EM 2016: Frankreich erhält Zuschlag für 2016
Hauchdünne Entscheidung gegen die Türkei
Frankreich erhält Zuschlag für 2016
Frankreich ist Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft 2016. Diese Entscheidung traf das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Freitag (28.05.10) in Genf.
Michel Platini drehte die Karte mit dem Namen des Siegers um und sprach leise den Namen seines Heimatlandes "France" aus. In einem unerwarteten Herzschlagfinale setzte sich der Favorit hauchdünn mit 7:6 Stimmen gegen den schärfsten Rivalen Türkei durch. Der dritte Bewerber Italien war bereits im ersten Wahlgang mit 23 Punkten an Frankreich (43) und der Türkei (38) gescheitert. "Es waren drei außergewöhnliche Bewerber. Ich bin ein großer Freund der Türkei, trage einen italienischen Namen und bin französischer Bürger. Ich bin sehr glücklich, aber es ist als Präsident der UEFA nicht ganz einfach. Wären wir ein despotischer Verband, wäre das Abstimmungsergebnis 13:0 ausgegangen. Das Exekutivkomitee hat gezeigt, dass es echte Demokratie gibt", sagte der französische UEFA-Boss Platini.
Trumpfkarten Sarkozy und Zidane
DFB-Präsident Theo Zwanziger, der zu den 13 stimmberechtigten Mitgliedern im Exekutivkomitee gehörte, kommentierte: "Wir freuen uns auf Frankreich. Die UEFA kann ruhig schlafen." Offenbar setzte die Mehrheit im Exko nach den problematischen Erfahrungen mit der Ukraine als Co-Gastgeber für die EURO 2012 neben Polen auf die sichere Variante Frankreich, "als ins Risiko zu gehen" (Zwanziger).
Die erstmalige Austragung einer EM mit 24 Mannschaften sei ohnehin mit Risiken behaftet, so der DFB-Boss. Mitentscheidend für den Triumph der Franzosen dürfte die Anwesenheit von Staatspräsident Nicolas Sarkozy gewesen sein. Er war eigens nach Genf gereist, um an der voll überzeugenden 30-minütigen französischen Präsentation für die Exko-Mitglieder teilzunehmen. Der WM-Gastgeber von 1998 hatte außerdem den Weltmeister von 1998, Zinedine Zidane, auf der Bühne des Espace Hippomene aufgeboten. "Ich könnte mir schon vorstellen, dass dies Eindruck gemacht hat, denn auch die Türkei hatte den Staatspräsidenten nach Genf entsandt", sagte Zwanziger.
Nationale Angelegenheit
Sarkozy untermauerte in seiner Ansprache an die Exko-Mitglieder nochmals, dass die französische EM-Bewerbung als nationale Angelegenheit anzusehen sei: "Der französische Staat gibt die Garantien für alle Verpflichtungen. Es ist das Engagement eines ganzen Volkes. Ganz Frankreich wartet auf diesen Anlass."
Zwanziger dürfte bei der geheimen Abstimmung für Frankreich votiert haben, denn es bestand ein Gentlemen's Agreement. Weil Frankreich im August 2007 seine Kandidatur als Mitkonkurrent Deutschlands im Ringen um die Frauenfußball-WM 2011 zurückgezogen hatte, wurde damals im Gegenzug eine deutsche Unterstützung der französischen EM-Bewerbung für 2016 vereinbart. Vier komplett neue Stadien sollen in Lille, Lyon, Bordeaux und Nizza errichtet werden. Die Arenen von Marseille und Straßburg werden komplett renoviert. Bei den EM-Spielen 2016 sollen 2,8 Millionen Fans Platz in den Stadien finden.
Quelle Sportschau