Vista: Simpel-Trick knackt Piraterie-Schutz… scheinbar
In den vergangenen Tagen gab es Meldungen, dass Vista von Raubkopierern mittels komplizierter Verfahren geknackt worden war. Alles Schnee von gestern: Wie wir feststellen konnten, genügt ein einfacher Trick, um die derzeit illegal im Netz kursierenden Vista-Versionen freizuschalten. Der Trick ist sogar derart simpel, dass sich die Frage stellt, ob Microsoft da vielleicht etwas übersehen hat. Wir haben natürlich bei Microsoft nachgefragt und eine Erklärung erhalten.
Erste Reaktion der Kollegen, als wir Ihnen erklärten, was Sie gleich lesen werden: „Wie konnte denen das passieren?“. Mit „denen“ ist Microsoft gemeint. Wieso die Kollegen so reagierten? Das lesen Sie jetzt.
Die Vorgeschichte
In Asien kursieren bereits illegale Kopien der finalen Version von Windows Vista zum Preis von um die 2 Euro. Das allein dürfte noch niemanden verwundern. Das eigentlich interessante kommt jetzt: Auf der Rückseite der Raubkopien von Windows Vista befindet sich kein Produktschlüssel, sondern eine denkbar simple Anleitung, wie die Aktivierungsroutine von Vista ausgetrickst werden kann.
Den Käufern der illegalen Version wird empfohlen, dass Datum im BIOS auf 2099 vorzustellen und erst dann das Betriebssystem zu installieren. Anschließend, also nach Abschluss der Installation, kann auf dem frischen Vista-Desktop dann das aktuelle Datum eingestellt werden. Die angebliche Folge: Die kommenden 92 Jahre kann Windows Vista ohne Aktivierung genutzt werden.
Wenn alle Sicherungen scheinbar versagen
Wir haben auf einem Testrechner den BIOS-Trick ausprobiert. Das Ergebnis: Es klappt tatsächlich. Selbst Microsofts WGA stufte das Betriebssystem ohne vorangegangene Aktivierung auf Anhieb als Original-Windows ein!
Der Aktivierungschecker von Vista signalisiert, dass innerhalb der nächsten 30 Tage eine Aktivierung ansteht. Der Zähler beginnt aber erst dann herunter zu zählen, wenn das Datum das im BIOS eingestellte Datum überschreitet. Wurde im BIOS also das Datum 12.12.2099 eingetragen, dann zeigt die Aktivierungsroutine bis zum 12.12.2099 30 Tage verbleibende Zeit bis zur Aktivierung an, selbst wenn das Datum in Windows geändert wurde und nicht dem BIOS-Datum entspricht. Erst am 13.12.2099 zählt der Zähler auf 29 Tage herunter und theoretisch würde Mitte Januar 2100 dann die Aktivierung fällig werden.
Klar: Die Zeit im BIOS ändert sich natürlich Tag für Tag, allerdings hat das keinerlei Einfluss darauf, wann die Aktivierung fällig wird. Dies hängt allein vom in Windows eingestellten Datum ab.
Normalerweise wird der Produktschlüssel zur Installation des Betriebssystems verwendet. Allerdings ist das bei den besagten Vista-Versionen – die identisch sind, mit denen im Internet kursierenden - nicht der Fall. Dabei handelt es sich um die sogenannten MSDN-Versionen, die für Entwickler gedacht sind. Der Anwender kann bei diesen Versionen einen Produktschlüssel eingeben, muss es aber nicht tun. Wird Vista ohne Produktschlüssel installiert, dann sollte die Aktivierungsroutine die illegale Nutzung verhindern.
Microsoft-Statement: Raubkopierer haben keine Chance
Was bei XP nicht funktioniert, geht jetzt plötzlich unter Windows Vista: Das Fummeln im BIOS-Datum.
Zunächst war es uns unverständlich, wie Microsoft ein solcher Lapsus unterlaufen konnte. Daher haben wir bei Microsoft Deutschland nachgehakt, die wiederum in der Nacht zum Donnerstag bei Microsoft USA nachgefragt haben, ob da etwas schief gelaufen ist.
Das Ergebnis: Laut Microsoft klappt der BIOS-Trick zwar, aber lange glücklich bleiben die Raubkopierer mit dem so freigeschalteten Vista nicht.
Angeblich, so behauptet es jedenfalls Microsoft, ist tief im Inneren des Betriebssystems versteckt ein weiterer Schutz gegen Raubkopierer integriert. Dieser soll kontinuierlich messen, wie lange das Betriebssystem ohne Aktivierung läuft und dann nach 90 Tagen das Betriebssystem einfach abschalten. Ob das stimmt, können wir erst nach einem Langzeit-Test bestätigen. Dieser Schutz, so unsere Vermutung, könnte theoretisch eine Art Zähler sein, der unabhängig von Windows- und BIOS-Datum die Stunden misst, die das Betriebssystem läuft.
Quelle:
http://www.pcwelt.de/news/software/66430/index.html
Aktivierungstricks: Microsoft will Vista-Raubkopien unschädlich machen
Microsoft hat am Donnerstag angekündigt, alle illegalen Vista-Version unschädlich machen zu wollen, bei denen die Aktivierung umgangen worden ist.
Alle Versuche die Aktivierungsroutine von Windows Vista zu umgehen, will Microsoft in Kürze bekämpfen. Das kündigte das Unternehmen am Donnerstag an. Teilweise, so hieß es, werde versucht, die Aktivierung dadurch zu umgehen, dass Dateien aus den Vorabversionen von Windows Vista mit denen der finalen Version gemixt werden. Daher hat das für WGA bei Microsoft zuständige Team diesen Versionen auch den Namen "Frankenbuild" gegeben, wie es im Blog des Teams heißt.
Laut US-Medienberichten wird Microsoft in Kürze mit der Auslieferung des Updates für Windows Vista beginnen. Es wird nur an besagte "Frankenbuild"-Systeme ausgeliefert. Nach dem Update soll Vista in der Lage sein festzustellen, ob die Aktivierungsroutine ausgeschaltet/umgangen wurde und dann den Anwender darüber informieren und ihn zur Aktivierung auffordern. Kommt er dieser Aufforderung binnen 30 Tage nicht nach, schaltet Vista in einen funktionsreduzierten Modus herunter, bis der Anwender einen regulären Produktschlüssel eingibt. Ob es sich um ein "Frankenbuild" handelt, soll das Update nicht zuletzt durch den bei der Installation verwendeten Produktschlüssel identifizieren können.
Für die Zukunft hat Microsoft angekündigt, die Lage genau verfolgen zu wollen und von Zeit zu Zeit auch die bei den Installationen verwendeten Produktschlüssel analysieren zu wollen, um diese dann zu blockieren, wenn sie für Raubkopien von Vista genutzt werden.
Das die Aktivierungsroutine von Windows Vista auch einfacher auszuschalten ist, hatten wir erst kürzlich in der Meldung „Vista: Simpel-Trick knackt Piraterie-Schutz…“ berichtet.
Hierbei wird bei der Installation allerdings nicht mal ein Produktschlüssel benötigt. Seinerzeit hatte Microsoft das Ganze damit kommentiert, dass die Aktivierung nur auf dem ersten Blick umgangen wird und das in Vista ein Mechanismus steckt, der solche Tricks entdeckt und die illegale Kopie nach 90 Tagen abschaltet. Ob das von Microsoft jetzt angekündigte Update auch diese Versionen ausschalten wird, bleibt abzuwarten. Explizit ist davon in der aktuellen Stellungname nicht die Rede, sondern nur von den "Frankenbuild"-Fassungen.
Quelle:
http://www.pcwelt.de/news/software/66803/index.html