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Thema: "Es werden Menschen sterben wegen dieser Seite"

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    Arschloch der Herzen Avatar von Duke
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    "Es werden Menschen sterben wegen dieser Seite"

    Die Webseite "Who´s a rat?" outet Polizeiinformanten, V-Leute, Kronzeugen. US-Behörden versuchen bisher vergeblich, die Seite abzuschalten. Die Betreiber wundern sich: Es sei doch nur ein Service für Anwälte.

    Woche für Woche führt Whosarat.com drei Menschen auf seiner Startseite vor - mit Fotos, Adresse und ihren angeblichen Missetaten: Sie arbeiten als Informanten, verdeckte Ermittler oder sind Kronzeugen der Staatsanwaltschaft. Im Jargon der Webseite sind solche Menschen "Ratten". Seit 2004 sammelt das höchst umstrittene Angebot persönliche Details zu 4300 Informanten und 400 verdeckten Ermittlern. Diese sollen vor allem aus im Internet öffentlich zugänglichen Gerichtsakten stammen.

    Was das Problem klar macht: Whosarat greift auf offiziell freigegebene Dokumente zu, sammelt sie und reichert sie zu Dossiers mit zusätzlichen Informationen aus verschiedenen Quellen an. Das alles, argumentieren die Betreiber, sei eine Dienstleistung für "Anwälte und Strafverteidiger mit limitierten Ressourcen".

    Denen bietet die Webseite tatsächlich preisgünstig Zugang zu Informationen, die für ihre Fälle wichtig sein könnten: Statt sich die Dokumente mühselig selbst zusammensuchen zu müssen, bekommen sie sie gebündelt geliefert, für nur noch 7,99 Dollar pro Woche, 28,99 Dollar im Jahr oder 89,99 Dollar für einen lebenslangen Zugang.

    Zahlreiche US-Behörden hoffen, dass sich dieser Passus auf die Lebensdauer der Webseite bezieht - und keinen zu langen Zeitraum beschreibt: Seit die Seite im August 2004 online ging, versuchen US-Behörden vergeblich, sie wieder schließen zu lassen. Ihr naheliegender Verdacht: Whosarat könnte genutzt werden, Hatz auf Informanten zu machen.

    Indizien, dass dies geschieht oder die Seite genutzt wird, Zeugen einzuschüchtern, gibt es genug. Dass sie das Potential dazu hat, wurde umgehend erkannt: Wenige Wochen, nachdem Whosarat online ging, wurde die Seite zur "Unethischsten Webseite des Monats" gekürt.

    Bereits Mitte September 2004 warnte auch der Anti-Terrorism Advisory Council des Justizministeriums von Florida alle Mitarbeiter von Polizei- und Sicherheitsbehörden davor, die Webseite auch nur zu besuchen: Die Möglichkeit, dass eine Namens-Suche nach V-Leuten, Undercover-Agenten und Polizeibeamten dort von den Betreibern dazu genutzt werden könne, die IP-Adresse des Recherchierenden mit dem gesuchten Datensatz zu verknüpfen und die Daten zu veröffentlichen, stelle ein akutes Risiko dar.

    Wörtlich heißt es in dem "SIS Bulletin #137 Whosarat Website Advisory" vom 16. September 2004: "Diese veröffentlichten Informationen könnten von Kriminellen und/oder Terroristen genutzt werden, Polizeiarbeit zu behindern, und könnten Beamte und Informanten gefährden. Besuchen Sie diese und ähnliche Seiten nicht von Computern aus, die eine Regierungs-IP-Adresse benutzen, und suchen Sie dort oder auf ähnlichen Seiten nicht nach den Namen von Polizeibeamten oder Informanten." Das US-Heimatschutzministerium und mehrere Justizministerien der Staaten schlossen sich der Warnung an.

    Die Hintermänner

    Im Dezember 2004 ging Whosarat kurz offline, seitdem läuft die Seite stabil - trotz zahlreicher Versuche, sie abschalten zu lassen. Darum bemühten sich unter anderem die Generalstaatsanwälte von Maine und New York, scheiterten aber an der Diamanten-harten Argumentation der Seitenbetreiber.

    Gründer der Seite ist Sean Bucci, ein durch die Informationen eines Polizeiinformanten verurteilter Drogendealer. Bucci ist interniert, wartet im Augenblick auf die Fortführung seines Prozesses und habe inzwischen mit der Seite nichts mehr zu tun, wie Whosarat-Sprecher Anthony Capone behauptet. Der Mann mit dem sinnfälligen Nachnamen vertritt das Angebot bereits seit 2005 gegenüber der Öffentlichkeit.

    In den Whois-Datenbanken wird er als "Administrative Contact" geführt - und zwar angeblich mit Wohnsitz in Australien, wo damit auch die Firma Whosarat residiert. Sean Bucci aber ist nach wie vor der Mann, der bis Mai 2011 die Rechte an der Internetdomain hält. Das macht ihn sozusagen zum "Verleger", während Capone inhaltlich die Verantwortung für das Angebot trägt. Nominell ist Capone allerdings nur Sprecher der Webseite - wer wirklich dahinter steht, lässt er offen. Dass Whosarat zumindest nominell von Australien aus operiert, macht die Klärung der Sache nicht einfacher.

    Das Primat der Pressefreiheit

    Dabei war diese Form des Versteckspiels bisher gar nicht nötig. Die Betreiber berufen sich höchst erfolgreich auf das so oft strapazierte First Amendment zur amerikanischen Verfassung. Diese äußerst weit gehende Garantie der Meinungs- und Pressefreiheit gewährt in den USA selbst Rassisten und Verfassungsfeinden weitgehende Publikationsfreiheit. Whoasarat, dessen Dossiers nur aus offiziell zugänglichen Quellen und "Meinungsäußerungen" informierter Personen bestehen, scheint da kaum angreifbar.

    Zumal sich Capone auf einen Präzedenzfall berufen kann. Im Juli 2004 urteilte ein Richter im Prozess gegen Leon Carmichael Sr., der wegen Drogendelikten und Geldwäsche verurteilt worden war, dass dieser das Recht habe, die Namen der Personen, deren Informationen zu seiner Verurteilung geführt hatten, auf einer Webseite zu veröffentlichen. Das falle unter den Schutz der Meinungsfreiheit.

    Im November 2006 versuchte es Richter Thomas Hogan trotzdem noch einmal: Er brachte das Thema in die Judicial Conference of the United States in Washington ein, ein Gremium, das die Richtlinien für die Arbeit der Bundesgerichte festlegt. Dort wurde eine briefliche Eingabe eines Mitarbeiters des Justizministeriums verlesen, in der es hieß: "Wir beobachten die Entstehung einer Branche, die sich in der klaren Absicht, Zeugen einzuschüchtern und Rache zu üben mit der Wiederveröffentlichung von Gerichtsdokumenten über Menschen, die mit den Gerichten kooperieren, auf Webseiten wie Whosarat beschäftigt."

    Schutz durch Entzug der Informationsquellen?

    Die Empörung über das unanständige Angebot kochte hoch, nachdem die Nachrichtenagentur AP am 30. November 2006 einmal mehr ausführlich darüber berichtete. Unter anderem zitierte sie Anthony Capone, angeblich nur Sprecher von Whosarat: "Falls Leute verletzt oder getötet werden, sind sie auf eine Art doch selbst Schuld. Sie wussten doch, mit was für Gefahren es verbunden ist, Informant zu werden. Missverstehen Sie mich nicht, wir würden es bedauern, wenn Leuten etwas zustieße. Aber wenn die sich dazu entscheiden, Informant zu werden, gehört so etwas zu den Möglichkeiten, mit oder ohne die Webseite."

    Deren Erfolg stieg noch durch die kontroverse Berichterstattung, und wenige Tage nach der Richterkonferenz von Washington wurde Whosarat von einem kostenlosen Web-Angebot zu einer Zahlseite umpositioniert.

    Doch Richter Hogans erneuter Vorstoß hatte noch mehr Konsequenzen, wie am Dienstag die "New York Times" berichtete. Offenbar wächst der Druck aus dem US-Justizministerium, Whosarat den Strom abzudrehen. Die Frage ist nur nach wie vor, ob dies überhaupt möglich ist. Da Webseiten wie Whosarat so unangreifbar scheinen, bietet sich nur eine Alternative an: Gerichtsakten zu geheimen Verschlusssachen zu machen.

    Das aber stößt auf breite Kritik. Auch Richter John R. Tunheim, Vorsitzender der Judicial Conference, ist kein Freund der Geheimniskrämerei: Vorstellbar sei allenfalls, Details zu kooperativen Verhalten von Zeugen mit dem Gericht und Informationen über Identitäten von den allgemeinen Gerichtsakten zu trennen und zu "versiegeln", so Tunheim. Selbst das aber würde Gesetzesänderungen erfordern. US-Strafverteidiger hören das mit Missvergnügen: Für sie ist der freie Zugang zu möglichst vielen Informationen zu einem Fall oftmals Fall-entscheidend.

    "Who's a rat?" als Waffe

    Für gangbarer hält es Tunheim deshalb, das Problem "Fall für Fall" von den Gerichten regeln zu lassen. Ob das realistisch ist, ist fraglich. Tatsächlich erntete Whosarat in den letzten Jahren so einige Erwähnungen vor Gericht - den Verfahren war das kaum dienlich. Wie Kriminelle Whosarat zur Stützung ihrer Verfahren nutzen, dokumentierte Ende April das Verfahren gegen Steven Northington, einen Drogenboss aus Philadelphia, der die Erschießung eines Konkurrenten befohlen haben soll. In einer Abfolge von Prozessen, in denen es auch um Zeugeneinschüchterung und mehrere Morde ging, beharkten sich mehrere Dealer und Killer gegeneinander wegen Deals und Kooperationen mit der Justiz.

    Eine davon führte zur Überführung des Killers Kaboni Savage, der - vom FBI gefilmt - zur Einschüchterung eines Zeugen angeregt hatte, dessen fünfjährigen Sohn "den Kopf weg[zu]blasen", einem anderen Kind mit einem Baseballschläger den Kopf einzuschlagen und "Barbecue-Soße auf die Überreste" einer durch Brandstiftung ums Leben gekommenen sechsköpfigen Familie zu schütten. Im Prozess gegen seinen Ex-Arbeitgeber Northington kam Savage diesem zu Hilfe, indem er wahrscheinlich seine Schwester Details über einen aussagewilligen Ex-Mitarbeiter bei Whosarat veröffentlichen ließ. Der Zeuge verstummte.

    In einem anderen Fall führte so etwas zu "Verräter"-Graffitis am Haus eines identifizierten Zeugen und zur Verteilung von "Steckbriefen" im Stadtviertel.

    Whosarat selbst distanziert sich von solchen Vorgängen. Die Seite rufe nicht zu Gewalt oder illegale Aktionen gegen Informanten oder Polizeibeamte auf oder heiße so etwas gut, heißt es in einem "Disclaimer" auf Whosarat. Für Frank O. Bowman ist das eine substanzlose Schutzbehauptung. Der ehemalige Staatsanwalt und Rechtslehrer an der Universität Missouri hat eine klare Meinung über das anrüchige Angebot. Bowman in der "New York Times": "Whosarat ist verabscheuungswürdig und äußerst gefährlich. Menschen werden deshalb sterben."
    von Frank Patalong

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