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fritzmuellerde
06.03.10, 07:38
Affäre Amerell: Sex, Intrigen, Eifersucht
Die Sache läuft aus dem Ruder

Wer geglaubt hatte, Manfred Amerell bereite nach der Einigung mit dem DFB seinen Rückzug vor, hat sich getäuscht. Keiner der Beteiligten wird unbeschadet aus dieser Affäre hervorgehen. Vor allem Theo Zwanziger nicht. Seine Zeit als DFB-Präsident scheint abgelaufen.

So gerne er das auch wollte - der Deutsche Fußball-Bund kann den Fall Manfred Amerell noch lange nicht zu den Akten legen. Der Ex-Schiedsrichter will nun den Unparteiischen Michael Kempter und drei seiner Kollegen verklagen, weil sie behaupten, er habe sie sexuell belästigt. Die Angelegenheit gerät zur Schlammschlacht, weil alle Beteiligten ihre Sicht der Dinge in aller Öffentlichkeit ausbreiten. Damit angefangen hat der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger. Es geht – und das alles unter Vorbehalt, weil es immer nur eine Quelle gibt - um private E-Mails, Sex, Intrigen, Eifersucht und vielleicht sogar um Liebe. Also um Dinge, die niemanden etwas angehen. Zu spät.

Wie immer die Sache ausgeht – unbeschadet wird keiner der Protagonisten aus ihr hervorgehen. Amerell nicht, der alle Vorwürfe bestreitet. Kempter nicht, weil er, selbst wenn er das Opfer ist, mindestens eine verhängnisvolle E-Mail geschrieben haben soll. Und auch DFB-Präsident Theo Zwanziger nicht, weil ihm selbstverschuldet die Amerell-Affäre völlig aus dem Ruder läuft. Ein Überblick:

MANFRED AMERELL: Der Ex-Schiedsrichter und Ex-Funktionär beim DFB tut das, was ein Mann in Bedrängnis meist tut – er schlägt zurück. Michael Kempter beschuldigt ihn, also beschuldigt er Kempter. Er macht das, indem er im Fernsehen private E-Mails von Kempter an ihn herumzeigt. Zumindest behauptet er, dass sie von Kempter sind. Diese Mails sollen belegen, dass die Beziehung zwischen den beiden Männern zwar freundschaftlich und bisweilen intim war, aber beide damit einverstanden waren.

Amerell, verheiratet, zwei Kinder und nach eigener Aussage bisexuell, sagt: "Er ist wohl auf mich abgefahren." Und will so die Glaubwürdigkeit des Zeugen Kempter untergraben. Der hatte behauptet, Amerell habe ihn sexuell belästigt. Drei weitere junge Schiedsrichter, deren Namen nicht bekannt sind, behaupten das auch. Amerell hat angekündigt, die vier Referees jetzt verklagen zu wollen.

Und so geht's weiter: Amerell hat nichts mehr zu verlieren und zieht die Sache durch. Ende offen.

MICHAEL KEMPTER: Der Schiedsrichter hat inzwischen, wie immer die Sache auch ausgeht, ein zusätzliches Problem. Womit wir wieder bei den Mails sind, die er angeblich an Amerell geschickt hat. In einer soll Kempter vor der 0:2-Niederlage von Bayern München in der Champions League am 11. April 2007 gegen den AC Mailand an Amerell geschrieben haben: "Hoffentlich fliegen die Bayern gleich raus, dann können wir anstoßen." Der DFB hat den für das Zweitliga-Spiel am Sonntag zwischen Union Berlin und dem MSV Duisburg vorgesehenen Kempter abgesetzt.

Auch die Deutsche Fußball Liga und der FC Bayern haben reagiert – und sind scheinbar arg verwirrt. Liga-Präsident Reinhard Rauball und Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge ließen verkünden, "dass das Thema Kempter unter Einschluss der öffentlich gemachten E-Mails im Rahmen der Gesamtaufarbeitung der 'Thematik Schiedsrichterwesen' bei der kommenden Präsidiumssitzung zur Sprache gebracht wird". Will heißen: Sie reden drüber.

Und so geht's weiter: Kempters Karriere als Schiedsrichter ist beendet.

THEO ZWANZIGER: Der DFB-Präsident ist schwer unter Druck. Zwanziger war es, der die Anschuldigungen Kempters öffentlich gemacht und so den Boden für die Schlammschlacht bereitet hat. Nicht das erste Mal, dass ihm das Krisenmanagement völlig misslingt - wie beim Wettskandal oder beim Ärger um die Vertragsverlängerung des Bundestrainers Joachim Löw. Nun bezeichnet Amerell die Behauptung, er sei von seinen Ämtern zurückgetreten, als "eine glatte Lüge. Ich wurde erpresst, das so zu machen". Abgesehen davon, dass es richtig war, Amerell zum Rücktritt zu drängen, hatte Zwanziger versucht, dessen Demission der Öffentlichkeit mit gesundheitlichen Gründen zu verkaufen.

Als immer mehr Details durchsickerten, stellte sich Zwanziger vor Kempter, belastete Amerell in aller Öffentlichkeit der sexuellen Belästigung und sprach davon, es gehe darum, das "Schweigekartell" zu brechen. Inzwischen ist unklarer denn je, wer hier Schuld auf sich geladen hat. Amerell formuliert das so: "Er hat in blindwütiger Art und Weise zwei Menschen, die damit geschädigt und kaputt sind, und ihre Ehre auf dem Altar der Öffentlichkeit geopfert". Zwanziger merke nicht, dass "es hier um Menschen geht, nicht um Holzstücke". Vielleicht merkt er aber, dass er sich völlig verzettelt hat und seine ständigen Rücktrittsgedanken keine Drohung mehr sind.

Und so geht's weiter: Das nächste Rücktrittsangebot Zwanzigers nimmt der DFB an.

Quelle n-tv (http://www.n-tv.de/sport/fussball/Die-Sache-laeuft-aus-dem-Ruder-article762144.html)