Satte 60 Millionen Euro war Australiens Politikern eine staatliche Jugendschutz-Software wert. Ein 16-jähriger brauchte nur 30 Minuten, um den Schutz zu überwinden.

In der vergangenen Woche ging in Australien der lange angekündigte regierungsamtliche Pornofilter online. Die zum Herunterladen angebotene Software soll Eltern den Schutz ihrer Kinder vor unliebsamen Inhalten ermöglichen, wenn die lieben Kleinen durchs Internet surfen.

Dumm nur, dass die Zielgruppe sich wenig dankbar für die staatliche Fürsorge zeigt, sondern im Gegenteil sofort damit beginnt, die lästigen Scheuklappen wieder loszuwerden. Als erstem gelang das Tom Wood, einem 16-jährigen Schüler aus Melbourne, der den Regierungsfilter innerhalb von einer halben Stunde mit nur wenigen Klicks deaktivieren konnte.

Dabei bleibt die Menüleiste des Programms unverändert. Besorgten Eltern scheint daher nach wie vor alles zum Besten zu stehen. Den Verantwortlichen war das verständlicherweise peinlich, und so legten sie schnell mit einer verbesserten Version des Programms nach.

40 Minuten später hatte der Schüler auch diese Herausforderung geschafft. Diese doppelte Schlappe ist auch deshalb besonders ärgerlich, weil die staatlichen IT-Spezialisten in dem Projekt mit dem schönen Namen "National Filter Scheme" bislang bereits gut 60 Millionen Euro versenkt haben - anscheinend umsonst.

Von Richard Meusers
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