht gelaufen: "Schau'n mer mal. Der Ball ist rund, das Spiel dauert 90 Minuten - und manchmal auch länger", sagte er gestern. Das Bundeskartellamt hatte sich zuvor deutlich gegen die gemeinsamen Fernsehpläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) und der Kirch-Firma Sirius ausgesprochen. Doch wer Leo Kirch kennt, der weiß auch: Er kämpft bis zum Schluss.
Kirch hat schon ganz andere Schlachten geschlagen. Nachdem er 2002 mit seinem Imperium die größte Firmenpleite der deutschen Nachkriegsgeschichte hingelegt hatte, gelang ihm im vergangenen Herbst eine von kaum je-mandem für möglich gehaltene Rückkehr ins Mediengeschäft. Als Hauptgesellschafter der Medienholding EM Sport Media mischt er nun beim Sportsender DSF, dem Online-Portal Sport 1 und der Filmproduktionsgesellschaft Constantin mit. Die Krönung seines Comebacks sollte aber die Vermarktung der Fußball-Bundesliga sein. Kirch sicherte sich die Vermarktungsrechte an der Liga, in dem er ihr für sechs Spielzeiten 500 Millionen pro Jahr garantierte - insgesamt also drei Milliarden Euro. Bisher kassiert die DFL pro Saison nur 420 Millionen Euro. Geplant war auch, Fernsehsender mit fertig produzierten Spielberichten zu beliefern.
Nach der Entscheidung des Bundeskartellamts dürfte Kirchs Garantie nicht mehr viel wert sein. Höhere Vermarktungserlöse gibt es nur gegen mehr Exklusivität für Pay TV-Sender wie Premiere. Wenn aber, wie es die Wettbewerbshüter wünschen, die Free-TV-Berichterstattung vor 20.00 Uhr unangetastet bleibt, geht die Rechnung nicht mehr auf. Zeit, um kurzfristig nachzubessern, gibt es nicht. Die Vereine brauchen bis Ende des Jahres Planungssicherheit. Denkbar ist, dass die DFL nun selbst die Liga vermarktet.
Dennoch sollte Kirch nicht vorschnell abgeschrieben werden. Womöglich wird er gegen die Kartellamtsentscheidung klagen. Darin ist Kirch schon in der Vergangenheit ganz groß gewesen: Seit Jahren überzieht er die Deutsche Bank und deren ehemaligen Vorstandschef Rolf Breuer mit Prozessen, weil er glaubt, eine unbedachte Äußerung Breuers über seine Kreditwürdigkeit habe die Pleite seines Firmenimperiums verursacht. khr
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