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Wolverine
05.02.07, 08:02
Catania/Rom - Der "Krieg im Stadion" von Catania, die bürgerkriegsähnlichen Krawalle und der Tod eines Polizisten haben das Land von Weltmeister Italien in einen Schockzustand versetzt:
Nach den Ausschreitungen in Italien fordert der Vatikan ein einjähriges Fußball-Verbot
Die Gewalt-Exzesse am Rande des Derbys zwischen Catania Calcio und US Palermo am Freitagabend auf Sizilien hatten ein Todesopfer gefordert: Der 38-jährige Filippo Raciti war durch einen Steinwurf getötet worden.
Die italienische Regierung, nationale und internationale Sportführer und sogar der Vatikan haben daraufhin Fanausschreitungen den entschlossenen Kampf angesagt.
"Ich bin tief bestürzt. So kann und wird es nicht weitergehen. Es wird jetzt drastische Signale geben, um die Lage radikal zu verändern und die Degeneration des Sports zu verhindern", kommentierte Ministerpräsident Romano Prodi den "Krieg im Stadion" ("La Repubblica").
Mit seinen Forderungen am weitesten ging der Vatikan. Die oberste Behörde der katholischen Kirche forderte ein einjähriges Fußball-Spielverbot.
Der Tod des Polizisten sei ein "unannehmbarer Wahrsinn", kommentierte die vatikanische Tageszeitung "L'Osservatore Romano".
"Fußball ist ein Sport geworden, der in den Händen von Kriminellen, ja sogar von Mördern ist. Trotz der starken wirtschaftlichen Interessen muss man den Mut haben, mindestens ein Jahr lang diesen unregierbaren Zirkus zu stoppen", so das Blatt weiter.
Die italienische Regierung kündigte nach den Ausschreitungen in Catania am Sonntag schärfste Sicherheitsvorkehrungen zur Bekämpfung der Gewalt in den Stadien an.
In den Arenen, in denen die Sicherheitsstandards nicht garantiert werden können, soll künftig unter Ausschluss der Öffenlichkeit gespielt werden.
Außerdem sollen die Meisterschaftsspiele sofort abgebrochen werden, sobald Feuerwerkskörper gezündet, Gegenstände geworfen werden oder Tränengas eingesetzt wird.
Am Montag will das Kabinett von Ministerpräsident Prodi ein entsprechendes Maßnahmenpaket verabschieden. Danach soll die Meisterschaft erst am 18. Februar wieder aufgenommen werden.
Am Wochenende waren alle Fußball-Begegnungen auf Grund der Vorkommnisse auf Sizilien abgesagt worden. Die Regierung will zudem die Anreise von Fans zu Auswärtsspielen ihrer Klubs für den Rest der Meisterschaft verbieten.
Der neue Uefa-Präsident Michel Platini versprach den Verantwortlichen in Italien im Kampf gegen die Gewalt die volle Unterstützung.
Am Sonntag wurde unterdessen das Autopsie-Ergebnis bekannt. Raciti starb an inneren Blutungen als Folge eines geworfenen Steines, der ihn am Kopf getroffen hatte.
Die neuesten Ermittlungen erhärteten den Verdacht, dass es sich um eine gezielte Aktion und einen Rache-Akt gegen den Polizisten gehandelt habe.
An den Tagen nach den Krawallen, bei denen insgesamt 29 Personen festgenommen wurde, darunter neun Minderjährige, und insgesamt 71 weitere Personen zum Teil schwere Blessuren erlitten hatten, jagte auf politischer Ebene eine Krisensitzung die nächste.
Der zweite Todesfall auf dem Apennin durch Fußball-Krawalle binnen sechs Tagen sowie die erschreckenden TV-Bilder von der Straßenschlacht der Polizei mit überwiegend vermummten Ultras aus Lagern beider Teams haben die gesamte Nation zutiefst erschüttert.
Erst im vergangenen Sommer waren die Tifosi durch den Fußball-Skandal im eigenen Land in ein Tal der Tränen gestürzt worden. Selbst der WM-Triumph der Squadra Azzurra in Deutschland konnte das Ansehen des Calcio nur bedingt wiederherstellen.
Die Kommentare vieler italienischer Zeitungen verdeutlichten den Handlungsbedarf in allen Bereichen. "Szenen wie in Vietnam am Ende eines Fußball-Spiels - in Catania ist der Fußball gestorben", urteilte am Samstag die Zeitung "Tuttosport", und "La Stampa" schrieb:
"Ein Toter pro Woche ist der erschreckende Rhythmus des Horrors, den wir noch Fußball nennen. Wir sind ein Land im Würgegriff der Hooligans. Die Bilder aus Catania erinnern uns an Bagdad. Wir sind ein Land im Krieg mit sich selbst."
© www.sport1.de


unglaublich, was dort so geht!!!