Hoffenheim macht Durchmarsch perfekt

Bierduschen auf dem Platz, Veitstänze von Ralf Rangnick - ein ganzes Dorf steht kopf:

1899 Hoffenheim hat Fußball-Geschichte geschrieben und als Klub aus der kleinsten Ortschaft den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht.
Die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick und Mäzen Dietmar Hopp aus dem 3272 Einwohner zählenden Stadtteil Sinsheims ließ am letzten Zweitliga-Spieltag im Fernduell mit dem FSV Mainz 05 und dem SC Freiburg um den letzten Aufstiegsplatz nichts mehr anbrennen.
1899 schaffte durch ein souveränes 5:0 (1:0) gegen die SpVgg Greuther Fürth als sechstes Team einen Durchmarsch von der dritten in die erste Liga.
Damit kletterte der Retorten-Klub innerhalb von 17 Jahren von der Kreisliga bis in die höchste deutsche Spielklasse.
Hopp-Schelte für Kritiker
"Wenn man die Mannschaft heute gesehen hat, dann brauchen wir auf drei, maximal vier Positionen neue Spieler. Jetzt lehnen wir uns aber erstmal zurück und genießen den Triumph", sagte ein freudetrunkener Hopp.
Der Mäzen schrieb auch all jenen deutliche Worte ins Stammbuch, die den Aufstieg der Hoffenheimer mit Kritik bedacht hatten. "All jene sollten auf ihre eigenen Mannschaften achten und akzeptieren, wenn eine Mannschaft sportlich aufgestiegen ist", sagte Hopp.
Copado überrascht
Derweil feierten die Hoffenheimer Spieler überschwänglich den Durchmarsch ins Oberhaus. Die 1899-Kicker verabreichten sich gegenseitig Bierduschen.
"Am Montag geht es nach Ibiza, da werden wir drei Tage die Sau rauslassen", kündigte Francisco Copado, einer der Leistungsträger des Rangnick-Teams an: "Ich bin in der Bundesliga, so schnell hatte ich das nicht erwartet."
Zweiter Durchmarsch von Rangnick
Immerhin war der Klub so professionell vorbereitet, dass schon vor dem Abpfiff Milliardär Hopp in das Aufstiegs-T-Shirt mit der Aufschrift "1899 % erstklassig" schlüpfte.
Rangnick, der schon mit dem SSV Ulm 1846 einen ähnlichen Durchmarsch geschafft hatte, gab schon vor dem Abpfiff Autogramme.
Verein spendiert Freibier
Die Hoffenheimer feierten am Abend in der Messehalle in Sinsheim den Aufstieg, dort war das Spiel auf einer Großbildleinwand bereits live für mehrere tausend Fans live übertragen worden. Der Verein hatte Freibier spendiert.
Fast alle Häuser in der neuen Bundesliga-Stadt waren mit Fahnen in blau-weißen Vereinsfarben geschmückt.

Demba Ba (39.) brachte mit seinem zwölften Saisontor Hoffenheim in Führung und erlöste den Großteil der mitfiebernden Fans im mit 6350 Zuschauern ausverkauften Dietmar-Hopp-Stadion. Der Senegalese ließ Fürths Torhüter Sascha Kirschstein nach guter Vorarbeit von Francisco Copado aus kurzer Entfernung im Nachschuss keine Chance.
Sejad Salihovic (69.) sorgte mit einem verwandelten Foulelfmeter für die Entscheidung. Chinedu Obasi (77./85., Foulelfmeter) und erneut Salihovic (83.) machten den Endstand perfekt.
Fürth wehrte sich lange
Die Gäste, die den Aufstieg in den vergangenen Wochen verspielt hatten, gaben sich aber nicht kampflos geschlagen.
Hoffenheims Keeper Ramazan Özcan musste gegen Bernd Nehrig (22.) und Alexander Kotuljac (30.) in höchster Not retten.
Wie ernst Fürth die Partie nahm, zeigte auch die Tatsache, dass Trainer Bruno Labbadia in der 52. Minute nach lautstarken Protesten von Schiedsrichter Michael Weiner (Giesen) auf die Tribüne verwiesen wurde.
Bestnoten bei Hoffenheim verdienten sich Copado und Salihovic. Bei Fürth überzeugte lediglich der starke Kirschstein.
Keine Stareinkäufe
Das Ziel ist, dass sich der Verein irgendwann selbst tragen soll", hatte Hopp bereits zuvor verkündet. Große Stareinkäufe soll es deshalb auch zunächst nicht geben.
"Wir planen mit zwei bis vier neuen Spieler - junge Spieler, auch mit Blick auf mögliche spätere Transfererlöse", äußerte der Hoffenheimer Macher.
Ohnehin ist alles schneller gegangen als geplant. Angefangen hatte alles 1989, als Hopp dem Verein, für den er selbst in der Jugend gespielt hatte, 10.000 Mark für neue Bälle spendete.
Neues Stadion und Trainingszentrum
Daraus ist inzwischen eine dreistellige Millionensumme geworden. Im Januar wird in Sinsheim das 40 Millionen teuere Stadion für 30.500 Zuschauern fertig sein - bis dahin wird Hoffenheim mit großer Sicherheit nach Mannheim ausweichen.

In Zuzenhausen entsteht zudem im einem Jagdschloss die neue Geschäftsstelle mit Trainingszentrum.
Vergleich mit Klinsmann
Doch es ist nicht nur die finanzielle Unterstützung von Hopp, die den Erfolg von "Hoppenheim" erklärt. In "Fußball-Professor" Rangnick als Trainer und dem ehemalige Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters als Sportdirektor hat der Klub geballten Sachverstand angeheuert.
Verglichen wird das Modell mit der Nationalmannschaft bei der WM 2006 unter Jürgen Klinsmann. Sogar Bayern-Manager Uli Hoeneß freut sich schon auf die Duelle gegen den Neuling aus dem Fußball-Dorf.

Quelle: Sport1

Na, dann wollen wir mal schauen, ob Sie auch Bayern als Titelverteidiger ablösen.