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sunnyjonny
15.01.07, 12:09
Macht Web 2.0 dumm?

Technologiepopstar Jaron Lanier polarisiert.
Er hält das globale Lexikon Wikipedia nicht für das Ergebnis kollektiver Intelligenz.
Im Gegenteil.
Lanier findet es gefährlich, dass jeder die Enyklopädie verändern kann.
Er fürchtet die Diktatur der Doofen im Web.
Doch dazu wird es nicht kommen.

Von Dirk Nolde

Jaron Lanier hat ein Mal in seinem Leben einen Film gemacht.
Das war Anfang der 90er Jahre.
Heute ist Lanier der Streifen eher peinlich.
Trotzdem wurde der Mann mit den Dreadlocks bei Wikipedia immer wieder als Regisseur geführt.
Lanier änderte das (er ist Computerwissenschaftler, war als Technologie-Popstar schon berühmter und gilt als Erfinder des Begriffs "virtuelle Realität"), aber irgendwer fand sich immer, der in dem Eintrag wieder die Berufsbezeichnung Filmemacher einsetzte.

Wikipedia gilt als ein Beispiel für das, was inzwischen Modevokabular ist: Schwarmintelligenz.
Macht einer einen Fehler, wird der aus der Menge heraus korrigiert.
Doch Lanier glaubt nicht an die Selbstheilungskräfte des freien Informationsmarktes.
Im Gegenteil: Für ihn hat das Web 2.0 nichts zu tun mit kollektiver Intelligenz, sondern mit Herdentrieb.
Was irgendwer irgendwo zusammengeschrieben hat, schafft es gegebenenfalls auch in die Wikipedia.
Das findet Lanier gefährlich, weil jeder nahezu alles bei Wikipedia ändern und auch verunstalten kann, die Internet-Enzyklopädie zugleich aber großes Vertrauen genießt.
Er fürchtet die Diktatur der Doofen.

Natürlich sind im Web 2.0 nicht alle ernsthaft, unaufgeregt oder wenigstens um Neutralität bemüht bei der Sache.
Das macht die Arbeit bei Wikipedia mühsam und erfordert Langmut, wie etwa der Wikipedia-Eintrag zu George W. Bush zeigt.
Doch die Web 2.0-Systeme regulieren sich - auch das zeigt der besagte Bush-Artikel.
Und der Prozess ist transparent: Jeder kann nachlesen, wer wann was geändert hat.
Es kommt darauf an, wie intelligent das Design der Umgebung ist, innerhalb derer man die Masse loslässt.

Und das ist finanziell relevant.
Auch für Wikipedia: Dahinter steht zwar ein Stiftung, doch die braucht Spenden.
Diese jedoch würden nicht mehr in ausreichendem Maße fließen, wenn das Katastrophenszenario der lexikalischen Verblödung Wirklichkeit würde.
Entsprechend muss Wikipedia die Aktivitäten seiner Nutzer organisieren - eine Frage der Software.
Das gilt ebenso für YouTube: Die Aktionäre der YoutTube-Mutter Google können auf Dauer nicht das Risiko eingehen, dass urheberrechtlich geschützte Inhalte massenhaft über die Videoplattform verbreitet werden.
Es braucht deshalb klug ausgedachte Mechanismen, um das zu unterbinden, ohne zugleich die Nutzer abzuschrecken.
...

Quelle + mehr lesen: HIER. (http://www.welt.de/data/2007/01/15/1176973.html?prx=1)

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