Ernüchterung für künftige 3. Fußball-Liga: Nur 625.000 Euro TV-Geld pro Verein
(Tino Meyer/ar) Profifußball oder Provinzkick: Spätestens in zehn Wochen entscheidet sich die Zukunft der 37 Fußball-Regionalligisten. Von besonderem Interesse sind dabei die Einnahmen durch TV-Übertragungen.
Doch obwohl bis auf den insolvenzbedrohten VfB Lübeck alle Vereine die Lizenz für die 3. Liga beantragt haben, ist die anfängliche Euphorie für die neu geschaffene Profiklasse großer Ernüchterung gewichen. "Wenn diese Liga das Premiumprodukt des Deutschen Fußball-Bundes sein soll, muss sich das auch wirtschaftlich widerspiegeln", sagt Stefan Beutel, Manager des Nord-Regionalligisten Rot-Weiß Erfurt und drückt damit die Stimmungslage der meisten Drittligisten aus. Einhellige Meinung der Clubs: Sportlich überaus reizvoll, könnte sich die Spielklasse aus finanzieller Sicht als Überlebenskampf unter Profibedingungen entpuppen.
Für Kopfschütteln und klamme Kassen sorgt vor allem das Fernsehgeld. Statt der erwarteten Millionen bekommt jeder Verein nach vorläufigen Zahlen nur 625.000 Euro. "Wir hatten uns mehr erhofft", formuliert Wolfgang Marx, Geschäftsführer des Süd-Regionalligisten SV Elversberg, vorsichtig sein Unverständnis. Während viele Kollegen hinter vorgehaltener Hand schimpfen, redet Beutel Klartext: "Das ist durch nichts zu rechtfertigen, denn der sportliche Aufwand und die Strukturen sind in Liga drei genauso groß wie in der 2. Liga", ärgert sich der Manager und verweist auf die sicheren vier bis fünf Millionen Euro, die der bis 2009 laufende Fernsehvertrag den Zweitligisten beschert.
Doch damit nicht genug: Um die Lizenz zu erhalten, müssen die künftigen Drittligisten hohe Sicherheitsauflagen erfüllen, Stadien mit mindestens 10.000 Plätzen bieten und zweitligataugliche technische Voraussetzungen schaffen. Ab der Saison 2010/2011 ist zudem ein Nachwuchsleistungszentrum weiteres Zulassungskriterium.
Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) wissen die Verantwortlichen um den Spagat zwischen den verlangten professionellen Bedingungen und einem gleichzeitig solide geplanten Saison-Etat. "Wir gehen den Schritt bewusst, um eine enge Verzahnung zur 2. Liga herzustellen. Nicht zuletzt hatten auch die Vereine diese Professionalisierung gefordert", erklärt der zuständige DFB-Pressesprecher Stephan Brause einen Prozess, den Beutel als "Balance-Akt am Abgrund" bezeichnet und deshalb eine Verdopplung des Fernsehgeldes fordert.
An der sportlichen Qualität der neuen Spielklasse, die auf Drängen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nicht 3. Bundesliga heißen darf, zweifelt indes niemand. "Das wird hochinteressant", vermutet Rot-Weiß Oberhausens sportlicher Leiter Jürgen Luginger. Auch Brause ist überzeugt, dass "die Liga gleich einschlägt. Denn als eine von 54 Profimannschaften in Deutschland ist man eine echte Hausnummer." Dem will Beutel nicht widersprechen, doch er relativiert: "Die Fans und Sponsoren sind alle neugierig. Aber keiner kann richtig einschätzen, was uns erwartet." Nur eines sei sicher: Wer sich nicht für die 3. Liga qualifiziert, wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Quelle