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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Titan tritt ab



Burgerdri
18.05.08, 23:32
Auch im Abschied blieb Oliver Kahn ganz der Titan. Für die Tränen waren Hitzfeld und Hoeneß zuständig. Beherrscht und cool nahm Kahn, der in 14 Jahren Bundesliga im Tor des FC Bayern München nur 0,95 Tore pro Partie kassierte, Blumen, Glückwünsche und Ovationen entgegen. Als der gebürtige Karlsruher mit dem proppenvollen Trophäenschrank nach 89 Minuten mit seinem Nachfolger Michael Rensing abklatschte, stand die Allianz-Arena. Kahn zu Ehren. Den Ritterschlag schickte der Kaiser höchstselbst hinterher: "Er war immer der Beste", bemerkte Vereinspräsident Franz Beckenbauer im Rahmen des "Sportstudios" des ZDF.

Nie Weltmeister

Zu Ehren des personifizierten Bayern-Gens, des Sieger-Gens hatten sie sich kurz vor dem Abpiff durch die Schiedsrichterlegende Dr. Markus Merk von ihren Zuschauerplätzen erhoben. Nur Weltmeister ist Kahn nie geworden. Weil der 38-Jährige - wie 1986 einer seiner Vorgänger in München, Toni Schumacher - anno 2002 nur bis zum Finale alles hielt. Diese Momente aber vermenschlichten den enttäuscht am Pfosten sitzenden Titanen, holten ihn auf die Erde zurück: näher zu den Menschen, die rechtzeitig vor seinem letzten Gang in die Umkleidekabine begannen, ihn zu mögen.




Spätestens seit der WM 2006, als Bundestrainer und Bald-Bayern-Coach Jürgen Klinsmann Kahn zum "Gute-Laune-Bär" des Kaders degradierte, ist für viele Fans das Feindbild mit dem furchterregenden Einsatz für jeden einzelnen Sieg verschwunden. Die berühmt-innige Szene mit dem einst erbittertsten Konkurrenten Jens Lehmann aus dem Viertelfinal-Krimi gegen Argentinien gehört seitdem ebenso zum Kahn-Kanon wie der Biss gegen Dortmunds Heiko Herrlich, der Kung-Fu-Tritt gegen Herrlichs damaligen Sturmpartner Stéphane Chapuisat, der Griff an den Hals des seinerzeitigen Leverkuseners Thomas Brdaric und der Bohrer in der Nase seines heutigen Mannschaftskollegen Miroslav Klose.

Noch einen 21 Jahre alten Rekord mitgenommen

557 Mal nutzte Kahn die Bühne Bundesliga, um sein im schonungslosen Übungsbetrieb wachsendes Können vor aller Augen zu präsentieren. Dass der dreimalige Welttorhüter auf dem Höhepunkt abtrat, mit seinem fünften Double in der Tasche, unterstrichen seine Leistungen der zurückliegenden zehn Monate. So ganz nebenher - und in der ganzen Konzentration auf Abschied, Tränen und Nachrufe schier untergegangen - sicherte Kahn sich und seiner Deckung einen Rekord: Läppische 21 Gegentore hatte es in der Bundesliga nie zuvor gegeben. Insgesamt bekam Kahn seit 1994 und seinem Wechsel aus Karlsruhe an die Isar 407 in 427 Begegnungen.

Bis September Zeit zum Nachdenken

Einen Oliver Kahn wird es nicht mehr geben. Einmal jedoch noch im Trikot des FC Bayern. Zum offiziellen und endgültigen Abschied am 2. September 2008 in der Allianz-Arena. Dann wird die Nationalelf zu Gast sein. Und Kahn wird Zeit zum Nachdenken gehabt haben. "Das muss man jetzt erstmal alles verarbeiten", erzählte der 86-malige Nationalspieler im ZDF-Interview. "Es war wahnsinnig anstrengend die letzten Tage, die letzten Wochen. Alles, was mit dem Abschied und all diesen Dingen auf mich eingeprasselt ist. Es wird jetzt erst so die nächsten Wochen und Monate kommen, dass man so richtig in ein kleines Loch fällt und mal ein bisschen über alles nachdenken kann. Jetzt so direkt aus dem Tagesgeschäft raus ist das immer ein bisschen schwierig, die Gefühle richtig einzuordnen."

Für den Kaiser immer "der Beste"

In Sachen Einordnung in der reichen Historie der Bayern half Beckenbauer: "Er wird sicher eine große Lücke hinterlassen, nicht nur von seinen Fähigkeiten im Tor, sondern auch von seiner menschlichen Seite. Er war ein Kämpfer, er hat die Mannschaft nach vorne gepeitscht, nach vorne getrieben", beschrieb die Lichtgestalt die Unersetzbarkeit des nimmermüden Antreibers. "Natürlich auch unter dem Aspekt seiner sportlichen Leistung: Er war immer der Beste!"

Quelle:
http://sport.t-online.de/c/15/07/84/28/15078428.html

Panther
19.05.08, 16:19
Tschau Oli...jetzt wird"s sich zeigen ob Rensing in seine Schuhstapfen treten kann...