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bolban
14.07.09, 13:00
Satellit dokumentiert dramatischen Verlust

Washington. Die Eiskappe der Arktis schmilzt - das wissen Forscher seit langem. Bisher jedoch konnten
sie die Dicke der Eisschicht jedoch nur stellenweise bestimmen - aus Messungen von U-Booten aus. Jetzt
hat die Satelliten-Einheit ICESat belastbare Daten der gesamten arktischen Eisfläche geliefert, die über vier
Jahre hinweg ausgewertet wurden.

Dabei interessieren die Wissenschaftler zwei verschiedene Arten von Eis: Mehrjähriges dickes Eis, dass schon
viele Sommer überlebt hat - und Eis des aktuellen Winters. Jeden Sommer geht von diesem Eis etwas verloren
- schwimmt weg und schmilzt. Besonders groß waren diese Verluste 2005 und 2007.

Die Wissenschafter der Nasa und der Universität Washington in Seattle entdeckten nun: Auch das mehrjährige
Eis schwindet - und zwar immer schneller. Die von diesem Eis bedeckte Fläche ist um 42 Prozent geschrumpft.
http://www.fr-online.de/_em_daten/_hermes/2009/07/08/090708_1454_thickness_nasa.jpg
Weil die Wissenschaftler ständig das Eis analysieren, ist bekannt, wie viel Eis jährlich neu produziert wird. "Auch in
Jahren, in denen insgesamt die Ausbreitung des Eises stabil bleibt oder sogar leicht wächst, nimmt die Dicke und das
Volumen der Eisdecke kontinuierlich ab", berichtet Ron Kwok vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Californien. Er
leitet das Forschungsprojekt ICESat.

Pro Jahr werde das Eis knapp 18 Zentimeter dünner. In vier Wintern hat es um knapp siebzig Zentimeter abgenommen.
Während das Eis der Saison rund 1,80 Meter dick ist, türmt sich das mehrjährige Eis auf bis zu 2,80 Meter auf.

Das Schrumpfen dieser Schicht macht das Eis noch anfälliger für das Schmelzen. Das Team um Kwok versucht nun zu er-
rechnen, wie lange es noch dauert, bis die Arktis im Sommer völlig eisfrei ist.

In den vergangenen Jahren hat das im Winter neu entstandene Eis nie ausgereicht, um die im Sommer entstandenen Lücken
zu füllen. Deshalb gibt es im Sommer immer mehr freie Wasserfläche - und die nimmt viel mehr Hitze in sich auf. Das so aufge-
wärmte Meer lässt noch mehr Eis schmelzen.

Zwischen 2004 und 2008 ist die Eisdecke von einer Fläche etwa in der Größe Alaskas verschwunden - das heißt 1.101.940 Quad-
ratkilometer weniger Eis. Waren 2003 noch rund 62 Prozent des gesamten Eises der Arktis in mehrjährigem Eis gebunden, waren es
2008 nur noch 32 Prozent. Das Verhältnis zum Saison-Eis hat sich genau umgekehrt: Das bindet jetzt 68 Prozent des Gesamteises
und hat 2003 nur 38 Prozent ausgemacht.

Diese Erkenntnisse sind laut Nasa erst durch die neuen Daten zur Eisdicke möglich geworden. Die bisher vorliegenden hochauflösenden
Aufnahmen von U-Booten der US-Marine brachten den Wissenschaftlern nur Bruchstücke verschiedener Teile der Arktis.
"Die Daten der U-Boote stimmen mit den Messungen von ICESat überein. Das überzeugt uns, dass Satelliten ein Weg sind, um die Eis-
dicke des gesamten arktischen Bassins zu überwachen", erklärt Kwoks Forschungskollege Jay Zwally vom Goddard Space Flight Center
der Nasa.

quelle (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/1827077_Arktisches-Eis-Satellit-dokumentiert-dramatischen-Verlust.html?sid=5c682bdeba2e1f658c3f5a61f467471c)