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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Prem**re greift das Vermarktungsmodell zwischen der Deutschen Fußball Liga (DFL)



Ratatia
20.01.08, 22:28
Premiere weist Kirchs Vorgaben zurück
von Lutz Knappmann und Jarka Kubsova (Hamburg)
Im Poker um die Übertragungsrechte der Bundesliga greift Premiere das vereinbarte Vermarktungsmodell zwischen der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Medienunternehmer Leo Kirch an. "Wir werden beinhart gegenverhandeln", sagte Premiere-Vorstand Carsten Schmidt der FTD.
In einem Brief an das Bundeskartellamt brandmarkt der Bezahlsender das Modell als kartellrechtlich unzulässig. Im Oktober hatte die DFL die Vermarktung der Übertragungsrechte für die Saisons 2009 bis 2015 Leo Kirchs Agentur Sirius übertragen. Dabei ist auch vorgesehen, dass Sirius künftig die Bezahlsender mit fertigen Programmbeiträgen versorgen soll. Die DFL will damit erreichen, dass sich auch Anbieter wie Kabelnetzbetreiber um die Übertragungsrechte bewerben, denen die Produktion eigener Berichte zu teuer wäre.
Premiere-Vorstand Schmidt, zuständig für Sport und New Business, hält das für indiskutabel. Der Zwang, ein fertiges Programm zu kaufen, verstärke das Monopol der DFL im Geschäft mit den Rechten. Als potenzieller Rechtekäufer verlange Premiere die "Hoheit über die Berichterstattung", sagte Schmidt. "Da sind wir zu keinerlei Kompromissen bereit - und sehen sehr gute Chancen, diese Forderung auch durchzusetzen."
Carsten Schmidt, Vorstand für Sport und New Business bei PremiereDie Ausschreibung der Übertragungsrechte soll im Februar angekündigt und bis Ende Mai abgeschlossen werden. Premiere zeigt sich zuversichtlich, den Zuschlag für die *******-Rechte zu bekommen. "Fußball ist wichtig für Premiere und wir sind bereit, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen", sagte Schmidt. Konkurrenz, etwa durch Kabelnetzbetreiber, erwartet er nicht: "Bislang bekommen wir von allen Infrastrukturanbietern das Signal, dass Premiere das Risiko für die Inhalte tragen und diese über die verschiedenen Anbieter verbreiten soll."
Vor gut zwei Jahren hatte Premiere die Rechte an den Rivalen Arena verloren und war in eine Krise geschlittert. Arena scheiterte aber mit dem Versuch, ausreichend Kunden zu gewinnen, und reichte die Rechte schließlich an Premiere weiter. Branchenkenner stützen daher Premieres Zuversicht. "Man wird die künftig geforderten Erlöse nicht ohne Premiere einspielen können. Das ist utopisch", verlautet aus Finanzkreisen. Premiere sei der Einzige, der einen so hohen Kundenbestand habe und bereit sei, für die Bundesliga Geld auszugeben.
Vermarkter Kirch steht unter großem Druck, einen solventen Abnehmer zu finden. Der Medienmogul, dessen Gruppe 2001 spektakulär zusammengebrochen war, garantiert den Bundesligavereinen Einnahmen von durchschnittlich 500 Mio. Euro pro Saison. Bis zum 31. Januar muss er eine Bürgschaft für die erste Saison vorlegen, sonst platzt der Deal. "Premiere steht jederzeit für eine direkte Partnerschaft mit der DFL zur Verfügung", kündigte Schmidt für diesen Fall an.
Ob der Einstieg des Medienunternehmers Rupert Murdoch bei Premiere die Chancen des Bezahlsenders steigert, wollte Schmidt nicht kommentieren. Der australisch-amerikanische Medienzar dürfte aber ein großes Interesse an den Bundesligarechten haben, die er auch international stärker vermarkten könnte - etwa über seine Bezahlsender BSkyB in Großbritannien und Sky in Italien.
Knackpunkt im Rechtepoker ist die Frage, wie exklusiv die Übertragungsrechte vergeben werden. Bislang überträgt Premiere die Spiele live. Zusammenfassungen der Partien zeigt die ARD in der "Sportschau" samstags bereits um 18.30 Uhr. Premiere fordert dafür einen späteren Termin, etwa 22 Uhr. Schmidt: "Wir sind für viele Modelle offen. Unsere klare Präferenz ist aber eine stärkere Exklusivität an den Samstagen. Es ist überfällig, dass wir in Deutschland an das europäische Niveau aufschließen, damit sich die Bundesliga weiter positiv entwickeln kann." In Frankreich etwa werden die Zusammenfassungen der Spiele erst am Sonntagmorgen im Free-TV ausgestrahlt. Weniger Exklusivität bei den Rechten müsse zwangsläufig Preisabschläge nach sich ziehen, sagte Schmidt.
ARD-Programmdirektor Günter Struve betonte, die ARD habe an einer "Sportschau" nach 20 Uhr kein Interesse. "Dann soll es ein anderer machen", so Struve. Dass die ARD aus dem Rechtepoker aussteigt, hält Schmidt aber für unwahrscheinlich. "Sie werden sehen, dass die Öffentlich-Rechtlichen am Ende mehr zahlen werden, als sie bislang erklären."
Derzeit werden verschiedene Szenarien diskutiert. So haben RTL und Sat 1 Interesse bekundet, samstags ein Livespiel im Free-TV zu übertragen. Premiere käme das entgegen, da die Spielzusammenfassungen in der "Sportschau" dann wohl gestrichen würden.Quelle (http://www.ftd.de/technik/medien_internet/:Premiere%20Kirchs%20Vorgaben/305861.html)