Zweikampf der ZarenVON WOLFGANG HETTFLEISCH
Die Spieler am Tisch legen sich derzeit ihre Strategien zurecht. Und die Vorgeplänkel deuten an, dass es rau zugehen könnte in der in diesem Frühjahr anstehenden Pokerrunde um die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga von 2009 bis 2015.
*******-Anbieter Premiere legte vor. Die Münchner, die jüngst mit dem Einstieg von Medienzar Rupert Murdoch Schlagzeilen machten, bezweifeln in einem Schreiben an das Bundeskartellamt, dass das Vermarktungsmodell der Liga rechtlich haltbar ist. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hatte im Herbst Leo Kirchs Agentur Sirius die Vermarktung der Fußball-Fernsehware für besagte sechs Jahre übertragen, die von einer gemeinsamen Tochterfirma produziert werden soll.
Als potenzieller Rechtekäufer verlange man die Hoheit über die Berichterstattung, sagte Premiere-Vorstand Carsten Schmidt der Financial Times Deutschland. Genau das will die DFL-Führung vermeiden. Dass im deutschen Markt neben Premiere auch dann kein zweiter *******-Anbieter bestehen kann, wenn er exklusiv das Top-Produkt Bundesliga-Fußball aufbereitet, hat die Liga mit Unitymedia/Arena leidvoll erfahren. Also wäre bei einer klassischen Ausschreibung der Rechte alles automatisch auf Premiere zugelaufen.
Am 8. April 2002 muss Leo Kirch Antrag auf Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens stellen. Schulden und Verbindlichkeiten sollen sich auf sieben Milliarden Euro belaufen. Mit seinem Privatvermögen haftete Kirch jedoch nicht.
Schon im Herbst 2002 versucht Kirch, wenn auch vergeblich, den Sportrechtehandel aus der Konkursmasse seines Konzerns zurückzukaufen. Das zeigt: Er ist noch immer ein schwerreicher Mann.
Am 9. Oktober 2007 gibt die DFL-Geschäftsführung bekannt, die Bundesliga-TV-Rechte für die Zeit von 2009 bis 2015 von Kirchs Unternehmen Sirius SportMedia GmbH vermarkten zu lassen. Kirch mischt wieder auf der großen Bühne mit.Eine so starke Verhandlungsposition des *******-Monopolisten sah man in der Frankfurter DFL-******** mit Sorge. Wer unverzichtbar ist, kann den Preis drücken und Bedingungen diktieren - nicht zuletzt, was den Zeitpunkt der Erstausstrahlung der samstäglichen Bundesliga-Zusammenfassung im Free-TV betrifft.
Der selten um einen Kniff verlegene Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Christian Seifert fand einen Ausweg. Er verschaffte Leo Kirch, in dessen Imperium er einst zum Manager aufgestiegen war, ein Comeback und schafft mit der gemeinsamen Produktions-Tochter ein Instrument, um der erdrückenden Umarmung von Premiere zu entgehen. "Wettbewerb der Plattformen", heißt das im DFL-Jargon und meint: Im Rechte-Poker kann dank sendefertiger Ware vom Anbieter nun auch mitmischen, wer keine Programminhalte herstellt. Seiferts Kunstgriff könnte etwa Kabelnetzbetreiber dazu bringen, die Ausschreibungsunterlagen des Zwischenhändlers Kirch anzufordern.
Dem von Premiere bemühten Kartellamt müsste das eigentlich Recht sein. "Das senkt die Markteintrittsbarrieren für neue Interessenten", outete sich Kartellamts-Präsident Bernhard Heitzer im Dezember in der FAZ als Fan des Vermarktungsmodells, das "Hoffnung auf mehr Wettbewerb im Bezahlfernsehen" mache.
Ähnliche Hoffnungen hat Leo Kirch. Nur so darf er hoffen, die drei Milliarden Euro refinanzieren zu können, die er der Liga für die sechs Jahre garantiert hat. Vorerst hat der nach seinem spektakulären Crash von 2002 wiederauferstandene Firmensammler damit zu tun, bis zum 31. Januar die Bankbürgschaft für die erste Rate an die DFL in Höhe von 500 Millionen Euro aufzutreiben. So wird es jedenfalls berichtet. Ganz korrekt ist das nicht. Er muss bis zum Stichtag keine Bürgschaft vorlegen, sondern nur die Absichtserklärung einer Bank, bis zum Jahreswechsel 08/09 bürgen zu wollen.
Solche Feinheiten gehen im allgemeinen Geraune schnell unter, denn es wird nicht zuletzt um die Deutungshoheit gerungen. Die eine Lesart: Eine Gruppe alter Kirch-Spezln bastelt sich den Markt nach Gusto selber. Die andere: Murdoch angelt mit dem Köder seiner Premiere-Anteile nach dem dicken Fisch Bundesliga-Fußball, um sich im Erfolgsfall den *******-Sender in Gänze einzuverleiben und nach mehreren vergeblichen Anläufen endlich den deutschen Fernsehmarkt aufzurollen.
Zu den kursierenden Gerüchten zählt übrigens auch, dass sich Kirch und Murdoch dabei längst abgesprochen hätten. Das, versichert einer, der es wissen sollte, sei grober Unfug. Vielmehr habe Murdoch, der beim Kollaps der Kirch-Gruppe als Anteilseigner viel Geld verlor, mit seiner deutschen Westentaschen-Ausgabe noch eine Rechnung offen. Quelle im I-Net
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