Hier mal ein gesamtüberblick

Von 2007 an will der Satellitenbetreiber SES Global eine digitale Vertriebsplattform namens Entavio (zunächst unter dem Projektnamen Dolphin bekannt) errichten. Während die Abonnementabrechnung und Kundenverwaltung kostenpflichtiger Kanäle direkt über Astra erfolgen soll, würde künftig auch für bisher kostenlose Programme (Free-TV) eine Grundgebühr erhoben. SES ASTRA-CEO Ferdinand Kayser begründet diese Maßnahme mit höherem technischen Aufwand, Kritiker sehen in diesen Plänen jedoch eine Strategie zur Gewinnmaximierung; auf diesem Wege solle „durch die Hintertür“ eine Rundfunkgebühr für kommerzielle Fernsehprogramme eingeführt werden, die sich Satelliten-, Fernseh-, und Kabelbetreiber untereinander aufteilen. Ganz anders begründet das Romain Bausch, der Chef von SES: „Für SES stellt dies [gemeint ist Dolphin/Entavio] eine einzigartige Gelegenheit dar, um neue, profitable Einkommensquellen zu erschließen.“

Außerdem trafen die Betreiber von RTL und ProSiebenSat.1 Media mit den führenden deutschen Kabelgesellschaften eine Übereinkunft über die Einspeisung ihrer Programme ins digitale Kabelnetz. Dies wäre mit einer "Grundverschlüsselung" aller werbefinanzierten, bisher frei empfangbaren Fernsehkanäle, verbunden. Um eine Abwanderung von Kabelkunden zum Satellitendirektempfang zu verhindern, planen die kommerziellen Fernsehanbieter schon seit längerem, ihre Fernsehprogramme auch über Satellit nur noch verschlüsselt auszustrahlen. Die ******** Vermarktung der Kanäle würde dann über die Astra-Tochtergesellschaft APS erfolgen, dem früheren Digital Playout-Center von Premiere.

Die Übernahme dieser ehemaligen Betriebssparte von Premiere durch Astra wurde vom Satelliten-Konkurrenzunternehmen Eutelsat bei der Kartellbehörde angefochten. Wäre der Dienstleister wieder an Premiere zurückgefallen, hätten sich die Entavio-Pläne zerschlagen. Das Bundeskartellamt ermittelte seit Februar 2006 gegen die Teilnehmer des Entavio-Projektes wegen des begründeten Anfangsverdachts auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung, wies die Klage aber im Oktober 2006 zurück [1].

In diesem Zusammenhang wird auch die Verwertung der Bundesliga-Erstausstrahlungsrechte durch das Kabelkonsortium Arena genau beobachtet.

Überdies planen RTL und ProSiebenSat.1 Media mehrere kostenpflichtige Zusatzkanäle, die digital über Kabel und Satellit übertragen werden sollen. Daher dürften sich die über Astra und Kabel empfangbaren Angebote (Fernsehbouquets) zunehmend angleichen und nach ähnlichen Tarifmodellen abgerechnet werden. Die mit den Kabelgesellschaften getroffenen Vereinbarungen sehen die Einspeisung von Bezahl-Angeboten vor, die von Fernsehanbietern und Kabelbetreibern gemeinsam vermarktet werden und vor allem den Fernsehgesellschaften als zusätzliche Einnahmequelle dienen sollen. Noch ist unklar, wie die von Astra als "Infrastruktur-Gebühr" ausgegebene Monatspauschale den Empfang öffentlich-rechtlicher, also gebührenfinanzierter, Kanäle berührt. Die Sendeverantwortlichen von ARD und ZDF haben sich bereits klar gegen eine verschlüsselte Ausstrahlung über Satellit ausgesprochen.

Anfang März 2006 gab Astra bekannt, mit dem Schweizer Unternehmen Kudelski über die Entwicklung eines neuen Verschlüsselungssystems der Gattung Nagravision handelseinig geworden zu sein (auch Premiere nutzt bislang eine spezielle Variante von Nagravision). Mitte März einigten sich Arena und Astra über die Anmietung eines gesamten Satellitentransponders für die Übertragung der Bundesliga-Begegnungen, an denen Arena die Erstrechte hält. Arena ist auf die Reichweite von Astra angewiesen, da ungefähr 16 Millionen Haushalte ihr Fernsehsignal über den Satellitendirektempfang beziehen.

Die führenden Elektronikhersteller protestierten indessen gegen den von Astra vorgegebenen Entavio-Standard, weil er anderen Vermarktungsplattformen oder frei empfangbaren Kanälen den technischen Zugang zu den nach den Spezifikationen von Astra gefertigten Empfangsgeräten verwehren oder erschweren könnte. Sie schlossen sich am 11. März zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um künftig mit einer Stimme sprechen zu können. Astra machte in einer Ausschreibung konkrete Preisangaben für die herzustellenden Geräte (99 Euro) und will diese nach exakten technischen Vorgaben produzieren lassen. Durch die schon heute marktbeherrschende Stellung Astras beim Satellitenempfang werden bei Herstellern und Politikern zunehmen Befürchtungen laut, Astra betreibe Marktabschottung und wolle seine einzigartige Stellung finanziell ausschöpfen.

Mittlerweile haben sich die RTL- und MTV-Gruppe offen zum Entavio-Projekt bekannt. Laut Astra soll das Monatsentgelt für "frei empfangbare" (werbefinanzierte) Kanäle pauschal 3,50 Euro betragen und nicht pauschal nach Haushalt, sondern je Receiver/Smartcard abgerechnet werden. Es wird jedoch erwartet, dass es nicht bei dieser Summe bleiben wird, sondern dass es sich nur um einen Einstieg handelt. Stattdessen ist zu befürchten, dass die Entwicklung sich an Ländern wie den USA orientieren wird, wo für den direkten Satellitenempfang in ähnlicher Größenordnung wie beim Kabel bezahlt werden muss und sich die Preisspanne von 45 bis 100 $ pro Monat bewegt (Angaben für DirecTV, ein jährliches Komplettangebot mit allen Pay-per-View-Angeboten kostet 7.500$).

Die zum Empfang erforderlichen Geräte sollen auch technische Restriktionen ermöglichen, die das Überspringen von Werbespots bei Fernsehaufzeichnungen verhindern oder die Aufzeichnung bestimmter Sendungen, auch mittels externer Geräte, ganz unterbinden sollen - ähnlich wie es bereits bei HDCP Gang und Gäbe ist.

Das Bundeskartellamt eröffnete im Jahre 2006 gegen die drei Beteiligten des Entavio-Projekts ein Verfahren wegen des Verdachts auf gegenseitige Absprache. Anfang Dezember 2006 gab die Sendergruppe ProSiebenSat.1 Media überraschend den Ausstieg aus dem Projekt bekannt und legte ihre Verschlüsselungspläne auf Eis. Daraufhin stellte das Kartellamt sein Verfahren wegen Koordinationsverdachts ein, ein weiteres bezüglich der möglicherweise wettbewerbswidrigen Spezifikationen des Entavio-Kodierungsstandards ist jedoch nach wie vor im Gange. SES Astra und RTL wollen trotz alledem an der gemeinsamen Plattform festhalten.[2]

Das heißt allerdings nicht, dass die ProSiebenSat.1 Media-Gruppe auf eine Verschlüsselung insgesamt verzichtet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich hierbei nur um einen taktischen Schachzug handelt, um das Kartellamt zu besänftigen.

Weil ProSiebenSat.1 sich von dem Projekt durch den Druck des Kartellamtes zurückzogen habe gab Astra am 19.2.2007 bekannt, dass sich die "entavio-Plattform" nun auf ******* Angebote fokussieren würde.

Am 19.02.2007 gab das Unternehmen bei der Vorstellung der Geschäftszahlen ein Abrücken von der "Grundverschlüsselung" für Free-TV-Sender bekannt. Man werde sich auf *******-Angebote bei der Verschlüsselung konzentrieren.

Am 19.04.2007 gab SES ASTRA und PREMIERE bekannt das die ENTAVIO-Plattform am 01.09.2007 mit Premiere als "Zugpferd" starten wird, dann alle "Geeignet für Premiere" und "Geeignet für ENTAVIO" Satreceiver für den Empfang einsetzbar.

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