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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Raubkopier-Mafia jagt Detektiv-Hunde



Ratatia
09.11.07, 23:12
Die beiden Labradore Lucky und Flo gelten als die einzigen Hunde weltweit, die Raubkopien erschnüffeln können. Mehr als zwei Millionen illegale Datenträger haben sie bereits aufgespürt. Nun hat ein malaysisches Syndikat reagiert – und ein hohes Kopfgeld auf die beiden Detektive ausgesetzt.
Flo braucht drei Sekunden. Die Labrador-Dame sprintet auf die sechs Taschen zu, bleibt für einen Wimpernschlag an der braunen hängen, wendet sich ab, dann erstarrt sie plötzlich an der pink-schwarzen. Bewegungslos, in Lauerstellung, steht sie davor. Hier, genau in dieser Tasche sind die Raubkopien drin, soll das bedeuten. Flos Trainer Neil Powell nickt zufrieden, schüttet den Inhalt aus – und Dutzende DVDs fallen auf den Boden. Zur Belohnung schmeißt Powell seiner Hundedame einen gelben Tennisball zu. Flo schnappt den Ball und freut sich.
China kämpft gegen Raubkopien USA jagen chinesische Software-Piraten Es ist nur eine Übung, die Flo am Potsdamer Platz in Berlin absolviert. Doch den Ernstfall haben sie und ihr Partner Lucky schon Dutzendfach mitgemacht: Die beiden Hunde jagen Filmpiraten im Auftrag des US-amerikanischen Filmindustrie-Verbandes, der Motion Picture Association. Denn Lucky und Flo gelten als die einzigen Tiere der Welt, die Raubkopien erschnüffeln können. Powell und seine Kollegen haben sie dazu ausgebildet, bei dem Geruch von Polycarbonaten anzuschlagen. Das ist der Stoff, aus dem CDs und DVDs gefertigt werden. Zwar können sie nicht zwischen Original und Kopie unterscheiden. Doch bei Razzien hilft ein Blick in die Lieferpapiere, um Gewissheit zu erlangen. Schlagen die Hunde an, obwohl keine DVDs und CDs deklariert sind, handelt es sich fast immer um illegale Datenträger. Die Methode ist erfolgreich.
Die Filmpiraten zittern
Seit ihrer Ausbildung vor rund zweieinhalb Jahren in Irland waren Lucky und Flo bereits in den USA, Hong Kong, Malaysia, Singapur, Kanada und Dubai im Einsatz. Auf Häfen, Märkten, Parkplätzen. In Malaysia sind die beiden längst landesweit bekannt. Das Handelsministerium hatte die Hunde vor einigen Monaten engagiert. Codename der Operation: „Double Trouble“, doppelter Ärger. In wenigen Wochen spürten Lucky und Flo rund 1,9 Millionen Raubkopien auf, die Polizei verhaftete 26 Personen. Die Regierung verlieh den Hunden dafür einen Orden. Doch nun wetzt die Raubkopier-Mafia die Messer. Das von den Razzien geschädigte Verbrecher-Syndikat hat ein Kopfgeld in Höhe von rund 30.000 Dollar (20.500 Euro) auf die Vierbeiner ausgesetzt. „Jetzt begleitet uns in Malaysia ein Sicherheitsdienst oder die Polizei“, sagt Hundetrainer Powell. Passiert ist bislang nichts. Derzeit sind Flo und Lucky in Sicherheit.
GVU holt Hunde nach Deutschland
Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) hat die Hunde nach Deutschland geholt. Sie nutzt ihre Fähigkeiten an der Grenze zu Tschechien, etwa bei Philippsreut und Waldsassen. Laut GVU handeln dort Hunderte Vietnamesen mit Filmkopien. Ein bis drei Euro kosten aktuelle DVD-Filme, Tausende Deutsche kaufen täglich ein. Einigen haben Lucky und Flo den Spaß wohl schon verdorben. Die Hunde spürten in Zusammenarbeit mit dem tschechischen Zoll 17.000 Raubkopien auf, versteckt hinter doppelten Wänden, in Kofferräumen und verriegelten Marktständen. „Menschen würden Tage brauchen, um die Märkte zu durchsuchen. Flo und Lucky schaffen das in Minuten“, so der GVU-Vorsitzende Christian Sommer. Allerdings sind nicht alle von den tierischen Detektiven begeistert.
Deutsche Behörden halten sich zurück
Kritiker werfen der GVU vor, dass sie Lucky und Flo als Sympathieträger für zweifelhafte Einsätze missbraucht. So klopft die Gesellschaft derzeit bei deutschen Behörden wie dem Zoll an, um gemeinsame Aktionen mit den Hunden vorzubereiten. Doch für Vergleichbares hatte sich die GVU bereits einen Rüffel eingefangen. Die „Privatisierung von Ermittlungsverfahren ist unzulässig“, befand das Landgericht Kiel im August 2006. Damals hatten GVU-Mitarbeiter im Beisein der Polizei die Wohnungen von Verdächtigen durchsucht.
Laut dem Magazin c’t wurden die Staatsanwaltschaften in Baden-Württemberg vom Justizministerium darauf hingewiesen, dass die "Hinzuziehung von Mitarbeitern der GVU zu Durchsuchungen nicht zulässig“ ist. Das könnte auch ein Schnüffelverbot für Lucky und Flo bedeuten. hier der vollständige Bericht im -Net (http://www.welt.de/webwelt/article1342692/Raubkopier-Mafia_jagt_Detektiv-Hunde.html)