PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hinters Licht geführt: die Tricks der Technik-********er



Dr.Dream
09.10.10, 11:47
Hinters Licht geführt: die Tricks der Technik-********er

Schnäppchen machen möchte jeder – wer hat schon was zu verschenken? Logisch, dass Elektronikmärkte in ihren Prospekten gerade die Preise in besonders großen Lettern hervorheben. Besonders in diesen Wochen, in denen das beginnende Weihnachtsgeschäft manche Durststrecke im Sommer vergessen machen soll, wird getrommelt, was das Zeug hält. Doch die Wahrheit ist: Echte Schnäppchen sind selten, und manchmal entpuppt sich sogar ein vermeintlich einzigartiges Angebot als totaler Reinfall. Wir entlarven die Tricks der Technik-********er

Kaum jemand mag es zugeben, doch in vielen Haushalten zählen die allwöchentlich zum Einkaufssamstag verteilten Prospekte der großen Elektronikmärkte längst zur willkommenen Lektüre. Ein Reigen elektronischer Produkte von der Digitalkamera übers Notebook bis zum Flachbildfernseher weckt regelmäßig den "Haben-Wollen"-Impuls. Billig ist es auch, klar, ist ja ein ********er – also nix wie hin und zuschlagen? Die cleveren Käufer lassen sich aber nicht so leicht fangen, sie behalten einen kühlen Kopf.

Der wertlose UVP

Erste Regel: Lassen Sie sich nicht von drastischen Preisnachlässen beeindrucken. Satte Abschläge beziehen sich fast immer auf den UVP-Preis, die "Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers". Das klingt zunächst überzeugend, weiß doch der Hersteller am besten, was sein Gerät wert ist, oder? Tatsächlich sind UVP-Preise reine Marketingtricks. Sie sind schon bei neuen Modellen grundsätzlich zu hoch angesetzt und besonders bei älterer Ware fern ab des wahren Marktwertes. Zu diesem Trick greifen Händler besonders gern, wenn die Lager von Auslaufmodellen geräumt werden müssen, weil eine neue Produktgeneration ansteht. Derzeit wird dieses legale, aber nicht ganz faire Spiel besonders gern bei Fernsehern betrieben: So mancher Großbildschirm wird mit einem drastischen Rabatt auf eine unverbindlichen Preisempfehlung feilgeboten, die über ein Jahr alt ist. Insbesondere beim Energieverbrauch aber auch bei der Bildqualität gab es in jüngster Zeit große technische Fortschritte, so dass der Kauf eines älteren Modells selten lohnt. Doch damit nicht genug: Solche UVP-Tricks. Die Verbraucher******** NRW hat jüngst bewusste Schreibfehler oder fehlende Typenbezeichnungen in vielen Prospekten beklagt. Der Preisvergleich werde so enorm erschwert.

Prinzip Mischkalkulation

Sind ********er also gar nicht so billig, wie sie uns weis machen wollen? Doch, aber nicht bei allen Waren. Elektronikmärkte setzen auf eine Mischkalkulation, so wie viele Händler anderer Branchen auch. Einzelne Produkte können durchaus sehr günstig sein. Große Märkte können es sich leisten, zu Werbezwecken Ware vorübergehend zu Tiefstpreisen zu verschleudern. Hier besteht also eine reelle Schnäppchenchance. Bei Computer- und Unterhaltungselektronik ist die Gewinnspanne für den Händler aber grundsätzlich sehr gering. Damit am Ende doch ein Plus herausspringt, wird ein anderer Teil des Sortiments entsprechend teurer verkauft. Gutes Geld bringt besonders "Kleinkram", den man leicht mal dazu nimmt. Oft weit überteuert gehen vor allem Kabel und Adapter über den Ladentisch. 20 Euro für ein HDMI-Kabel fallen wohl nicht so ins Gewicht, wenn man gerade 800 Euro für den Flachbildfernseher gezahlt hat. Nur: Ein solches Kabel ist eben auch für weniger als ein Viertel des Geldes zu bekommen.

Verwirrspiel mit Produktbezeichnungen

Immerhin: Die meisten Elektronikmärkte belassen es in ihren Prospekten nicht mehr nur bei leeren Floskeln und listen inzwischen akkurat auf, welche Komponenten genau etwa in einem Komplett-PC oder Notebook stecken. Der clevere Kunde kann also in der Regel durch eine Internetrecherche herausfinden, ob die mit "Grafik-Power" beworbene Karte bei der Online-Expertenschaft auf die selbe Beigeisterung stößt – zumindest theoretisch. In der Praxis scheitert das hin und wieder an Hürden, die schon der Hersteller aufbaut. Besonders bei Grafikkarten und Prozessoren wird dem Verbraucher ein Dschungel aus Produktfamilien und Modellvarianten zugemutet, in dem sich selbst Fachleute immer wieder verirren. Ein einzelner Buchstabe in der Produktbezeichnung kann über Top-Modell oder Billigkiste entscheiden. Besonders vertrackt wird's, wenn es sich um Sonderanfertigungen handelt. In der Vergangenheit hat sich zum Beispiel das Erfolgsgespann Aldi/Medion immer wieder durch Kreativität hervorgetan. In den meisten Aldi-PC arbeitet eine Grafikkarte, die auf dem Markt so nicht erhältlich und damit auch für Experten vorab schwer einzuschätzen ist. Möglich macht's die Marktmacht der ********er. Weil diese gerne auf einen bestimmten Preispunkt hin produzieren lassen – etwa die magische 499-Euro-Marke –, müssen die Zulieferer maßgeschneiderte Sonderlösungen entwickeln. Was diese von den regulären Modellen unterscheidet, bleibt dem Kunden meist verborgen.

Versteckte Sparfallen: So werden wir hinters Licht geführt

Seien Sie daher vor allem bei Produkten vorsichtig, bei denen der Großhändler Einfluss auf die Ausstattungsmerkmale hat – etwa im Fall von Komplett-PC oder Notebooks. Ob die Zusammenstellung für den Verbraucher wirklich sinnvoll ist, bleibt Nebensache – die Preisgestaltung der Kaufleute ist entscheidend. So landen in den Spezialanfertigungen der Großmärkte schon mal veraltete Technik oder minderwertige Bauteile, um den Preis unter einer vordefinierten Schwelle zu halten. Weil es noch immer vor allem Gigahertz und Gigabyte sind, mit denen sich Computer verkaufen lassen, wird an derart offensichtlichen Merkmalen nicht gespart. Der Teufel steckt im Detail und ist auch für Experten im Laden schwer zu erkennen. Typische Sparfallen bei Komplett-PC sind schwachbrüstige Netzteile oder billige Lüfter. Folge: Der PC stürzt häufiger ab oder gibt vorzeitig den Geist auf. Auch die Aufrüstoptionen, eigentlich eine Stärke der Desktop-Computer gegenüber den Notebooks, werden gerne beschnitten. Kein Platz für ein weiteres Speichermodul, eine zusätzliche Steckkarte oder eine zweite Festplatte – damit müssen Käufer knapp kalkulierter Computer rechnen.

Händler und Hersteller vereint

Fairerweise muss man also sagen: In vielen Fällen tragen die Hersteller der Geräte eine gehörige Portion Mitverantwortung. Mit undurchsichtigen und kaum nachvollziehbaren Angaben zur Leistung geben sie Händlern erst das Futter für die Kundenverwirrung. Beispiel Kontrastverhältnis bei Bildschirmen: Vor Jahren war ein Wert von 500 bis 1000 zu 1 üblich. Heute dürfen wir über Werte im Millionenbereich staunen. Ein Quantensprung in der Bildschirmtechnik? Nein, geändert hat sich einfach nur die Berechnungsgrundlage. Die heute angepriesenen dynamischen Kontrastwerte basieren auf derart irrealen Annahmen, dass sie als Qualitätsmerkmal nicht mehr taugen. Auch zeigen sich viele Hersteller sehr kreativ darin, immer neue Pseudo-Features mit wohlklingendem Namen hervorzubringen. Seriöse Händler wissen das und rücken solchen Marketing-Unsinn nicht zu sehr in den Vordergrund.

Preisvergleich bewahrt vor Reinfall

Was also tun? Nie wieder beim ********er kaufen und nur noch zum Fachhändler? So radikal muss die Konsequenz nicht ausfallen. Zum einen stehen auch Fachhändler unter Umsatzdruck und sind nicht vor allen Versuchungen gefeit, den Geldbeutel ihrer Kunden mehr zu erleichtern als nötig. Wer zudem einkalkuliert, dass er von Elektronikmärkten oder Online-Shops keine umfassende Beratung zu erwarten hat, kann sich darauf einstellen. Optimal ist es natürlich, sich selbst über Testberichte unabhängiger Fachmagazine auf dem Laufenden zu halten. Eine große Auswahl von Testberichten unter andere zu Notebooks, Digitalkameras und Druckern finden Sie online im Digital-Portal oder als PDF-Download im Computer Insider. Da dies aber nicht jedermanns Sache ist, sollten Sie sich zumindest vor dem Kauf von einem versierten Bekannten beraten lassen. Preisvergleichsdienste wie bei t-online.de Einkaufswelt, die die Preisentwicklung über einen längeren Zeitraum darstellen, helfen, Auslaufmodelle zu entlarven. Der niedrigste Internetpreis taugt allerdings oft nicht als Maßstab. Bedenken Sie, dass bei manchen Online-Shops hohe Versandkosten und lange Lieferzeiten die vermeintlichen Schnäppchen wieder relativieren.

Wissen, was man will

In jedem Fall empfiehlt es sich, vor dem Kauf möglichst genau die eigenen Ansprüche zu definieren: Braucht das Notebook eher einen schnellen oder einen energiesparenden Prozessor? Soll der Drucker vorwiegend gute Farbfotos oder eher gestochen scharfe Texte ausspucken? Ein guter Händler erfragt die individuellen Bedürfnisse seines Kunden und sucht erst dann das passende Angebot heraus. Wo immer Ihnen allzu schnell wahre Alleskönner zum unschlagbaren Preis versprochen werden, sollten Sie misstrauisch sein. Erkundigen Sie sich nach allen Eigenschaften eines Produkts und sprechen Sie den Verkäufer gezielt auf mögliche Schwächen an. Manchmal lässt sich hier eine Überraschung erleben: Auch in auf maximalen Profit orientierten Elektronikmärkten finden sich immer wieder kompetente Verkäufer, die ihren Beratungsauftrag ernst nehmen.

Quelle: t-online.de