Ich hasse Wahlabende

Gestern abend, viertel nach sechs.

Als politisch interessierter Mensch betätige ich die Fernbedienung zum Einschalten meines TV-Empfängers um mich wenigstens am Rande über den Ausgang der Wahlen in Sachsen zu informieren.

Offensichtlich genau zum richtigen Zeitpunkt...

Rhythmisches Klatschen unterbrochen von Jubelschreien aus der Kameraperspektive gefühlter Hundertschaften dringt an mein Ohr. Ein bis zur Wirbelsäule strahlender Herr wird eingeblendet.
Aha, denke ich, das wird wohl der Wahlsieger, also der Ministerpräsident des Bundeslandes sein.
Gespannt warte ich auf einen Kameraschwenk, um wenigstens die Parteizugehörigkeit feststellen zu können und lese schließlich: SPD.
Aha, denke ich, die SPD hat also erdrutschartig gewonnen.

Also schnell auf ZDF geschaltet zum Zwecke der Inspektion der Hochrechnungen. Mein kurzfirstiger spitzer Jubelschrei über die fette 3 vor der Prozentzahl der FDP wird abgelöst durch jähes

Entsetzen: Der Wahlsieger, den ich gerade gesehen habe, hat 12 % der Stimmen. Warum schreien die dann so und fühlen sich als Wahlsieger?

Leicht pikiert wende ich mich anderen Tätigkeiten zu, bekomme aber im Laufe des Abends noch einige Bonmots mit: Ein Mitglied der FDP ist tief betroffen. Logisch, denke ich, jetzt wird er über

das erneut desaströse Abschneiden seiner Wendehals-Mehrheitsbeschaffer-Partei sprechen. Mitnichten...die Betroffenheit resultiert zum einen aus den für die AfD abgegebenen Stimmen und zum

anderen daraus, dass der Wähler erneut nicht verstanden hat, welch` grandiose Politik die FDP doch eigentlich macht. A Hund issa scho, der Wähler, aba a blöder...sagt die FDP.

Nach einem Statement der Linken, welches im Kern besagt, dass man sich mit knapp 19% einer breiten Unterstützung aus der Bevölkerung sicher sein kann (Hä?) und mehrfachem Gejammere, dass der

Wähler sicherlich gaaaanz anders abgestimmt hätte, wenn die Wahlen zu einem anderen Zeitpunkt abgehalten worden wären (daran ist alleine die CDU schuld) sowie den angedeuteten Überlegungen einer großen Koaltion zwischen CDU und SPD als künftig Regierende, fasse ich das Gehörte für mich zusammen:

Die SPD hat die Wahl gewonnen, die Linken sowieso die AfD erst recht und die FDP fast. Die CDU fühlt sich als der größte aller Sieger, obwohl alle anderen gewonnen haben.
Die FDP hätte eigentlich gewonnen, wenn der Wähler nicht so doof wäre und wenn die Wähler 2 Monate später hätten wählen dürfen, hätte jemand ganz anderes gewonnen.
Zuletzt wird das Land wahrscheinlich von Menschen regiert, die exakt von 100% der Bevölkerung NICHT gewählt wurden...einer großen Koalition, die auf keinem Wahlzettel stand.

Ich fühle mich verarscht und stelle zum wiederholten Male fest....ich hasse Wahlabende.

Gruß

Bobby

Ganz einfach.

Ich schalte erst gar nicht dort hin.

Das kam mir bei der letzten landtagswahl schon so komisch vor.

Ich schaue mir Wahlberichterstattungen gerne an. Über das Gefasel der gewonnen Wahl, des bestens Ergebnisses seit x Jahren, vom Stopp des Abwärtstrends etc. schaue ich großzügig hinweg. Das ist typisches Wahlpartygeschwätz, das ich einzuschätzen weiß.

Doppelt gerne sehe ich sie, wenn sich der jeweilige der Balken der korrupten Mövenpickler und der der Nazis unterhalb von 5 Prozent bewegt.

Jetzt werden die Rechtspopulisten in den nächsten fünf Jahren demaskiert und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, wie es die Eintagsfliegen der Piraten schon nahezu sind.

Dann kommt die nächste Partei, die nicht wegen ihres Programmes sondern aus Frust gewählt wird.

Interessant bei der abgelaufenen Wahl in Sachsen ist aber auch, dass

nun etwa 10% der dortigen Mitbürger die alte Mark zurückbekomen.

Ich bin schon sehr gespannt, wo sie damit einkaufen werden :rauchende0038:

>> Diese AfD geht nicht mehr weg <<