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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Premiere World, oder: Das *******-Milliardengrab



MRXXL
10.11.11, 20:07
2001 schrieb Premiere World fast 1,3 Milliarden Euro Verlust - und riss die ganze Kirch-Gruppe in die Tiefe. Mit rigidem Sparkurs gelang Georg Kofler aber tatsächlich der Turnaround. Bis die Bundesliga Premiere erneut in eine tiefe Krise stürzte.

Der Grund allen Übels war eigentlich nicht Premiere, sondern DF1. Weil Leo Kirch sein eigenes Digital-*******-Angebot in den Markt drücken wollte, kaufte er Sport- und Film-Rechte zu meist abenteuerlichen Preisen ein. Als DF1 dann mit Premiere fusionierte, gingen all diese überteuerten Rechte an das neue Premiere World über. Die Folge lässt sich in der Bilanz des Jahres 2001 nachlesen.

Einnahmen in Höhe von rund 800 Millionen Euro, die Premiere World damals generieren konnte, standen horrende Ausgaben gegenüber. Allein für Sport- und Film-Rechte gab Premiere World 2001 925 Millionen Euro aus - also mehr als der gesamte Konzern überhaupt einnahm. Doch dazu kamen noch 118,4 Millionen Euro Übertragungskosten, 133,3 Millionen für die Abowerbung und horrende 530 Millionen Euro für Receiver - das d-box-Desaster. Unterm Strich musste Premiere World damals einen Verlust von 1,28 Milliarden Euro ausweisen.

Das *******-Geschäft riss damit im folgenden Jahr das gesamte Kirch-Imperium in den Abgrund. Doch während die Kirch-Holding in Insolvenz ging, schaffte es das Premiere-Management um Georg Kofler, der erst im Februar 2002 zum Unternehmen stieß, Premiere World selbst zu retten und im Sommer 2002 einen Überbrückungs-Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro aufzutun, um die Sanierung des Unternehmens anzugehen. Im März 2003 trat dann der Finanzinvestor Permira als neuer Hauptaktionär auf den Plan und sicherte das weitere Überleben des Unternehmens.

Doch die Einschnitte, die Kofler durchführen musste, waren schmerzhaft. Unter dem Motto "Klasse statt Masse" trennte sich das Unternehmen von einer Vielzahl an Sport- und auch Film-Rechten, reduzierte die Zahl der Spartensender drastisch und konzentrierte sich auf in der Abowerbung zugkräftige Themen - vor allem die Bundesliga. Eine Entscheidung, die dem Unternehmen später noch einmal zum Verhängnis werden sollte. Doch zunächst einmal zeigte das Sparprogramm Wirkung. Die Ausgaben für Sport- und Film-Rechte sanken von 2001 auf 2002 von 925 auf 657 Millionen Euro. Der Verlust betrug 2003 nur noch 203,6 Millionen Euro, 2004 konnte Premiere den Velrust auf 80,6 Millionen Euro begrenzen. Und im 3. Quartal dieses Jahres war es dann tatsächlich so weit: Kofler hatte es geschafft, Premiere innerhalb von nur zweieinhalb Jahren in die schwarzen Zahlen zu bringen.

2005 konnte Premiere einen Gewinn von 48,7 Millionen Euro vorweisen. In dieser Hochzeit ging Premiere an die Börse. Der weitaus größte Teil des Erlöses blieb allerdings nicht im Unternehmen, sondern ging an die Alt-Eigenümer. Dennoch gelang es, die Verschuldung auf unter 100 Millionen Euro zu drücken. Premiere witterte Morgenluft. Doch dann kam der 21. Dezember 2005 - der Tag, an dem die Bundesliga Premiere durch überraschende Vergabe der Bundesliga-Rechte an den Kabelnetzbetreiber Unitymedia bzw. dessen Tochter Arena gleich in die nächste Krise stürzte - auch wenn man das lange bestritt.

Premiere reagierte mit Preissenkungen, führte eine flexibles Paket-Modell ein, das schon ab 10 Euro abonnierbar war - und beteuerte immer, dass die befürchtete Abonnenten-Abwanderung ausbleiben würde. Ende 2004 hatte Premiere nach offiziellen Zahlen 3,25 Millionen Abonnenten, 2005 waren es schon 3,57 Millionen, 2006 ging die Zahl trotz Verlusts der Bundesliga-Rechte offiziell nur auf 3,41 Millionen zurück. Durch den Sublizenz-Deal mit Arena kehrte die Bundesliga nach nur einer Saison ohnehin wieder zurück - und inklusive der Arena-Abonnenten wies Premiere 2007 dann sogar schon 4,28 Millionen Kunden aus, darunter immerhin 3,65 Millionen direkte Kunden.


Zwar schrieb Premiere seit dem Bundesliga-Debakel wieder Verluste - 2006 waren es 161,5 Millionen, 2007 noch immer 51,6 Millionen - doch es schien trotzdem, als sei das Unternehmen gar nicht so schlecht aufgestellt für die Zukunft. In dieser Situation ging Georg Kofler im Herbst 2007 von Bord und übergab die Geschäftsführung an Michael Börnicke, bis dahin Finanzvorstand des Unternehmens. Doch wer nach dem nie um große Worte verlegenen Georg Kofler erwartet hatte, dass es mit den großen Ankündigungen bei Premiere nun vorbei sei, der hatte sich gründlich getäuscht.

"Wir sind daran interessiert, Sat 1 zu kaufen. Der Berliner Sender würde ideal zu uns passen", sagte Börnicke im April 2008 in einem "Handelsblatt"-Interview. Und eineinhalb Monate später legte er noch einen drauf: Er sehe Potential für zehn Millionen Premiere-Kunden bis zum Jahr 2012. "Da muss man gar nicht zaubern", war sich Börnicke sicher, der in die fast schon absurd anmutenden hohen Zahl allerdings auch viele Prepaid-Kunden des längst wieder eingestellten Angebots Premiere Flex sowie Nutzer des Video-on-Demand-Services einrechnete.

Doch statt von zehn Millionen war bald von ganz anderen Abonnenten-Zahlen die Rede. Als Rupert Murdoch mit seiner News Corp. immer größere Anteile an Premiere übernahm, musste nicht nur Michael Börnicke als Chef gehen, auch den größten Teil der übrigen Führungsmannschaft wechselte man aus. Es war offenbar eine Reaktion auf das, was die neuen Eigner dort vorfanden. Mark Williams, der im September 2008 die Geschäftsführung übernommen hatte, dürfte sich des Öfteren die Augen gerieben haben. Ein nicht näher benannter Murdoch-Mann prägte den Satz "Unter jedem Stein, den wir hochheben, liegt unglaublich viel Scheiße."

Um das Unternehmen wieder auf gesunde Beine zu stellen, galt es erst einmal, die eigene Situation realistisch einzuschätzen. Denn ganz offensichtlich waren die Abonnenten-Zahlen, die Premiere veröffentlichte, mit manch etwas dubios erscheinenden Trick in die Höhe getrieben worden. Am 2. Oktober 2008 ließ Premiere dann die Bombe platzen: Zwar betonte man, dass die bisherigen Abonnenten-Zahlen nicht falsch seien, nach einer Neu-Klassifizierung blieben Ende 2008 aber trotzdem nur noch 2,4 Millionen direkte Abonnenten übrig. Die Zahlen für Ende 2007 wurden von 3,65 auf 2,53 Millionen direkte Abonnenten korrigiert. Ende 2005 waren es selbst nach korrigierten Zahlen hingegen 3,27 Millionen gewesen. Offensichtlich traf der Bundesliga-Verlust Premiere also doch deutlich stärker als man es zugeben wollte.

Der Aktienkurs ging auf rasante Talfahrt - und ermöglichte Murdoch immerhin, weitere Anteile zu günstigen Konditionen zu übernehmen. Statt resigniert aufzugeben, investierte News Corp. in den kommenden Jahren weiter dreistellige Millionen-Beträge ins Unternehmen. Durch die Umbenennung in Sky Deutschland wollte man die wenig ruhmreiche Vergangenheit hinter sich lassen - und das ließ man sich einiges Kosten. 2008 schrieb Sky Deutschland einen Verlust von 269,4 Millionen Euro, 2009 waren es satte 676,5 Millionen Euro und auch 2010 stand noch ein Minus von 407,6 Millionen Euro zu Buche.

Doch sieht man sich die Entwicklung der letzten Quartale an, dann sieht es tatsächlich so aus, als könnte Sky noch einmal den Turnaround schaffen. Nachdem im ersten Sky-Jahr noch fast Stagnation herrschte, ziehen die Abonnenten-Zahlen an, pro Kunde macht das Unternehmen immer mehr Umsatz - und als Folge daraus wurde zuletzt das Minus kontinuierlich kleiner. Gut möglich also, dass unter dem neuen Chef Brian Sullivan demnächst tatsächlich auch wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Und sollten nicht erneut die Bundesliga-Rechte abhanden kommen, dann ja vielleicht sogar für mehr als ein Jahr.

Der guten Ordnung halber: Quelle: http://www.dwdl.de/zehnjahre/33547/premiere_world_oder_das_*****milliardengrab/

wacheia
10.11.11, 21:57
Noch mehr Werbung.

Wobei mehr ja schon fast nicht mehr geht.

Oder bei der Fiaf beantragen, dass die Halbzeitpause 30 Minuten dauert. Oder in drei Dritteln mit jeweils 20 Minuten Pause spielen.

Odre wie beim angeblichen Sportsende Sport1 SMS-Verkäufer als Reporter einsetzen.

wegomyway
11.11.11, 00:48
sehr schön zu lesen und im grunde ein hausgemachtes problem in jüngerer vergangenheit . die preisstruktur ist und wird das problem bleiben. solange die herren/damen es nicht begreifen das ihr im grunde seit jahrzehnten schwaches programmangebot mal preislich nach unten anzupassen wird es eher nicht gelingen aus den tiefroten zahlen herauszukommen .... zuviel geld wurde reingepumt und genauso verbrannte es . ein fass ohne boden

für 25 euro komplettes leo-tv ohne irgendeine zusätzliche zahlung wenn ich was glotzen will ... da bin ich sofort dabei .. kann ich doch meine dbox wieder auspacken :ANYWORD:
die hoppelkanäle können sie wegen meiner zuzahlungspflichtig machen ... 5 euro für das ganze , wer das braucht hat auch die übrig :grinsend0199: