McLaren-Mercedes will Rekordstrafe akzeptieren

Ron Dennis, Teamchef von McLaren-Mercedes, ist bereit, die Strafe von 100 Millionen Dollar für seinen Rennstall zu akzeptieren. Als Schuldeingeständnis sieht er den Verzicht auf eine Berufung aber nicht - eher als Dienst an der Formel 1. Der Fia-Präsident findet die Strafe zu gering.

Spa - "Wenn wir keinen Einspruch einlegen, dann deshalb, weil wir die Sache abschließen wollen", sagte Dennis in Spa-Francorchamps vor dem heutigen Qualifying zum Großen Preis von Belgien (morgen, 14 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE).

Der 60-Jährige fügte hinzu: "Die anderen Teams verstehen hoffentlich, dass wir die Geldstrafe im Interesse des Sports schlucken werden." Der Motorsport-Weltverband Fia hatte McLaren-Mercedes zu einer Strafe von 100 Millionen Dollar und dem Abzug aller Punkte aus der Konstrukteurswertung in der laufenden Saison verurteilt, weil das britisch-deutsche Team im Besitz geheimer Unterlagen des schärfsten Konkurrenten Ferrari war.

Fia-Präsident Max Mosley hätte sogar noch härter geurteilt. Er glaube, dass man auch den Fahrern die Punkte hätte wegnehmen sollen, sagte der Brite heute in Spa. Innerhalb des Fia-Motorsportrates habe es eine lange Diskussion darüber gegeben, aber die Mehrheit sei dafür gewesen, dass die Fahrer die Punkte behalten sollten, meinte Mosley.

Dennis bestritt heute erneut, dass McLaren irgendeinen Wettbewerbsvorteil aus den Ferrari-Daten gewonnen habe. Gestern hatte die Fia in ihrer Urteilsbegründung allerdings Details aus dem E-Mail-Verkehr der beiden Silberpfeil-Piloten Pedro de la Rosa und Fernando Alonso veröffentlicht, in denen sie sich etwa über die Gewichtsverteilung des Ferrari austauschten - um diese Kenntnisse für eigene Tests zu nutzen.

McLaren-Mercedes kann innerhalb von sechs Tagen Einspruch gegen das Fia-Urteil einlegen. Dennis sagte, dass er den anderen Anteilseignern von McLaren - zu denen auch Mercedes zählt - eine Empfehlung geben werde, dann werde eine endgültige Entscheidung über das weitere Vorgehen fallen.

Den Gang vor ein Zivilgericht wird der Rennstall nicht antreten. Das sei laut Dennis zu mühsam: "Die Affäre würde dann die nächsten zwei Jahre über dem Sport hängen und uns von der eigentlichen Arbeit, Rennen zu gewinnen, abhalten." Allerdings ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft noch wegen Werkspionage gegen McLaren-Mercedes.

Dennis betonte zudem: "Letzten Endes werden wir die Strafe verkraften können. Es gibt wohl nur ein anderes Team in der Boxengasse, das einen 100-Millionen-Dollar-Schlag überlebt hätte." Damit meint Dennis offenbar Ferrari. Die Rekordstrafe wird allerdings mit den entgangenen Prämien für die Konstrukteurswertung verrechnet, die nach Angaben des Branchendienstes "Formula Money" bei einem Titelgewinn bis zu 69 Millionen Dollar betragen hätten.

Quelle Spiegel