Von Archibald Preuschat
Dow Jones Newswires
DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erwägt, die Bundesliga-Live-Rechte ab der Saison 2009/10 nach Bundesländern getrennt zu vergeben und so den Kabelnetzbetreibern eine Konkurrenz zur Premiere AG zu erleichtern. "Das ist ein denkbares Szenario", sagte eine Person am Dienstag zu Dow Jones Newswires, die mit den Überlegungen zu den Ausschreibungsmodalitäten vertraut ist. Gleichwohl sei eine abschließende Entscheidung über die genauen Ausschreibungsmodelle noch nicht gefällt. Dies solle Anfang kommenden Jahres geschehen.
Den Kabelnetzbetreibern kämen auch die Planungen der DFL entgegen, ab 2009 nicht nur die Rechte an der Bundesliga-Liveberichterstattung zu vergeben, sondern dem jeweiligen Bieter ein fertig produziertes Programm zur Vermarktung zu überlassen. Ein solches Programm will die DFL gemeinsam mit dem Leo-Kirch-Tochterunternehmen Sirius erstellen. Damit würde der Einstieg neuer Rechteinteressenten erleichtert. Sie müssten nicht mehr in Produktion, Redaktion und Infrastruktur investieren.
Zurzeit strahlt der Bezahlfernsehsender Premiere sein unter eigenem Markennamen und in eigener Regie produziertes Bundesliga-Angebot aus. Mittels Kooperationen bedient Premiere dabei die Übertragungswege Kabel, Satellit und Internet (IPTV).
Die deutschen Kabelnetzbetreiber würden die Vergabe eines fertigen Bundesliga-Programms gestaffelt nach Bundesländern begrüßen. "Wir wollten nie und wir wollen auch in Zukunft keine eigenen Inhalte, darum haben wir uns ja auch nicht an dem arena-Bundesligasender beteiligt", sagte Stefan Schott, der Sprecher von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber KDG: "Wenn uns aber attraktive Programme wie die Bundesliga zur Vermarktung angeboten werden, ist das für Kabel Deutschland interessant". KDG hat in 13 deutschen Bundesländern rund 9 Millionen Kabelkunden.
Auch Unity Media würde die neue Variante gefallen. Der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber ist nur in zwei Bundesländern aktiv und wäre bei regionaler Vergabe nicht gezwungen für Rechte zu bieten, die er nicht selbst vermarkten kann. "Für die Kabelnetzbetreiber wäre eine Vergabe nach Bundesländern eine charmante Lösung", sagte deren Sprecher. Unity Media kommt in den bevölkerungsreichen Bundesländern Hessen und Nordrhein-Westfalen auf fünf Millionen Kabelkunden. Eine Stellungnahme des drittgrößten Infrastrukturbetreibers Kabel Baden-Württemberg war zunächst nicht erhältlich.
Verlierer einer solchen Lösung wäre nach Aussagen von Analysten in erster Linie Premiere. Für den Bezahlfernsehsender "wäre das ganz klar negativ, weil es zu mehr Konkurrenz und einer Zersplitterung der Rechte führen würde", sagte etwa Gepa Tiemann, Analystin bei der WestLB. Tiemann sieht ab 2009 für Premiere eine geringere Exklusivität bei der Übertragung der Fußball-Bundesliga und hat daher am Montag das Premiere-Kursziel auf 17 EUR von 19 EUR gesenkt, ihr "Buy"-Rating aber bestätigt.
Gleichwohl zweifeln auch einige Experten, dass es der DFL gelingen könnte, Premiere und Kabelnetzbetreiber in einen Bieterwettstreit zu treiben. "Die Kabelnetzbetreiber werden es sich sehr gut überlegen, wieviel sie für die Rechte zu zahlen bereit sind, zumal sie noch hohe Investitionen in das Netz vor sich haben", sagte Sonia Rabussier, Analystin bei Sal. Oppenheim zu Dow Jones Newswires. Sie hat ein "Hold"-Rating auf das Premiere-Papier bei einem Kursziel von 17 EUR.
Mit der Vermarktung der Bundesliga-Rechte hat die DFL das Leo-Kirch-Unternehmen Sirius ab der Saison 2009/10 beauftragt. Das Bieterverfahren soll im nächsten Frühjahr beginnen. Sirius als Mittler der Rechte garantiert den deutschen Proficlubs Einnahmen von 500 Mio EUR pro Saison. Bislang nimmt die DFL pro Saison 420 Mio EUR für die Medienrechte im Inland ein.
Quelle im I-Net