Murdoch vorsichtig
Bei Premiere geht die Angst um
von Hans-Peter Siebenhaar
Vorstandschef Mark Williams plant offenbar weitere Einschnitte in der Führungsetage
DÜSSELDORF. Beim Oktoberfest hatte Premiere-Programmvorstand Hans Seger noch gute Laune. Mit dem Maßkrug stieß er zusammen mit Bayerns oberstem Medienwächter Wolf-Dieter Ring und dem Fox-Manager Michael Westhoven auf den neuen Seriensender Fox bei Premiere an.
Aber fast zeitgleich zum Start des Hollywood-Kanals des Premiere-Großaktionärs Rupert Murdoch kam das überraschende Eingeständnis des Bezahlsenders, dass die Abonnentenzahl um rund eine Million Kunden geschönt wurde. Seitdem ist bei Premiere nichts, wie es einmal war. Und Hans Seger ist die Feierlaune vergangen.
Der Kurs des defizitären Konzerns sinkt wie ein Stück Blei im Wasser. Allein gestern gab das Papier 16 Prozent auf 2,72 Euro ab. Das ist ein historischer Tiefstand. Die Aktie hat seit Freitag rund 70 Prozent an Wert verloren.
Bei Premiere geht jetzt die Angst um. Denn in der dramatischen Lage beschleunigt sich das Personalkarussell. Konzernchef Mark Williams – erst seit drei Wochen im Amt – plant offenbar weitere Einschnitte in der Führungsetage. „Das gesamte Führungspersonal steht auf dem Prüfstand“, sagt ein Konzerninsider. „Das ist keine angenehme Zeit“, heißt es in Vorstandskreisen. Williams stellt das Unternehmen mit seinen 1000 Mitarbeitern derzeit auf den Kopf. „Er legt ein Wahnsinnstempo vor“, sagt ein Insider in Unterföhring.
Wie die Zukunft aussehen wird, weiß derzeit noch niemand genau. Denn Vorstandschef Mark Williams diskutiert seine Entscheidungen nicht mit seinem Führungspersonal in Unterföhring. Der Vertraute von Großaktionär Rupert Murdoch stellt derzeit alles infrage. Schließlich hat Premiere seit Gründung nur für ein einziges Quartal schwarze Zahlen vorgelegt.
Nach dem Austausch des Vorstandschefs Michael Börnicke und des Finanzvorstands Alexander Teschner stehen offenbar weitere Personalentscheidungen an. Sowohl Programm- und Technikvorstand Seger als auch Sportvorstand Carsten Schmidt stehen unter Druck. „Jeder sitzt in seinem Zimmer und fragt sich, ob er der Nächste ist, den es trifft“, beschreibt ein langjähriger Geschäftspartner die Stimmung.
Der frühere Disney-Manager Seger gehört schon seit dem Jahr 2000 dem Vorstand an. In seiner Amtszeit hat er bereits fünf Vorstandschefs erlebt. Der in Reutlingen lebende Schwabe genießt in Hollywood als Programmeinkäufer einen exzellenten Ruf. Auch sein Kollege Schmidt gilt als äußerst erfahren beim Poker um Sportrechte. Schmidt, der bereits 1999 als Sportchef bei Premiere begann, ist in der Bundesliga hochangesehen.
Die altgediente Führungsriege hat ein Riesenproblem. Denn Williams fragt sich, ob er mit ihr das Bezahlfernsehen in Deutschland wirklich neu erfinden kann. An der Antwort arbeitet er noch.
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unterneh...t-um;2057466;0