Nachspiel
Wer Klauseln vergisst, der darf jetzt nicht jammern
Von Christian Pletz
Fußballfans in Deutschland leben im Paradies. Wer freitags Bundesliga schauen will, der kennt die Anstoßzeit um 20.30 Uhr und den Sender Premiere. Wer sonnabends Lust auf Livespiele hat, der kann ab 15.30 Uhr Konferenzen im öffentlich-rechtlichen Radio oder im ******* verfolgen. Ab 18.30 Uhr gibt es Zusammenfassungen satt in der ARD-Sportschau. Und sonntags, Anstoßzeit 17 Uhr, sind Livepartien auf Premiere und Zusammenschnitte im DSF ebenfalls Standard. Nur zum Vergleich: In der englischen Premier League gibt es bis zu sieben Anstoßzeiten - an einem Spieltag!
Nun kommt es aber immer häufiger vor, dass die Hauptdarsteller des hiesigen Ligaspektakels, beziehungsweise ihre Vorgesetzten, zur großen Nörgelei anstimmen. Leverkusens Sportchef Rudi Völler spricht sogar von Wettbewerbsverzerrung, seit sein Bayer-Team (wie zuvor auch schon der HSV) in den zweifelhaften Genuss eines Ligaduells knapp 40 Stunden nach einem Uefa-Pokalmatch am Donnerstag gekommen war. Er äußerte zuletzt immer wieder sein Unverständnis, warum man angesichts solcher Umstände nicht drei Spiele am Sonntag ansetzen könne, das läge doch im Interesse aller Beteiligten.
Aller? Von wegen. Die DFL hat nach Abendblatt-Informationen längst Vorstöße in dieser Angelegenheit unternommen. Doch die TV-Sender sind wenig kompromissbereit. Premiere fürchtet ebenso wie die Sportschau um das wertvolle Sonnabend-Produkt, ein Zusatzspiel am Sonntag wäre dem *******-Sender und dem DSF zudem ein Dorn im Auge, sofern die ARD frühzeitig einen Zusammenschnitt zeigen dürfte. Die Ausgleichforderungen und -wünsche sollen für derart viele Kollisionen gesorgt haben, dass eine Einigung nicht möglich ist. Kurios ist allerdings, wie diese für den Wettbewerb missliche Lage überhaupt zu Stande gekommen ist. DFB und DFL, damit auch die Vereine, haben beim Abschluss des Fernsehvertrages schlicht vergessen, eine Klausel für derartige Terminprobleme aufzunehmen. Wer so viel Weitsicht im entscheidenden Moment vermissen lässt, der darf jetzt auch nicht laut jammern.
Aber vielleicht ist das Zetern ja doch von Erfolg gekrönt. Eine Chance dazu bestünde, falls die Bayern am Sonnabend in Stuttgart einen Dämpfer verpasst bekämen, nachdem sie sich am Donnerstag gegen Bolton (Anpfiff 19 Uhr) zu sehr verausgabt haben. Schließlich melden sich Rummenigge und Co. immer spätestens dann zu Wort, wenn es um die eigenen Interessen geht. Quelle i I-Net