Doppelter Bänderriss - Cannavaro fällt aus
Weltmeister Italien hat kurz vor der Fußball-EM einen erheblichen Titeldämpfer erlitten. In Fabio Cannavaro haben die "Azzurri" ihren wichtigsten Spieler verloren. Der für viele immer noch beste Abwehrchef der Welt erlitt gleich im ersten Training am Montagabend in Maria Enzersdorf einen doppelten Bänderriss im linken Sprunggelenk und wird voraussichtlich am Mittwoch in Wien operiert.
"Ich bleibe dennoch bei der Mannschaft, um ihr in den entscheidenden Momenten zu helfen", kündigte Cannavaro im "Italienischen Haus" in Oberwaltersdorf zumindest seine moralische Unterstützung an. Nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit sei dies nur richtig.
Erster Schreck überwunden
Als er auf Krücken ins "Casa Azzurri" humpelte, brandete Applaus auf. Nach dem ersten Schreck gab sich Cannavaro wieder optimistisch und kündigte die Fortsetzung seiner Karriere bis zur WM in Südafrika an. "Ihr werdet mich noch weitere zwei Jahre ertragen müssen", prophezeite der 34-Jährige.
Am Vorabend hatte er noch mit Tränen in den Augen "Angst um seine Karriere" gehabt. Und die "Tifosi" in Italien weinten mit. "Das ist tödlich", klagte "La Gazzetta dello Sport". "Addio EM", titelte der "Corriere dello Sport".
Die Mannschaft steht unter Schock, Nationalcoach Roberto Donadoni unter Zugzwang. Alessandro Gamberini nominierte vom AC Florenz als Ersatz für den Star von Real Madrid nach. Die Kapitänsbinde soll an Torwart Gianluigi Buffon gehen. Beides sind aber nur Notlösungen - da macht man sich beim viermaligen Weltmeister nichts vor.
"Unersetzlicher" Cannavaro
Cannavaro ist der einzige Spieler der "Squadra Azzurra", der unersetzlich ist. Als Kopf der Mannschaft auf und abseits des Platzes sowie als Dirigent der bei der WM 2006 überragenden Abwehr der Italiener: "Die Mauer von Berlin" ist gefallen.
Der seit Wochen nicht in Topform spielende Marco Materazzi (Inter Mailand) kann die Rolle des kleinen Neapolitaners mit dem herausragenden Stellungsspiel nicht ausfüllen, Andrea Barzagli hat noch nicht das Format. Gut möglich, dass Donadoni in der Not den Römer Christian Panucci vom rechten Flügel in die ******** Position der Abwehr versetzt. Bis zum ersten Spiel am Montag in Bern gegen die Niederlande hat der Coach noch Zeit, um sich den Kopf zu zerbrechen.
Geist der WM beschwören
Genauso wichtig wird sein, der Truppe Selbstvertrauen zu geben. Dafür wird Donadoni den Geist der WM in Deutschland beschwören. Dort reisten die Italiener vom größten Liga-Skandal in der Geschichte der Serie A gebeutelt an und wurden am Ende gegen Frankreich Weltmeister.
So schnell wie möglich sollen die "Azzurri" den unglücklichen Auftakt ihres EM-Abenteuers vergessen, als Cannavaro am Montagabend mit seinem Abwehrkollegen Giorgio Chiellini zusammenprallte. Vor Schmerzen schreiend wälzte sich der 34-Jährige auf dem Rasen. 7000 Zuschauer waren entsetzt, alle Spieler rannten herbei. Als der Weltfußballer des Jahres 2006 auf einer Trage vom Platz gebracht werden musste, ahnten Italiens Teamärzte schon das Unglück.
Erst ging es ins kleine Krankenhaus nach Mödling, dann zur weiteren Untersuchung ins Hospital nach Wien. Dort gaben dann der "Chief Medical Officer" der EM, Christian Gäbler, und Italiens Teamarzt Paolo Zeppilli die niederschmetternde Diagnose bekannt. Cannavaro kehrte noch am Abend ins Teamhotel Schloss Weikersdorf nach Baden zurück. "Dort haben mich alle Spieler im Zimmer besucht", berichtete Cannvaro. Auch der untröstliche Chiellini, den der Kapitän wieder aufbaute: "Ihn trifft keinerlei Schuld", betonte Cannavaro.
Quelle n-tv