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fritzmuellerde
19.01.07, 21:04
Sprachliche Missgriffe - "Freiwillige Ausreise" ist das Unwort des Jahres

Unwort des Jahres Großansicht des Bildes
"Freiwillige Ausreise" ist das Unwort des Jahres 2006. Dies gab eine Jury aus Sprachwissenschaftlern in Köthen in Sachsen-Anhalt bekannt. Der Begriff bezieht sich darauf, dass viele abgelehnte Asylbewerber vor einer Abschiebung unter Zwang "freiwillig" in ihre Heimat zurückkehren würden.

In diesem Fall von einer Freiwilligkeit zu sprechen, erfüllt nach Ansicht der Jury die Kriterien für ein Unwort. Schon seit 1991 werden mit dieser Auszeichnung sprachliche Missgriffe angeprangert, die grob unangemessen sind oder die Menschenwürde verletzen. Im Vorjahr war "Entlassungsproduktivität" zum Unwort gekürt worden. Andere Unwörter des Jahres waren bisher unter anderem "Gotteskrieger", "Humankapital", "Ich-AG" und "sozialverträgliches Frühableben".
"Unterschicht" am häufigsten vorgeschlagen

Gerügt wurde von der Jury der Begriff "Konsumopfer". So habe der Modemacher Wolfgang Joop Models umschrieben, die zu Lasten ihrer Gesundheit für das Schönheitsideal der Konsumgesellschaft, nämlich "extrem schlanke, letztlich magere Figuren", hungern müssten. Ebenfalls eine Rüge verdient nach Ansicht der Sprachexperten auch das Wort "Neiddebatte". Damit habe der frühere Bundesbankpräsident Ernst Welteke die ernsthafte Diskussion um die Angemessenheit von Millionenbezügen bestimmter Spitzenmanager "auf die Stufe eines kleinkarierten Neides herabgewürdigt".

Insgesamt lagen der sechsköpfigen Jury 1130 Vorschläge für das Unwort vor, so viele wie nie. Darunter befanden sich auch Begriffe wie "Prekariat", "Problembär", "Gesundheitsreform", "Prozessökonomie", "Kleinvoliere" oder "kindgerechte Abschiebung". Am häufigsten wurde allerdings "Unterschicht" vorgeschlagen.

[B]tagesschau.de-User stimmen für "Killerspiele"

Auch tagesschau.de hatte seine User um Vorschläge für sprachliche Missgriffe gebeten und eine Auswahl anschließend zur Abstimmung gestellt. Aus der nicht repräsentativen Umfrage ging "Killerspiele" nach langer Führung von "Sozialverträglicher Arbeitsplatzabbau" als Favorit hervor.

Quelle tagesschau (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6317416_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html)